Bischof Genn äußert sich zur Kampagne #OutInChurch

Keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen

Bischof Dr. Felix Genn äußert sich zu den Mitarbeitenden der katholischen Kirche, die sich als queer geoutet haben. Foto: Bistum Münster

125 Mitarbeitende der katholischen Kirche haben sich in der bundesweiten Kampagne #OutinChurch als queer geoutet. Hierzu erklärt der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, am 26. Januar: 

„Ich habe großen Respekt vor den kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich in der Kampagne #OutinChurch als queer geoutet haben. Die bewegenden Aussagen und Lebensschicksale machen deutlich, dass wir in der katholischen Kirche ein Klima der Angstfreiheit brauchen. Niemand darf wegen seiner sexuellen Orientierung oder seiner geschlechtlichen Identität diskriminiert oder abgewertet werden. 

Vor diesem Hintergrund sehe ich auch die Diskussionen im Rahmen des Synodalen Weges, die nicht-heterosexuellen Menschen und ihrem Lebensstand ohne Diskriminierung gerecht werden soll. Dies betrifft auch das kirchliche Arbeitsrecht. Davon besonders betroffen sind aktuell die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Seelsorge.

Im Bistum Münster müssen Mitarbeitende, die sich offen zu ihrer Homosexualität bekennen, keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen fürchten. Außerdem ist es seit einigen Jahren im Bistum Münster bereits so, dass auch der persönliche Familienstand keine Relevanz für die Anstellung oder Weiterbeschäftigung bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Verwaltung hat.

Ich spüre den Mut und die Ehrlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich in der Kampagne #OutInChurch geoutet haben, und ich spüre auch das Leid, das sie erlebt haben. 

Im Bistum Münster ist seit dem vergangenen Jahr eine Referentin für Diversität tätig, die sich unter anderem um die Vernetzung mit Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung kümmert. Als erste Frucht dieser Arbeit habe ich mich im vergangenen Jahr mit Menschen mit sehr verschiedenen geschlechtlichen Identitäten getroffen. Das war für mich sehr bewegend. 

Viele homosexuelle Menschen wurden über Jahre und Jahrzehnte durch Äußerungen der Kirche verletzt. Das darf heute und in Zukunft nicht mehr so sein. Jede Person – völlig unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität – ist unbedingt von Gott geliebt.“

Auch Caritas und Pfadfinderschaft äußern sich

Die Kampagne #OutInChurch löst derzeit auch in weiteren Bereichen des Bistums Münster Reaktionen aus. 

So äußerte sich u.a. der Caritasverband für die Diözese Münster: Der Vorstand betont, dass „alle queeren, also homosexuellen und transgender Personen willkommene Mitglieder unserer Dienstgemeinschaft sind.“ Ihre sexuelle Orientierung und Lebensführung bedeute „keinen Verstoß gegen die Loyalitätsobliegenheiten“, erklärte der Vorsitzende, Pfarrer Dr. Christian Schmitt. In der Vergangenheit sei Unrecht geschehen, weil Menschen in ihrer sexuellen Orientierung nicht respektiert worden seien (ganzes Statement unter https://bit.ly/3rey6UL).

Auch der Diözesanvorstand und die Diözesanleitung der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg im Diözesanverband Münster nehmen Stellung: „Hohe Anerkennung und Respekt sprechen wir denen aus, die in beeindruckender Weise ihr QUEERSEIN in der Aktion #outinchurch öffentlich ausgesprochen haben (…) Sie haben sich mutig und mit dem Wunsch nach mehr Ehrlichkeit in die Öffentlichkeit gestellt. Sie stehen stellvertretend für noch viel mehr Menschen, die sich haupt- und ehrenamtlich in unserer Kirche engagieren und dabei in Angst leben. Niemand darf wegen seiner sexuellen Orientierung oder seiner geschlechtlichen Identität diskriminiert oder abgewertet werden. Es ist höchste Zeit, dass unsere Kirche zu einer Kirche ohne Angst wird, dass Diskriminierung und Ausgrenzung ein Ende nehmen, dass eine Sexualmoral überwunden wird, die über lange Zeit viel Unheil angerichtet hat (…) Wir bitten die Verantwortlichen in den Bistümern das Arbeitsrecht im Hinblick auf die Bewertung der verschiedenen Lebensformen weiterzuentwickeln, sodass Sanktionen und deren Androhung unterlassen werden“ (ganzes Statement unter https://bit.ly/32JkVBM).