Kunst am Boden

Kevelaer. Es gibt viele weniger charmante Antworten auf die Kevelaerer Pflaster-Frage. Frederike Wouters lächelt und sagt, dass sie auch in anderen Städten schon Überzeugungsarbeit habe leisten müssen, dass Straßenmaler auf Kopfsteinpflaster einfach keine ordentlichen Bilder hinkriegen. Und so malen sie ihre religiösen Motive halt auf Holz, diese ganz besonderen Straßenmaler, die am kommenden Wochenende in die Marienstadt kommen. Zum ersten internationalen Madonnari-Festival in Deutschland.
Das Thema passe gut zu Kevelaer, dachte sich Frederike Wouters, kurz nach der Eröffnung ihres Kunst- und Kultur-Ateliers im Schatten der Basilika von City-Managerin Nicole Wagener nach Ideen befragt. Bei Kirche, Wallfahrt und Stadtmarketing stieß die Idee ebenfalls auf fruchtbaren Boden. Und als dann noch von ganz oben der Segen für die Kaufmannschaft kam, wurde die Idee endgültig zum Festival. „Die Genehmigung des Ministeriums für diesen zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntag erfüllt mich mit großer Freude“, so Bürgermeister Dr. Dominik Pichler. „Diese Entscheidung zeigt, dass wir dem Ministerium mit diesem Festival eine ganz besondere Veranstaltung und eine Begründung liefern konnten, die die Behörde überzeugte und zu einer für Kevelaer guten Entscheidung kommen ließ.“
Den Kontakten von Frederike Wouters, die vor zehn Jahren zum ersten Mal an einem Madonnari-Festival teilnahm, ist es zu verdanken, dass die Liste der 20 Künstler aus acht Nationen große Namen aus der „Szene“ birgt. Viele der Künstler hätten bereits bei anderen Festivals Preise eingeheimst, erzählt Wouters – und stellt gleich klar, dass es beim ersten deutschen Madonnari-Festival in Kevelaer keine Jurybewertung geben wird. Ein Konkurrenzdenken solle so vermieden werden, sagt die Kevelaerer Künstlerin. Einen Preis gibt es aber doch: Das Publikum kürt quasi seine Lieblingsmalerin/seinen Lieblingsmaler per Voting auf dem Veranstaltungsflyer, der dann in eine Box geworfen werden kann. Einfach, kontaktfreudig und kommunikativ angelegt, wie überhaupt das ganze Festival im Vorfeld einen eher unkomplizierten Eindruck macht.
Das Forum Pax Christi wird zum Freiluftatelier
Ein Eindruck, der zumindest aus der Sicht der Organisatoren täuschen könnte: Flüge, Transfers und Übernachtungen der 20 Künstler haben sie organisiert, die vier Quadratmeter großen Holzplatten stehen zur Anlieferung bereit, das Forum Pax Christi wird zu einer Art überdachtem Freiluft-Atelier „umgebaut“, denn die Künstler malen eben am Boden und dazu musste ein Teil der Bestuhlung entfernt werden. Mit der Sparkasse haben sich die Veranstalter einen großen Kultursponsor ins Boot geholt, der die Begeisterung für die Kunst nicht erst seit den Zeiten des seligen Kevelaerer Kulturvereins „Impuls“ teilt und weiter trägt.
Der Boden für die Kunst scheint bereitet, das Kevelaerer Pflaster für die Künstler kein schlechtes zu sein. „Kunst und Kultur im Einklang mit der Wallfahrt – das macht Kevelaer seit Jahren „unverwechselbar“,“ jubelt das KevelaerMarketing und sorgt mit einer gastronomisch-kulinarischen „Weingasse“ am Niederrheinischen Museum noch für ein Tüpfelchen italienisches Flair obendrauf. Die Kevelaerer „Wein­experten“ Weinhandel Markus Nießen von der Busmannstraße, „Die Kleine Weinkammer“ aus Kevelaer-Wetten und das Restaurant „Cumsalis“ in der Museumspassage bieten Weinspezialitäten und -raritäten zum Probieren an. Abends gibt‘s dazu und dort Live-Musik und im KuK-Atelier am Johannes-Stalenus-Platz 8 wird jeweils ab 14 Uhr die Ausstellung „Liquid Lights“ gezeigt.
Die Künstler malen im Forum Pax Christi Samstag, 19., und Sonntag, 20. August, ab 9 Uhr, am Sonntag um 17 Uhr erfolgt die Prämierung des Publikumslieblings.
Und dann? „Das Festival soll nachwirken“, sagt der Leiter des Kevelaer Marketing, Bernd Pool. In den kommenden Tagen sollen die Bilder ausgestellt werden, etwa in Kevelaerer Schaufenstern.
Michael Nicolas