Kardinal Müller: „Maria ist die Mutter, auf die wir vertrauen können“

Zuerst ließ sich Gerhard Ludwig Kardinal Müller von Wallfahrtsrektor
Rolf Lohmann den Kevelaerer Kapellenplatz zeigen, anschließend feierte er in
der Marienbasilika die Vorabendmesse. Der Kardinal war zu Gast in Kaiserswerth zum 50-
jährigen Jubiläum der dortigen Basilika und hatte den Wunsch geäußert, auch Kevelaer zu
besuchen. Zum Fest Mariä Verkündigung betonte er in seiner Predigt die zentrale Rolle der
Gottesmutter und stellte eindringlich dar, welche Bedeutung die Menschwerdung Gottes habe.
Diese sei eben kein Mythos und keine schön ausgeschmückte Geschichte, sondern es handele
sich um ein reales Ereignis, bei dem Gott gehandelt und das Menschsein angenommen habe.
„Er hat sich nicht gescheut, unser Fleisch und Blut anzunehmen“, sagte der Kardinal. Dieses
Ereignis werde an Weihnachten gefeiert, neun Monate zuvor feiere die Kirche am 25. März
daher das Fest Mariä Verkündigung, also den Tag, an dem Maria erfuhr, dass sie die Gottesmutter werden soll. Und sie habe, sagte Müller, Jesus neun Monate unter ihrem Herzen getragen, ihn durch Kindheit und Jugend begleitet, sei auch bei seinem öffentlichen Wirken immer wieder aufgetreten. Sie habe ihr Ja-Wort gegeben und sei sogar am Kreuz bei ihrem Sohn geblieben.
Durch Jesus, verbunden mit der göttlichen Natur, hätten die Menschen die Herrlichkeit Gottes
geschaut, sagte Müller. „Gott ist Mensch geworden, damit wir erlöst und erhöht werden.“
Dazu habe Jesus das Boshafte, das es in den Menschen gibt, erlitten und überstanden. Und er
sei eben nicht auf die Erde herabgekommen „wie ein Raumfahrer in einem Gefährt, der auf
der Erde Platz nimmt“, sondern habe durch Maria Fleisch angenommen.
„Maria ist das Urbild für unser Gottesbild und unser Verhältnis zu Jesus Christus“, betonte
der Kardinal, der in Rom Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre ist. „Christus will
geboren werden in unseren Herzen und dort lebendig sein.“ Die Würde des Menschen, die
schon in der Schöpfung begründet ist, sei durch die Menschwerdung weiter vertieft worden.
Doch weite Teile der Gesellschaft hätten Gott verloren und redeten sich ein, dass er nicht so
wichtig sei. „Was übrig bleibt sind Verzweiflung, Nihilismus und Selbstzerstörung“, sagte
Müller. „Alle Güter der Welt können uns nicht bieten, was unser Herz ersehnt.“
Er forderte die Gläubigen auf, den „Weg des Vertrauens“ zu gehen, „in die Liebe Gottes, der
unser Fleisch angenommen hat.“ Dazu dürften die Menschen mit ihren Anliegen bei Maria
Zuflucht suchen. Müller: „Sie ist die Mutter, auf die wir voll und ganz vertrauen können.“