Kinderarzt Wilhelm Stassen hat zum Jahreswechsel seine Praxis übergeben

Kinderarzt Wilhelm Stassen lächelt und sagt: „Aufzuhören ist mehr Arbeit als anzufangen.“ Das Kevelaerer Blatt besuchte den beliebten „Doktor Willi“ (so nennen ihn viele Kevelaerer insgeheim) an seinem letzten Praxistag. Am 31.12.2018 hat er seine Praxis an Gabriele Lommen übergeben und ist in den verdienten Ruhestand gegangen.
Rund ein Drittel aller Kevelaerer Bürger, die zwischen 1975 und heute geboren wurden, hat Wilhelm Stassen behandelt. Denn seit 1991, als er die Patienten von Dr. Ferdinand Helpenstein in der Gemeinschaftspraxis mit Dr. Abiodun Ogundare übernahm, gab es mit ihm in Kevelaer einen festen Bestand von drei Kinderärzten (Dr. Johanna Kühnen und Dr. Ogundare – später Perihan Zengin und Dr. Peter Kaiser), die sich der Kinderheilkunde widmeten.
Stassen wurde 1952 in Kevelaer geboren und wuchs in seinem Elternhaus „Haus Stassen“ (heute „Alt Derp“) auf. Nach seinem Abitur am Kardinal-von-Galen-Gymnasium machte er eine Ausbildung zum Krankenpfleger an der Uniklinik in Düsseldorf. Stassen: „Viele Dinge in meinem Leben waren Zufälle, denn dort fiel ich den Ärzten auf der Station auf und sie redeten mir zu, ich solle doch Medizin studieren.“ Das Studium folgte in Bochum und Essen. Als er dann auf einer Kinderstation arbeitete, zeigte sich seine besondere Gabe im Umgang mit den kleinen Patienten, und in der Zeit als Assistenzarzt machte er eine fünfjährige Ausbildung zum Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde.
Nachdem er in Kevelaer zunächst fünf Jahre in der Gemeinschaftspraxis auf dem Theodor-Heuss-Ring gearbeitet hatte, eröffnete er am 1.1.1996 seine eigene Praxis in der Antoniusstraße. „Ich habe meine Arbeit immer als Fürsorgender und Begleitender verstanden“, so Stassen. „Respekt, Zuwendung und Humor waren die Pfeiler im Umgang mit den Kindern und ihren Eltern, die in meine Praxis gekommen sind.“
Wenn der Pensionär einen Wunsch frei hätte? Stassen geht zu einem Bild von van Gogh, das in seiner Praxis hing und schon mitnahmebereit an einem Karton steht. Es zeigt eine bäuerliche Idylle, in der ein Kind von seiner Mutter aus auf den gerade noch auf dem Feld arbeitenden Vater zuläuft, der seine Arme ausbreitet. Stassen: „Im Alltag mal die Schüppe fallen lassen, um sich den Kindern zuzuwenden, das wäre gut, denn das ist es, wonach sich Kinder sehnen und was für sie so wichtig ist.“
In der Zeit als Rentner will Stassen seinen Hobbys nachgehen. Viel Fahrrad fahren, sich der Musik zuwenden und mal wieder malen („und nicht nur Marienkäfer und Krokodile, wie in der Praxis“). Besonders wichtig wird aber seine Arbeit als Vorsitzender der Aktion St. Nicolaus (von Dr. Helpenstein gegründet) bleiben. Zusammen mit der Lebenshilfe Gelderland ist sie Gesellschafter der Frühförderstelle in Kevelaer und kümmert sich um Kinder mit Entwicklungsstörungen. „Hier werde ich mich weiter mit vollem Engagement einsetzen“, versichert Stassen.
Der scheidende Kinderarzt freut sich, die Praxis in gute Hände übergeben zu können, denn, so berichtet er: „Es war gar nicht so einfach, die Nachfolgerin zu finden.“ Viele Ärzte, so auch in der Kinderheilkunde, wollen lieber in die Großstadt als in ländliche Regionen. „Umso schöner ist es, mit Frau Lommen eine Nachfolgerin gefunden zu haben, die die lückenlose medizinische Versorgung der Kinder in Kevelaer und Umgebung weiter sicherstellt.“
Den kleinen Patienten und deren Eltern wird in der neuen Praxis jedoch auch Vertrautes begegnen. Gabriele Lommen hat das ganze Team der Sprechstundenhilfen übernommen – bis auf Frau Smets-Stassen, die ebenfalls in den Ruhestand geht.
Das Kevelaerer Blatt wünscht Wilhelm Stassen und seiner Familie eine lange und schöne Zeit.