Kevelaer beteiligt sich am Projekt „NRW hält zusammen“
Armut und soziale Ausgrenzung sind für viele Menschen zum Alltag geworden. Das beeinträchtigt nicht nur das Leben der Einzelnen, sondern auch den sozialen Frieden und die Demokratie in unserem Land. Aus diesem Grund beteiligt sich die Stadt Kevelaer, unter der Federführung von Vanessa Freienstein, an dem Projekt „NRW hält zusammen“, dessen Auftaktveranstaltung im Konzert- und Bühnenhaus stattfand. 65 Interessierte aus Kindergärten, Schulen, Vereinen und aus den Parteien konnte Bürgermeister Dominik Pichler und Stadtdezernent Marc Buchholz begrüßen.
Als einzige Stadt im Kreis Kleve und als eine von 57 Kommunen in NRW kann Kevelaer die Möglichkeit nutzen, sozialraumbezogene Daten zu erheben. 80 Prozent der Kosten übernimmt das Land. Das Ergebnis kann dann als Grundlage für eine künftige, fachübergreifende Stadt- und Sozialraumplanung dienen.
Obwohl es auf den ersten Blick nicht so erscheint, auch Kevelaer ist eine Stadt mit zwei Gesichtern. Wirtschaft und Arbeitsmarkt haben sich positiv entwickelt. Mit einer Arbeitslosenquote von nur sechs Prozent steht Kevelaer im Vergleich zu den anderen Städten im Kreis bestens da. Vielen Menschen geht es gut. Sie können sich und ihren Kindern einen guten Lebensstandard bieten. Sie können sich am sozialen Leben beteiligen und sind anerkannte Mitglieder unserer Gesellschaft.
Dem gegenüber stehen viele Menschen, an denen die positiven Entwicklungen vorbei gehen. Immer mehr können, weil sie arbeitslos sind, oder auch trotz Arbeit ihren Lebensunterhalt nicht selbst ausreichend finanzieren. Registriert sind in Kevelaer 816 Bedarfsgemeinschaften. Diese Menschen können nicht angemessen teilhaben am gesellschaftlichen Leben. Sie sind sozial ausgegrenzt.
Armut und soziale Ausgrenzung treffen Menschen jeden Alters: Kinder ebenso wie alte Menschen; junge Erwachsene, die gerade in das Berufsleben starten wollen, ebenso wie Menschen mittleren Alters, die bereits Familie haben. „Ich bin Realist, wir werden es nicht schaffen, alle in die Chancengleichheit zu bekommen“, sagt Marc Buchholz. „Aber mit dem Projekt „NRW hält zusammen“ werden wir in unserer Stadt Armut und Ausgrenzung zielgerichteter bekämpfen können.“
Freienstein stellte den Anwesenden das Projekt vor, das als Grundlage die Erhebung von Daten durch Fragebögen vorsieht. Sie werden über Kindergärten, Schulen und Ämter an die Familien verteilt und beinhalten Fragen zur Familie, zur Wohnumgebung, Kinderbetreuung, Freizeitgestaltung oder Haushaltseinkommen.
Eine strikte Anonymität wird gewahrt. Durch eine Verlosungsaktion (10 x 50 Euro) soll die Rücklaufquote erhöht werden. Im Anschluss werden die Fragebögen ausgewertet und mit bestehenden Datensätzen ergänzt. Sozialraum-Konferenzen werden durchgeführt, bei denen „Experten“ (das können auch Betroffene selber sein), Politik und Verwaltung sowie Träger und Einrichtungen in Austausch und Diskussion weitere Ideen entwickeln können. Dabei sollen ebenfalls erste Lösungsansätze entstehen und mögliche Maßnahmenschritte geplant und eingeleitet werden. Als Ergebnis soll in einer „Zukunfts-Werkstatt“ allen Beteiligten und der Öffentlichkeit eine projektabschließende Studie präsentiert werden.
Die Anwesenden hatten noch die Möglichkeit, ihre Gedanken zu Armut, Ausgrenzung und Teilhabe zu definieren und Anregungen für den Verlauf des Projektes zu geben.
Mit dem Projekt will Kevelaer soziale Lebensräume in der Stadt mit überdurchschnittlichen Ressourcen ausstatten. Die Lebenslagen der Menschen sollen verbessert werden, damit gegen Armut und soziale Ausgrenzung vorgegangen werden kann.
Auch wenn keine finanzielle Unterstützung durch das Land in Anschlusskonzepten vorgesehen ist, so sieht Buchholz gute Möglichkeiten, auf Grundlage der Erhebung und Auswertungsarbeit, gezielt bei kommenden Programmen erfolgreich Anträge stellen und begründen zu können. (jvdh)