Kevelaer stagniert bei Öko-Landwirtschaft und Umweltschutz

Am Tag der Eröffnung fanden sich nur wenige Gäste ein, um die NABU-Wanderausstellung „Irrweg Pestzide“ anzuschauen. „Das gibt hier Möglichkeiten, sich zu verbinden zu einem großen Netzwerk“, meinte ein Hobby-Imker aus Rees.
Natürlich war auch der „Gastgeber“ Bernd Verhoeven anwesend, um Gespräche zu führen und den Auftaktvortrag mitzubekommen. Was ihn dazu animiert habe, diese Ausstellung in seinen Hofräumen auszurichten? „Der Gedanke, Öko-Landwirtschaft und Umweltschutz zu fördern – und dass wir da nicht weiterkommen. Da stagniert Kevelaer“, war seine klare Haltung.
Auf 13 Tafeln sind die Folgen der Pestizidanwendung im Boden, bei Tieren, Pflanzen und beim Menschen beschrieben. Und es werden die Zusammenhänge beschrieben, die einen Wandel so schwer machen.
Ein Aspekt der Ausstellung ist auch die Darstellung der Alternativen, die in zehn Strategien des ökologischen Landbaus beschrieben sind. Sebastian Strumann von NABU-Bundesverband stellte in einem Einführungsreferat die Zusammenhänge der aus seiner Sicht verfehlten Förderungspolitik der EU in Sachen Naturschutz, der extensiven Bodennutzung und der fatalen Anwendung von Pestiziden dar.
„Wenn ich auch noch Randstreifen totspritze, wo sollen Insekten dann ihre Ernährung herbekommen?“, stellte er die rhetorische Frage. Eine seiner Kernbotschaften war dabei, dass das Pestizidproblem nur eines in dem großen Ganzen sei. „Die Art der Bewirtschaftung der Flächen muss sich ändern“, war sein klares Plädoyer.
Sanktionen
Er sprach von einem „dramatischen Vogelrückgang“ und dem beschleunigten Verlust von Lebensraum für Vögel und Insekten seit den 90er-Jahren in Deutschland und Europa. Ein zentraler Grund sei die Intensivierung der Landwirtschaft. „Vogelschutzrichtlinien sind gegenüber den Agrargesetzen wirkungslos.“„Und wenn Du an einer Hecke in Winnekendonk etwas ökologisch wachsen lässt, wirst Du sanktioniert“, ergänzte Bernd Verhoeven den Gedanken mit einer kleinen Spitze.
Bei der gemeinsamen EU-Agrarfinanzierung gebe es kaum Anreize für nachhaltiges landwirtschaftliches Wirtschaften. Um den Naturschutz zu honorieren, bräuchte es jährlich 15 Milliarden Euro und nicht nur 2,2 Milliarden, die gerade mal die bestehenden Schutzgebiete sichere. Das System „Je größer der Hof, desto mehr Subventionen“ sei nicht mehr zeitgemäß und zeige die „Perversität des Systems“, so Strumann. „Keine Gruppe wird in Deutschland so sehr verhätschelt wie die Landwirte“, pflichtete ihm der Kevelaerer FDP-Politiker Jürgen Hendricks bei. Öko-Landwirt Verhoeven wollte das so allgemein nicht stehen lassen. „Die Kleinbauern schmeißen das Handtuch, weil nur billig essen zählt. Die Großen werden immer größer.“
Mit einer Ausstellung dieser Art könne es nicht allein getan sein, fand Claudia Blauert von der Ini­tiative „Rettet die Binnenheide“, die die Begrüßungsworte sprach. „Wichtig ist, alle mit ins Boot zu holen. Da ist viel Überzeugungs- und Bildungsarbeit noch zu leisten“, meinte die Umweltaktivistin.