Kerzen, Mechel, gehören zu Kevelaer wie der Dom zu Köln. Wenn du jetzt abends über den Kapellenplatz läufst, dann siehst du, wie sie hundertfach ihr warmes Licht ausstrahlen. Und jede Kerze steht für ein Anliegen, das die Menschen der Trösterin der Betrübten anvertraut haben. Ich sage Menschen und nicht nur Pilger, weil ich weiß, dass sich auch viele Kevelaerer der Gottesmutter anvertrauen. Ist ein Angehöriger schwer krank oder steht eine wichtige Prüfung ins Haus, immer wieder finden sie den Weg hierhin und verknüpfen ihre Kerzenspende mit ihren Gedanken an ihre Lieben, oder sie bitten um Hilfe für sich selber.

Kerzen begleiten uns durchs ganze Leben. Das fängt schon mit der Taufkerze an, dann die Kommunionkerze, und am Ende brennt vielleicht auch eine Kerze an unserem Sterbebett. Drastisch wird das beschrieben, wie ein alter Bauer seine letzten Atemzüge tut, seine Frau daneben, die Kerze in der Hand, die Geduld verliert und wie sie seufzt: „Beeil dich, sonst verbrenne ich mir noch die Knochen!“ Niederheinischer Humor, hart, aber herzlich.

Eine schöne Geschichte erzählte mir einmal eine alte Bäuerin in Frankreich. Mitten im Wald hatte sie auf ihrem Hof den Sturm Kyrill erlebt: „Da flogen, klicke-di-klack, die Pfannen vom Dach, der Strom fiel aus und wir hatten noch Besuch, aus Paris sogar! Stellen Sie sich das mal vor! Aber da habe ich meine Taufkerze genommen, sie in Stücke geschnitten, jedem sein Licht mitgegeben, und so konnte jeder Gast sein Zimmer finden.“

Bei der Geschichte fiel mir ein, dass wir früher auch immer ein Kruzifix mit zwei Kerzenleuchtern in unserer Küche stehen hatten. Wenn es ein Gewitte…