Insgesamt 22.614 Austritte von Katholikinnen und Katholiken wurden 2021 im Bistum Münster verzeichnet

Kirchenaustritte im Bistum erreichen Rekordhoch

Bischof Dr. Felix Genn nimmt Stellung zum Anstieg der Kirchenaustritte. Foto: KB-Archiv

Die Zahl der Kirchenaustritte ist im Bistum Münster im Jahr 2021 auf einen historischen Höchststand gestiegen: 22.614 Katholikinnen und Katholiken erklärten ihren Austritt, und damit 9.916 mehr als im Vorjahr. Über diese Entwicklung informierten kürzlich die Verantwortlichen des Bistums Münster.

Bisher hatte es im Jahr 2019 mit 16.654 die höchste Zahl an Kirchenaustritten im Bistum Münster gegeben. Lediglich 257 Personen, die die katholische Kirche früher einmal verlassen hatten, traten im Bistum Münster im vergangenen Jahr wieder ein, hinzu kamen 105 Eintritte aus anderen christlichen Konfessionen. 

Wie die Bischöfliche Pressestelle weiter mitteilt, wurden 2021 im Bistum 12.993 Menschen durch die Taufe in die Kirche aufgenommen, 3.189 mehr als 2020. Die aktuelle Katholikenzahl im Bistum lag Ende 2021 bei 1.763.393. Das sind rund 34.176 weniger als ein Jahr zuvor. Münster ist hinter dem Erzbistum Köln das zweitgrößte Bistum in Deutschland.

Auch bei den Gottesdienstteilnehmenden ist eine Abnahme zu verzeichnen: „Einen deutlichen Rückgang gab es im vergangenen Jahr im Bistum Münster auch bei den Menschen, die sonntags an der Messe teilnehmen. 2021 waren es 65.016 Katholiken und damit 24.046 weniger als im Vorjahr. Einen Anstieg gab es 2021 bei Firmungen (2021: 10.334; 2020: 8.099), Erstkommunionen (2021: 13.929; 2020: 11.428) und kirchlichen Trauungen (2021: 1.609; 2020: 903). Leicht gestiegen ist die Zahl der Bestattungen (2021: 19.559; 2020: 19.487)“, schreiben die Verantwortlichen in einer entsprechenden Pressemitteilung.

Gravierende Fehler

Der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, nahm im Anschluss an die Veröffentlichung Stellung zu den aktuellen Zahlen: „Es ist schön, dass nach der Pandemie die Feier der Sakramente wieder lebendiger geworden ist. Gleichwohl wirkt die Pandemie gerade bei den Gottesdienstbesuchern noch nach. Und natürlich haben vor allem gravierende Fehler kirchlicher Verantwortungsträger im Umgang mit sexuellem Missbrauch zu den hohen Kirchenaustrittszahlen beigetragen. Von daher bedauere ich es sehr, habe aber auch Verständnis dafür, dass viele Menschen mit der Institution Kirche nichts mehr zu tun haben wollen.“

Für ihn gelte das, was er kürzlich bereits nach Veröffentlichung einer Studie der Uni Münster zu sexuellem Missbrauch im Bistum geäußert habe (das KB berichtete): „Das, was viele engagierte Christinnen und Christen nur noch als übermächtige Institution, als erdrückende Struktur, als Amtskirche bezeichnen und wahrnehmen und erfahren, muss sich verändern. Viele von denen, die in der Kirche Verantwortung tragen, müssen ihre Haltung und ihr Verhalten ändern. Dafür werde ich mich einsetzen. Und ausdrücklich danken möchte ich allen, die bei der Kirche bleiben. Mir ist sehr bewusst: Die Verantwortungsträger in der katholischen Kirche – vielleicht auch ich persönlich – haben es vielen engagierten Christinnen und Christen teilweise über Jahre oft schwer gemacht. Das muss sich ändern“, so Genn.

Zugleich sei es für ihn beeindruckend, wie viele Menschen sich trotz allem in der katholischen Kirche im Bistum Münster engagieren. „Diesen Menschen möchte ich von Herzen danken für ihren Einsatz, für ihre Glaubenszeugnisse und dafür, dass sie nicht wie viele andere sagen: Mir reicht’s. Ich gehe.“ 

Kreisdekanat Kleve

 Im Kreisdekanat Kleve, zu dem auch die Gemeinden St. Antonius und St. Marien in Kevelaer gehören, wurden im Jahr 2021 insgesamt 1.931 Kirchenaustritte in der katholischen Kirche verzeichnet. Im Vorjahr lag die Zahl noch bei 1.054. Die Gottesdienstteilnehmenden sind mit 7.102 ebenfalls zurückgegangen, 2020 waren es noch 8.934. Lediglich die Taufen (2021: 1.249 und 2020: 877) und Trauungen (2021: 146 und 2020: 68) verzeichnen einen deutlichen Anstieg. Im Jahr 2021 gab es insgesamt 180.232 Katholikinnen und Katholiken im Kreisdekanat Kleve (2020: 183.291).