„Kevelaer entwickelt sich negativ“

Kevelaer. Eine Analyse kann manchmal schmerzhaft sein. Die Vorstellung der ersten Ansätze eines Standortentwicklungskonzeptes für Kevelaer fußen auf einer solchen Analyse. Die Ergebnisse, die Diplom-Kaufmann Jörg Lennardt am Montagabend im Ratssaal vorstellte, ließen aufhorchen.
Zwar sei die Unternehmerbefragung, die dem Konzept ebenfalls zugrunde liegt, in einigen Bereichen – etwa bei der Zufriedenheit der Unternehmer mit Politik und Verwaltung – positiver ausgefallen als vermutet. Doch die offiziellen statistischen Zahlen, die Lennardt präsentierte, lassen keinen Blick durch eine rosarote Brille zu: Die Beherbergungsstatistik weist von 2012 bis 2016 einen Rückgang der Übernachtungen um 40.000 aus, allein im Vergleich von 2014 und 2015 waren es 20.000 weniger. Die Einzelhandelszahlen sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache: „Kevelaer entwickelt sich im Gegensatz zu anderen Kommunen negativ“, stellte Lennardt fest. Die Bevölkerung wächst, die Kaufkraft steigt – doch der Einzelhandelsumsatz geht zurück, weil die Menschen nicht an den Standort Kevelaer gebunden werden.
Es gebe „zu viele Beteiligte an der Vermarktung“ des Standortes, stellt der Berater aus seiner Sicht fest. „Es gibt in Kevelaer unglaublich viele Player.“ Dies führe dazu, dass individuell und nicht gesamtstrategisch gearbeitet werde. Dies werde etwa an der veralteten Außen-Darstellung der Stadt in ihrer Kommunikation, etwa im Internet und in den sozialen Medien deutlich. Sein Vorschlag, um dem Negativtrend entgegenzuwirken: einen geordneten Strategieprozess in Gang setzen. Erster Schritt war die Einrichtung einer Lenkungsgruppe unter Vorsitz des Bürgermeisters und mit Beteiligung aller Fraktionsvorsitzenden und Vertretern örtlicher Interessengruppen (das KB berichtete).
Nachdem nun Handlungsfelder definiert seien, sollen darin kleine Gruppen Teilprojekte verfolgen. Im Handlungsfeld „Einzelhandel und Innenstadt“ haben sich beispielsweise drei Gruppen gefunden, die sich dem „Parken in der Innenstadt“, einem „einheitlichen Vermarktungsnetzwerk“ und der „Erhöhung der Besucherfrequenz“ widmen wollen. Zudem falle die Umsetzung des Integrierten Handlungskonzeptes für die Innenstadt in dieses Handlungsfeld. Die Politik habe ein „offenes Herangehen“ an die Vorschläge der Projektgruppen signalisiert, erklärte Lennardt.
„Wir nehmen die Ergebnisse der Unternehmensbefragung ernst“, sagte Wirtschaftsförderer Hans-Josef Bruns, warnte jedoch vor „Aktionismus“. „Wir müssen einen roten Faden finden und uns die Frage stellen ,Wo sind unsere Zielgruppen für die Zukunft?‘“.