Kritik von Anwohnern und Behinderten

„Schade, dass wir das nicht mehr ändern können“, meinte einer der rund 60 anwesenden Bürger, die sich von Helmut Hardt von der „Stadtumbau Ingenieursgesellschaft“ die Pläne für den Mechelner Platz erläutern ließen. Vergangene Woche hatte die Stadt Kevelaer zu einer Bürgerversammlung über die Innenstadtgestaltung geladen. Im Zentrum standen die Neugestaltung von Mechelner Platz und Hauptstraße.
Zunächst entschuldigte sich Bürgermeister Dominik Pichler dafür, dass der Termin in die Herbstferien lag und die Debatten um Mechelner Platz und Hauptstraße nicht an zwei separaten Terminen, sondern gestaffelt an diesem Abend stattfanden. „Das ist dem engen Korsett geschuldet“, verwies er auf die eine Woche später folgende Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses. Früher jedoch war die Ausarbeitung durch Planer Helmut Hardt nicht abgeschlossen, und Pichler erklärte, ihm sei wichtig gewesen, dass die Entwürfe den Bürgern vollständig vorliegen. „Kritik ist nicht verboten“, machte der Bürgermeister dann deutlich. Von dieser Anregung machten die Bürger im Verlauf des Abends reichlich Gebrauch.
Hardt stellte das „Trichtermodell“ für den Mechelner Platz als Grundstruktur zur Neugestaltung des Museumsvorplatzes mit ebenen Betonplatten und Klinkerpflaster vor. Ergänzend zeigte er die Variante mit weniger gepflasterten Flächen und einer Rasenfläche im mittleren Dreieck des Trichters auf.
Vorgesehen sind auch eine Anlieferung von Museumsobjekten per Lkw, eine Verbindung zum Forum Pax Christi und das mögliche Anlegen von Skulpturen und eines „Wasserspiels“ am Vorplatz. Ein solches Wasserspiel würde aber an die 110 000 Euro kosten, das Geld dafür müsste aus anderen Quellen kommen.
Dazu kommen eine großzügige Spielfläche, in der die „alten“ Gerätschaften wie Kletterspinne und -turm verbleiben sollen, und mehreren Sitzgelegenheiten in einem grundsätzlich verkehrsfreien Raum mit erschwertem Zugang für Radfahrer. Die Kosten sollen brutto zwischen 275 000 und 320 000 Euro betragen.
Die Tendenz der meisten Bürger ging beim Trichter in Richtung mehr Grünfläche, die allerdings grundsätzlich besser als in der Vergangenheit gepflegt werden sollte. Verena Eifert, Mitglied der Selbsthilfegruppe „Pro Retina Deutschland“, verwies als Sehbehinderte darauf, dass es viel zu wenige Farbkontraste und keine Leitlinien gebe, an denen man sich orientieren könne. Darauf müsse man bei der Materialwahl in der Ausführungsplanung schauen, meinte Planer Hardt dazu.
Die beiden Sprecher der Bürgerinitiative Mechelner Platz, Lutz Apel und Georg Hensen, wiesen auf eine mögliche Bebauung am Rand des Platzes hin, gegen die sie sich vor zwei Jahren bereits vehement zur Wehr gesetzt hatten. Sie kritisierten, nicht in die Planungen im Vorfeld mit einbezogen worden zu sein. Und sie sahen keine Aufwertung des Spielplatzes, wenn es keine neuen Spielgeräte und kein Wasserspiel gebe. An den Kosten für das Wasserspiel würde man sich beteiligen.
In Sachen Wasserspiel gab es Unterstützung durch Bürgermeister Dominik Pichler: „Meine Kinder selbst finden Wasser toll – ich werde an den Ausschuss und den Rat appellieren, es zu realisieren. Das wäre eine Aufwertung“, so seine klare Aussage.
