Kindergartenkinder gehen den Kreuzweg

Felix und Max tragen ein schweres Holzkreuz. „Zu zweit ist das aber gar nicht so schwer“, erklären die beiden Kinder. Dennoch rutscht es ihnen einmal mehr aus den Händen. „Zur nächsten Station übernehmen wir das Kreuz“, sagen Hanna und Elias. Sie alle gehören zu den 21 Kindern des Entlassjahrgangs aus dem St. Marien-Kindergarten, die mit ihren Betreuerinnen den Kreuzweg gehen.

Dabei machen sie an jeder Station eine kurze Pause. Die Kinder erzählen, was sie sehen oder empfinden. „Wir gehen mit den Kindern durch das ganze Kirchenjahr, dazu gehören auch die Fastenzeit und die Karwoche mit den anschließenden Osterfeierlichkeiten“, erklärt Maria van Meegen, Leiterin der Einrichtung. „Das beinhaltet eben auch den Weg, den Jesus damals am Karfreitag gegangen ist“, führt Erzieherin Irmgard Rütten weiter aus.

Ein zu schwieriges Thema für Kindergartenkinder? Das scheint nur so. Denn Kinder gehen unbeschwerter und offener mit dem Thema um. „Weil danach kommt ja Ostern und da steht Jesus wieder auf“, erklärt Felix. Die Kinder der Sonnenschein-, Sternen-, Gänseblümchen- und Bärengruppe kennen die biblische Geschichte. Sie wissen, was am Palmsonntag, in der Karwoche, am Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern passiert. Schon die Szene am Anfang des Kreuzweges können die Kinder umfangreich beschreiben. Sie entdecken, wie traurig Jesus ist, da seine Freunde die eigentlich Wache halten sollten, eingeschlafen sind. „Vom Engel bekommt er aber was zu trinken“, weiß Jackson. „Das gibt ihm wieder Kraft“, fügt Johann hinzu.

Mit Kraft heben Liam und Korbinian das Holzkreuz auf und laufen mit der Gruppe zielstrebig zur nächsten Station. Hier sehen sie den gefangenen Jesus. „Jesus ist aber nicht mit Handschellen gefesselt“, stellt Zisan fest. „Man hat ihm Seile an den Händen und Füßen gebunden“, entdeckt Tobias.

Kinder haben einen anderen Blick. Was den Erwachsenen oft entgeht, haben sie schon längst entdeckt. Gemeinsam singen sie: „Jesus du bist so gut, aber die Menschen nehmen dich gefangen…“

Voller Einsatz bei Kälte und Regen

Trotz Kälte und Regen nehmen die Jungen und Mädchen voller Elan das Kreuz auf sich und marschieren weiter zur nächsten Station. „Kein Problem“, rufen die Kinder. Irmgard Rütten erklärt ihnen, dass Jesus das schwere Kreuz ganz alleine tragen musste. „Hinauf zum Berg Golgatha“, führt sie weiter aus. „Und den Berg hinauf zu laufen, ist megaschwer“, wissen die Kinder.

An der nächsten Station sehen sie Jesus mit der Dornenkrone. „Das ist ganz schön piksig“, erzählen die Kinder. „Ich habe mich auch schon mal an einem Strauch verletzt, das hat ganz schön geblutet“, erinnert sich Tobias. Wie mag es da erst Jesus ergangen sein? Zu einem Lied fällt Felix ein neuer Text ein: „Jesus du bist so gut, Jesus mach dir selber Mut…“.

Die kleinen Pilger fühlen mit Jesus mit. Dennoch wissen sie dass er nicht alleine ist. „Gott ist bei ihm“, rufen sie, „und auch bei uns“, fügen die Betreuerinnen hinzu. Eine beruhigende Gewissheit. „Mit den Geschehnissen in der Welt, die zur besten Tageszeit in den Medien verbreitet werden, bleiben die Kinder mit ihren Fragen oft allein“, erklärt Irmgard Rütten. „Den Kreuzweg, den Leidensweg Jesu, gehen wir mit den Kindern gemeinsam, beantworten ihre Fragen und Ängste, erklären das Geschehene“, fügt die Leiterin hinzu.

Station für Station gehen die Jungen und Mädchen den Kreuzweg. Sie sehen auch die Kreuzigung Jesu, die sie natürlich betroffen macht. Hier aber erfahren sie auch, dass sich mit dem Osterfest alles zum Guten wendet, das mit der Auferstehung Jesu Neues Leben beginnt. „Es ist wichtig den Kindern zu erklären, dass nach dem Leiden die Freude wiederkehrt“, betonen die Erzieherinnen. „Und weil wir uns darüber so freuen, feiern wir das Osterfest mit vielen bunten Eiern und dem Osterhasen“, rufen die Kinder.