Kreis Kleve plant trotz Inzidenzwert über 100 keine Verschärfung der Maßnahmen

Bereits vor zwei Wochen hatte die Kreis Klever Amtsärztin Dr. Martina Scherbaum ihre Vorahnung formuliert, dass die 7-Tage-Inzidenz im Kreisgebiet bald den Wert von 100 übersteigen wird. Nun hat das Landeszentrum Gesundheit NRW am gestrigen 8. März 2021 erstmals seit längerer Zeit für den Kreis Kleve einen Wert von 108,2 angezeigt, am heutigen 9. März beträgt dieser Wert 104,7. „Haupttreiber“ des höheren Infektionsgeschehens sei die gestiegene Zahl an Coronafällen mit Mutationen, teilt der Kreis Kleve mit.

Das diffuse Infektionsgeschehen betreffe zu einem Großteil Menschen zwischen 20 und 60. Ein größeres identifiziertes Infektionsgeschehen gebe es derzeit lediglich in Kranenburg. „Aktuell plant der Kreis Kleve keine Verschärfung der Schutzmaßnahmen“, betont Landrätin Silke Gorißen mit Blick auf die soeben erlaubten Lockerungen. „Wir wollen damit verhindern, dass die Menschen anderenfalls in die umliegenden Kreise fahren, um dort einzukaufen oder in geöffnete Einrichtungen zu fahren. Dies würde das Infektionsgeschehen noch weiter verbreiten.“

Mithilfe jedes Einzelnen erforderlich

Aufgrund von durchgeführten Typisierungen geht das Gesundheitsamt davon aus, dass die Anzahl der an Corona-Mutationen erkrankten Personen bei über 50 Prozent liegt. „Wir stellen seit einigen Wochen fest, dass zahlreiche Menschen im Umfeld einer positiv getesteten Person ebenfalls infiziert sind. Aus einer infizierten Person werden so schnell zehn Erkrankte. Das treibt die Zahlen nach oben“, erklärt Dr. Martina Scherbaum. Die Nachverfolgung von Infektionsketten sei in den vergangenen Wochen auch aufgrund der ansteckenderen Mutationen deutlich schwieriger geworden. Nach den Gesprächen mit den erkrankten Personen könne nur bei etwa 50 Prozent der Menschen nachvollzogen werden, wo sie sich angesteckt haben.

Gut 30 Prozent der Ansteckungen erfolgten demnach bei privaten Kontakten und am Arbeitsplatz, 10 Prozent stünden in einem Zusammenhang mit größeren Ausbrüchen und 5 bis 10 Prozent der Ansteckungen erfolgten im eigenen Haushalt. Das Gesundheitsamt verfolgt auch das hohe Infektionsgeschehen im benachbarten niederländischen Grenzgebiet mit Sorge, da es sich auf das Infektionsgeschehen im Kreis Kleve auswirke. „Das Coronavirus kennt keine Grenze“, so die Amtsärztin. 

Da die Corona-Mutationen deutlich ansteckender seien, hätten es die Bürger*innen ein Stück weit selbst in der Hand, das Infektionsgeschehen im Kreisgebiet zu beeinflussen. Landrätin Silke Gorißen erklärt dazu: „Auch wenn nun erste Lockerungen erlaubt sind, muss sich jeder fragen, ob dieses Treffen im Familien- und Freundeskreis oder jene Einkaufsfahrt wirklich erforderlich sind. Hier ist die Mithilfe jedes Einzelnen erforderlich, um das Infektionsgeschehen zurückzudrängen.“