Kirmes gestern – Kirmes heute

Es ist Kirchweih! Mit diesem Ruf freuten sich unsere Altvorderen auf das alljährlich wiederkehrende Ereignis, für die die Kirchweih zu den herausragenden Events im Jahresablauf gehörte.
In der christlichen Kirche ist sie als Gedächtnisfeier für die Einweihung eines Kirchengebäudes seit dem 4. Jahrhundert bezeugt und wurde zunächst mit dem Erntedankfest vereinigt. Danach bekam die ehemalige Kirchweih mehr und mehr den Volksfestcharakter, wie wir ihn heute kennen, wo die Dinge doch inzwischen ein wenig anders liegen. Der erste Unterschied besteht darin, dass die Menschen heutzutage nicht mehr von Kirchweih, sondern von Kermeß oder Kirmes sprechen.
Sodann ergaben sich von Ortschaft zu Ortschaft, von Stadt zu Stadt verschiedene und verschiedenartige Gebräuche. Um einen Zeitsprung zu wagen, nehme ich das Kevelaer des Jahres 1908. Hier bildete sich durch das entscheidende Wirken eines Bürgermeisters Marx die Gemeinschaft der „Geselligen“, die von Stund an nach seiner Aufforderung „Seid einig“ agierten.
Der kirchliche Bezug ist, zumindest kann ich das für unsere Heimatstadt sagen, in all den Jahren und bei allen Veränderungen trotzdem nicht verloren gegangen: Die Kirmes auf dem „Markt“ wird erst nach der letzten Messe eröffnet und am Hauptfesttag gibt es vor dem großen Umzug ebenfalls zunächst einen Gottesdienst.
Dann kann das Spektakel mit allem „Tüddelütt“ seinen Lauf nehmen. Und hier bin ich natürlich bei den vielen, vielen Unterschieden, die sich im Laufe der Jahrzehnte (Jahrhunderte!) ergeben haben. Jetzt werden bei Omas und Opas und noch älteren Herrschaften die Erinnerungen wach, „wat et frugger all ni gov“.
Man muss schon in ganz alten Chroniken forschen; wenn man Glück hat, findet man sogar ein paar vergilbte Fotos, wie die Damen in langen Gewändern und die Herren mit Zylinderhut und „Vatermörder“ um den Hals über den bescheidenen, sehr naturbelassenen Festplatz flanierten. Eine Schießbude, ein kleines Karussell für die Allerkleinsten – das war es dann auch schon.
Tanzvergnügen und weitere Lustbarkeiten??? Oh Gott!
Mechel stößt mich verschmitzt lächelnd an und kichert: „Sech, goj’ noch es met op de Raupe? Dor kö‘wej , naes frugger, onder’t Verdeck en beche schmuse…“
Euer Hendrick