Kevelaers Geschichte(n)

Man muss nur ein paar Meter tief buddeln, um teils Überraschendes, teils Erwartetes zum Vorschein zu holen. Da kommen je nach Bau- oder Wohngebiet alte Tonscherben (logisch: von kaputten Rohren) ans kurzfristige Tageslicht, die wiederum auch zu ganz anderen Spekulationen Anlass geben könnten. Und wenn man so etwas auch noch in den Tiefen der Hauptstraße findet, gehen dem Betrachter je nach seinem Naturell die verschiedensten Überlegungen durch den Kopf: Welches Gebäude hat denn hier einmal in der Nähe gestanden?

Welche Familie hat denn hier mal gewohnt? So, so – so soll es also vor vielen, vielen Jahren unter der Decke der Hauptstraße ausgesehen haben? Als noch Pferdewagen über das holprige Kopfsteinpflaster rumpelten wie z. B. der berühmte „Matt Ingenpaß“, der mit Pferd und Karren seinen Dienst für die damalige „bahnamtliche Rollfuhr“ versah? Unvergessen das Bild der rollschuhfahrenden Kinder, die sich einen Spaß daraus machten, sich an den besagten Karren anzuhängen und von dem gutmütigen Pferd ein Stück mitziehen zu lassen. Und wie sie schleunigst in alle Winde zerstoben, wenn Matt laut schimpfend absprang und nach hinten kam und (genauso gutmütig) mit der Faust drohte „Verdummde Blage!“

Ganz alte Kevelaerer haben noch wie gestern das Geschimpfe der Mutter im Ohr, wenn sie besagte Rollschuhe (Hudora!) wieder säubern musste, mit denen die Kinder durch „Mattes sein Pferd seine Äppel“ gefahren waren…

Alles vorbei. Nun bekommt die Hauptstraße zum wiederholten Male eine neue Decke, die Zeugen der Vergangenheit verschwinden wieder für viele Jahre in der Versenkung, die Bagger und danach die Pflasterer haben das letzte Wort.

Meine Mechel wird ein bisschen nachdenklich: „Et es doch mej nett on pläsirig, an die alde Tije tröck te denke, as de Blage noch op de Stroot kosse spöle…“

Euer Hendrick