Danach wurde die Entwurfsplanung für die Hauptstraße diskutiert, wonach die Straße – farblich überwiegend in Rot oder Rotbraun gehalten – klar in drei Bereiche gegliedert werden soll. In der Mitte soll es die Bewegungsfläche für Pilger, Passanten, Anlieferung und Rettungswagen geben. An den Seiten sollen die Außengastronomie und die Warenauslagen stehen, gegliedert mit Hilfe heller Rinnen mit Betonstein und kleiner Kante.
Alle wollen Bäume, aber nicht vor ihrem Geschäft
Dazu sind Bänken, fünf Baumpaare, Bodenornamente und über den Pilgerweg hängende Fahnen sowie neue LED-Leuchten, zentrale und dezentrale Radstellplätze für geordnetes Fahrradparken und an den Einmündungen vier große Gelenkpunkte vorgesehen. Die Kosten für den Umbau sollen sich auf 860 000 bis 950 000 Euro belaufen.
Hardt stellte von sich aus klar, dass es hinsichtlich der Bäume viele Rückmeldungen gegeben habe nach dem Motto: „Bäume ja, aber nicht bei mir.“ Die Platzierung werde nicht einfach werden, aber man werde auf ein durchgängiges Bild achten. „Das wird uns begleiten“, so seine Überzeugung.
Es werde zur Konzeptplanung ein Beschluss mit zehn Bäumen in fünf Zweierreihen geben, aber natürlich nicht mit zentimetergenauer Ausführung, unterstrich Kevelaers Stadtplaner Franz Heckens.
„Dazu wird es noch eine Anwohnerversammlung geben und Treffen im Einzelfall vor Ort, so dass da ein gewisser Spielraum ist, aber ohne das Konzept komplett auf den Kopf zu stellen“ oder konträr zu den Beschlüssen zu handeln. Ein Anwohner machte noch den Vorschlag, die Bäume zwischen den Geschäften zu platzieren. „Das ist ein denkbares Modell“ meinte Hardt. Fünf Zweiergruppen sollten es aber in jedem Fall bleiben.
„Retina“-Vertreterin Verena Eifert bezeichnete die vorgesehen Rippenplatten inmitten der Straße als sinnlos, da sie ohne Farbkontrast keine Orientierung böten und die zweite Leitlinie Richtung Gebäude Menschen mit Stock in die Irre führte. Die äußeren Kanten wären für die Betroffenen spürbar, die Rippenplatten eine sinnvolle Ergänzung, entgegnete Hardt.
Einige Bürger äußerten im Zusammenhang mit der Strukturierung der Straße, dass dies eine Uniformisierung der Innenstadt und dem Verlust an Flair führen könnte. Heftige Kritik gab es auch an den Standorten der geplanten Fahrradstellplätze.
„Radständer mit 7,60 Meter und eine Bank bei uns, das geht gar nicht“ verwies Gabriela Thoenissen von der Hauptstraße 29 darauf, dass sie neben dem Museum das einzige historische Gebäude mit Blenden besäße. „Die ältesten und schönsten Häuser sollen mit Radstationen zumöbliert werden“, so ihr Einwurf. Nicht nur sie schlug vor, dass man auch am Ende der Hauptstraße Ständer errichten könnte.
Man werde nicht verbieten können, dass Radfahrer vor „ihr“ Geschäft fahren wollten, so Hardt. Es gebe eben zwei Plätze, wo das Thema freie Schaufenster nicht zur Debatte stehe. Man benötige ein geordnetes Parken, so seine Grundlinie. „Ein Bügelständer ist kein Makel“, so seine Einlassung.
Das Ganze gehe aber noch in die politische Beratung und bleibe der Ausführungsverordnung vorbehalten. An der Positionierung, so Hardts Fazit der Diskussion, „müssen wir wohl noch arbeiten, wie ich heute gesehen habe.“
Am Ende bedankte sich Bürgermeister Dominik Pichler für eine „engagierte und teilweise kontroverse“ Diskussion. Welche Anregungen bei der Sondersitzung des Stadtentwicklungsausschusses am Mittwoch, 26. Oktober, und in der Ratssitzung am Donnerstag, 27. Oktober, aufgenommen wurden, darüber berichtet das KB zeitnah im Anschluss.