Kölscher Humor mit „Stunk unplugged“

Erschöpft, aber glücklich verabschiedete sich Bruno Schmitz mit einem „Ihr wart echt toll“ nach dem Auftritt von einigen Zuschauern. In den zwei Stunden zuvor hatten er und das „Stunk unplugged“-Ensemble die gut 300 Zuschauer im Konzert- und Bühnenhaus mit kölschem Humor, wunderbarem Komödiantentum und Corona-angepasstem Programm auf Abstand unterhalten.

Um ganz sicher zu gehen, dass in Sachen Corona alles glatt geht, waren vor dem Eingang Kreidelinien gezogen, am Eingang standen Desinfektionsmittel und Tische mit den Zetteln für die Kontaktnachverfolgung sowie zwei Damen, die bei der Zuweisung behilflich waren. „Ich habe kein Problem mit Corona, aber es ist schon komisch, dass alle so nah beieinander sitzen“, wunderten sich nicht nur Ingrid Peters und Erika Stelkens aus Wachtendonk, dass in den Reihen teilweise kein Nachbar saß, aber auch ganze Reihen von Personen nebeneinander ohne Abstand besetzt waren. „Grenzwertig“, fand das Mike Lemanczyk aus Wetten.

Launige Sketche auf der Bühne.

Torsten Pauli als Betreiber des Konzert- und Bühnenhauses bestätigte, dass das alles mit der Corona-Schutzverordnung kompatibel und das Hygieneschutzkonzept vom Ordnungsamt abgenommen worden sei. Heinz-Josef Theunissen vom Kevelaerer Ordnungsamt bestätigte das. Könne man die Personen nachverfolgen, entfalle die Pflicht zum Abstand. Einige Gäste trugen trotzdem auf ihrem Sitzplatz Masken oder wechselten vereinzelt, um Abstand herzustellen, sogar den Platz.

All das änderte nichts daran, dass Didi Jünemann, Martina Klinke, Tom Simon, Ruth Schiffer, Bruno Schmitz, Christian Rzepka und „Stunk-Präsidentin“ Biggi Wanninger ein wirklich tolles Programm aus Klassikern und Neuem zusammengestellt hatten. Das begann mit den wunderbaren Quereinsteigern, die in PISA-Zeiten die Kinder unterrichten sollen – Martina Klinke als Philosophielehrerin Chantale in „Ethik, Ästhetik und Kosmetik“, Ruth Schiffer als Flugstewardess („Willkommen am Flugplatz 3b“) oder Christian Rzepka als „Mafia“-Pate („Ihr seid alle versetzt, aber belügt mich nie wieder“).

Brilliant spielte Bruno Schmitz den frustrierten Immobilienhai, der sich über die angebliche Wohnungsnot mokierte. „Wisst Ihr, was Eure Adresse wäre, wenn es mich nicht gäbe? Niersbrücke, und zwar unten drunter.“ Oder er gab den Landwirt, der den Marius-Müller-Westernhagen-Song „Dicke“ mit „Ich bin froh, dass ich ein Bauer bin“ parodierte. Am „richtigen Ort“ sprach Ruth Schiffer mit weit ausgebreiteten Armen als „Maria“ über die angebliche weibliche Revolution in der katholischen Kirche, die seit 2000 Jahren mit der Methode „Es heißt ja Vati-kan und nicht Mutti-kann“ und der Einstellung „Wenn Gott gewollt hätte, dass Frauen Priester wären, hätte er ihnen einen Pimmel gegeben“ abgeschmettert werde.

„Schunkeln ist scheiße – der Nachbar ist maskiert“

Corona wurde ebenfalls klassisch „jeck“ aufgearbeitet, als das Ensemble karnevalistisch verkleidet mit dem Stück „Schunkeln ist scheiße – der Nachbar ist maskiert“ Lust aufs Schunkeln machte. Und der „Stunk“-Pianist streute bei Nichteinhalten der Coronaregeln auf und abseits der Bühne „Abstand halten – nicht singen, nicht umarmen, Maske tragen“ ein.

Christian Rzepka als „Harfen-Heini“ und Biggi Wanninger als „Trude Herr“ behandelten im Himmel das Thema „Mee Too“ („Der durchschnittliche Mann hat nur ein Hirn, aber zwei Eier – da sind die Mehrheitsverhältnisse doch klar“). Ruth Schiffer und Martina Klinke forderten als Mütter von „Kollegah“ und „Farid Bang“ rappend mehr Respekt ein.

„Maria“ mit weit ausgebreiteten Armen.

Rzepka und Jünemann imitierten den „Kölner Keller“ für die Schiedsrichter-Entscheidungen. Und unnachahmlich gerierten sich Tom Simon, Klinke, Rzepka und Schmitz als ehemalige 68-er, die ihre Kids beim heutigen Demonstrieren anfeuern.

Mit der Hymne „Wegen dem Brauchtum“ verabschiedete sich das Emsemble, das genauso glücklich über das Live-Erlebnis war wie das Publikum. Und Bruno Schmitz‘ Schlussnummer „Thermomix“ in Abwandlung des Tozzi-Klassikers „Ti amo“ war der Klecks Sahne auf der Torte.