Kevelaer feiert eine Erfolgsgeschichte

Drei Bürgerbusvereine der Stadt Kevelaer feiern dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Die ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer sind aktiv auf heimischen Straßen unterwegs und sorgen für die Verbindung zwischen dem städtischen Zentrum und den Ortschaften Kervenheim, Wetten und Winnekendonk.
Bürgermeister Dr. Dominik Pichler lud deshalb alle Mitglieder der Bürgerbusvereine mit ihren Lebensgefährten ins Konzert- und Bühnenhaus zu einem Empfang mit anschließendem Theaterstück ein.
Im brechend vollen kleinen Saal begrüßte Pichler die Gäste, die die Idee des Bürgerbusses über 20 Jahre und somit in die Volljährigkeit tatkräftig begleitet haben. Er bedankte sich bei ihnen, dass sie sich bei jährlich mehr als 90.000 gefahrenen Kilometern ehrenamtlich die Zeit genommen haben, sich für andere einzusetzen, um sie von A nach B zu fahren. „Es besteht kein Aufnahmestopp für Fahrerinnen und Fahrer“, bemerkte er lächelnd und verwies auf die Nachwuchsnot, die bei den Bürgerbusvereinen besteht, die händeringend zusätzliche Kräfte suchen. Pichler lobte: „In der öffentlichen Wahrnehmung stehen die Bürgerbusfahrerinnen und -fahrer direkt hinter denen der Freiwilligen Feuerwehr. Und ohne darin eine Wertung vorzunehmen, finde ich dies schon sehr beachtenswert und darauf können Sie stolz sein.“ Dann eröffnete er das Büffet und wünschte allen einen schönen Abend.
Hans-Josef Thönnissen, Wolfgang Toonen und Ruth Kerkhoff von den Stadtwerken meinten: „Et löpt, wie man beim Marathon so schön sagt. Und wenn man betrachtet, dass die Bürgerbusse von der Strecke her schon mehrmals den Äquator abgefahren sind, zeigt dies doch eine Erfolgsgeschichte. Der Bürgerbus wird von den Fahrgästen angenommen und ohne die ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer gäbe es zwischen den Ortschaften mit Sicherheit keinen öffentlichen Personennahverkehr in Kevelaer. Die Entgelte liegen dabei weit unter der Hälfte der sonst üblichen Tarife. Es gilt unser höchster Respekt den Fahrerinnen und Fahrern, dass sie bereit sind, die große Verantwortung für die Fahrgäste zu übernehmen.“
Etwa 160 ehrenamtliche Fahrer und Helfer sind in den Vereinen der Bürgerbusse aktiv. Diese ehrenamtlichen Fahrer sorgen dafür, dass täglich rund 13 Stunden die Verbindung zwischen den Ortschaften Kervenheim, Winnekendonk, Wetten und Twisteden zum Stadtzentrum Kevelaer hergestellt wird (der Twistedener Bürgerbus feierte bereits vor drei Jahren sein 20-jähriges Bestehen).
In einem Neunsitzer werden die Fahrgäste von der jeweiligen Ortschaft zum Zentrum Kevelaers befördert und natürlich auch zurück, sodass die Mobilität gerade für ältere Mitmenschen aufrecht gehalten wird. Einkäufe, Arztbesuche oder einfach zum „Quaken“ nach Kevelaer – mit dem Bürgerbus kein Problem. Auch junge Menschen nutzen das Angebot, weil sie zur weiterführenden Schule müssen oder Freunde treffen möchten.
Neuigkeiten aus den Ortschaften werden in den Bussen ausgetauscht, was sie neben dem Kevelaerer Blatt wohl zur wichtigsten Nachrichtenquelle der Wallfahrtsstadt macht.
Dass neben den ernsthaften Anliegen auch Unterhaltendes auf der Fahrt passiert, zeigen einige Begebenheiten, die in den vergangenen Jahren bemerkt wurden: Nachdem der Bürgerbus im Jahre 1996 seine ersten Runden gedreht hatte, haben Bürger an der Haltestelle Altenheim einen lebensgroßen Mann aus Beton aufgestellt. Diese Figur sah so echt aus, dass sich eine Bewohnerin des gegenüberliegenden Altenheims belästigt fühlte und sogar die Polizei rufen wollte. Auch haben Fahrer zu Anfang zigmal angehalten, um diesen „Fahrgast“ aufzunehmen. Schnell erhielt er den Namen Hugo. Er wurde häufig mit Accessoires bestückt wie Schal oder Karnevalsmütze.
Einmal stieg an der Haltestelle Krankenhaus ein Fahrgast ein, der einige Runden mitfuhr, da es im Krankenhaus zu langweilig war.
Ein anderes Mal stieg ein Fahrgast ein, zahlte und legte sich in den Bus und schlief auf dem Boden liegend ein. Alle Versuche ihn aufzuwecken, schlugen fehl. Fahrerin Karin wusste sich nicht anders zu helfen, als ihn zur Polizeiwache nach Kevelaer zu fahren. Dort trugen ihn dann zwei starke Polizisten in die Ausnüchterungszelle.
Ein weiteres Mal stieg ein Fahrgast an der Haltestelle ein, die genau vor seiner Haustür lag. Zwei Haltestellen weiter bat er den Fahrer umzukehren, da er seine Zähne vergessen habe und so nicht ins Bürgerhaus wollte.