Kevelaerer Fassaden zieren die Maishalle

Der Hochdruckreiniger läuft mit Hochdruck, Sägespäne fliegen um die Wette durch die Luft, Sandberge werden von A nach B transportiert, Rutschen auf Hochglanz poliert, Rasenflächen ihrer Bestimmung zugeführt. Im Irrland in Twisteden herrscht unaufhaltsame Betriebsamkeit.
„Das nasse Wetter der vergangenen Wochen hat uns schon zu schaffen gemacht“, sagt Josi Winkels, Betreiberin des Erlebnisparks in Twisteden. Dennoch bleibt sie ganz gelassen und zuversichtlich. Das Irrland-Team wie auch sämtliche Familienmitglieder wissen, was zu tun ist, wissen, wo sie anpacken müssen, damit pünktlich die Pforten zur Bauernhof-Erlebnisoase geöffnet werden können.
„Wir waren aber auch im Winter nicht untätig“, erzählt Winkels, die kurz vor der Eröffnung schon mal einen Blick in die neu gestaltete Maishalle zulässt. Und was es da zu entdecken gibt, lässt besonders Kevelaerer Herzen höher schlagen. Schon beim ersten Blick kommt eine Vermutung auf: Ist Kevelaer etwa nach Twisteden verlagert worden? „Nein, keine Sorge“, so die Betreiberin, die mit ihrer Idee, der Maishalle ein neues Outfit zu verleihen, auf offene Ohren bei Lydia Hitzfeld stieß.
Der aus Kervenheim stammenden Künstlerin Hitzfeld ist bei der Gestaltung wirklich etwas Überraschendes gelungen. „Eigentlich sollte hier eine Häuserfassade mit Dorfcharakter entstehen“, erklärt die Straßenmalkünstlerin, die mit ihrer Idee, Kevelaerer Häuserfassaden hier zu verewigen, sofort die Zustimmung des Betreiberpaares erhielt. Also bewaffnete sich Lydia Hitzfeld mit einem Fotoapparat und fing die Häuserfassaden der Marienstadt ein. „Absolut interessant“, so die Künstlerin, die vor 15 Jahren ihr Talent rein zufällig entdeckt hat. Statt ihre Tochter Vanessa auf Straßenmalfesten zu begleiten und nur zuzuschauen, meldete sie sich selbst beim Straßenmalwettbewerb in Geldern an – ganz spontan. „Ich landete direkt auf dem Treppchen“, erinnert sich die sympathische Künstlerin.
Von da an war es um die Mutter von drei Kindern geschehen. Ihr unvergleichliches Talent, Gemälde in 3D-Form auf Straßen oder an Häuserfassaden zu malen, bringt sie bis nach China, in die Vereinigten Staaten, auf die Niederländischen Antillen und kreuz und quer durch Europa. „Vor der Entstehung sehe ich das Bild vor meinen Augen, ich sehe, wie es sein soll“, erklärt die weltweit bekannte Künstlerin, die jedes ihrer Gemälde liebt, aber auch um ihre Vergänglichkeit weiß.
„Straßenmalkunst ist nicht für ewig“, so die 50-Jährige – einer der Gründe, einen Auftrag hier im Irrland anzunehmen. Denn hier in der Maishalle bleibt ihre Kunst bestehen. Für die hier entstehende Häuserfassade sortiert sie ihre Fotografien, zeichnet vor, tüftelt und rechnet, um diese auf eine 35 Meter lange Wand aufzubringen. Zu sehen sind unter anderem die Fassaden der Glasmalerei Derix, des Goldenen Apfels und des Goldenen Schlüssels von der Busmannstraße, der Museumspassage oder auch des alten Krankenhauses.
„Es macht so viel Spaß, hier ein Stück Heimat zu verewigen“, freut sich Hitzfeld, die mit ihrer Kunst nicht nur das Betreiberehepaar des Irrlands begeistert, sondern seit Samstag, 18. März 2017, wohl auch die zahlreichen Besucher des Freizeitparks. Denn die können ab Samstag wieder auf 300 000 Quadratmetern spielen, toben, staunen, Abenteuer erleben, pendeln zwischen Historie und Wirklichkeit. Der Park ist bis zum 5. November täglich ab neun Uhr geöffnet. Weitere Informationen gibt es unter www.irrland.de.