„Kirche sind wir alle“

Unter dem Aspekt „Aufstehen, Zeichen setzen, Lichtblick sein und nicht länger schweigen“ gestaltete die Frauengemeinschaft St. Antonius Kevelaer einen Wortgottesdienst auf dem Vorplatz der St. Antonius-Kirche. Damit beteiligte sich die Kevelaerer Frauengemeinschaft an die in Münster ins Leben gerufene Initiative Maria 2.0, anlässlich des Missbrauchsskandals in der Katholischen Kirche. (KB berichtete).
Etwa 130 Frauen und auch Männer waren zu diesem Wortgottesdienst erschienen, um die Frauen in ihren Anliegen zu unterstützen. Diese wurden auch deutlich benannt. So stecke die Kirche in einer tiefen Krise: Der Missbrauchsskandal, die unbefriedigte Rolle der Frau in der Kirche, intransparente hierarchische Strukturen und ein tiefverwurzelter Klerikalismus, seien nur einige Stichpunkte, die einen Neuanfang erfordern.
Denn viel zu oft seien Machtstrukturen und Abhängigkeiten ausgenutzt worden, hätte Kinder, Jugendliche und Erwachsene leiden müssen. Viel zu oft sei weggehört, weggesehen, seien Nöte und Sorgen nicht ernst genommen worden.
Aufmerksames Zuhören war unter den Gottesdienstbesuchern deutlich spürbar. Noch einmal betonten die Frauen, dass sie der Kirche nicht den Rücken kehren, sondern vielmehr ihre Enttäuschung und Wut zum Ausdruck bringen wollen. „Denn Kirche sind wir alle“, verkündeten in ihren Texten, die mit bewegenden Liedern noch unterstrichen wurden.

In Texten und Liedern taten die Frauen ihren Unmut kund.


In weiteren Texten machten die Frauen deutlich, dass eine Gemeinschaft durchaus in der Lage sei, Aufmerksam zu sein und Gutes zu tun. Nach der Lesung aus dem Buch der Psalmen wurden die Mitfeiernden eingeladen, ihre eigenen Gedanken auf einer vorbereiteten Stellwand zu schreiben. Begleitet von Instrumentalmusik folgten zahlreiche Gottesdienstbesucher dieser Aufforderung.
Diese niedergeschriebenen Gedanken werden in den nächsten Tagen im Schaukasten an der St. Antonius-Kirche zu lesen sein. Mit eindringlichen Fürbitten wurde für Opfer und Betroffene, wie für Verantwortliche in Kirchen und Gemeinden gebetet. Ein gemeinsames „Vater unser“, sollte dieses noch bekräftigen.
Die Frauengemeinschaft von St. Antonius hat mit diesem Wortgottesdienst Mut und Flagge gezeigt. Weiße Tücher verdeutlichten zusätzlich ihr Anliegen. Mit diesem Wortgottesdienst, der mit deutlichen und starken Texten sehr gut vorbereitet war, haben sich die Frauen einem schwierigen Thema gewidmet. Ein Thema vollgepackt mit starken Gefühlen, wie Wut, Scham, Angst, und tiefer Betroffenheit. Mit dieser Aktion haben die Frauen gezeigt, dass sie weitaus mehr können, als nur Kaffee kochen. Sie wollen Licht ins Dunkel bringen. Sie wollen Lichtblick für die Menschen sein, die Angst haben die Augen zu öffnen. Mit einem gemeinsam gesprochenen Segensgebet, ging der Wortgottesdienst der eine bewegte Atmosphäre auf dem Vorplatz der St. Antonius-Kirche versprühte, zu Ende.
Hintergrund
Der KFD Diözesanverband Münster und die Initiative Maria 2.0 knüpft mit dieser Aktion an die bundesweite KFD Aktivität „#MachtLichtAn“ vom 12. Dezember 2018, an. In einem offenen Brief an Papst Franziskus forderten die Frauen:
-kein Amt mehr für diejenigen, die andere geschändet haben an Leib und Seele oder diese Taten geduldet oder vertuscht haben
-die selbstverständliche Überstellung der Täter an weltliche Gerichte und uneingeschränkte Kooperation mit den Strafverfolgungsbehörden
-Zugang von Frauen zu allen Ämtern
-Aufhebung des Pflichtzölibats
-kirchliche Sexualmoral an der Lebenswirklichkeit der Menschen auszurichten
Die Initiative Maria 2.0 forderte einen umfassenden Neuanfang