Kapellenplatz findet wenig Interesse der Kevelaerer
„Für jeden, der hier mit dabei war, hat es sich sicher gelohnt“, bilanzierte der Kevelaerer Bürgermeister am Ende eines gut sechsstündigen Austausches mit interessierten Bürgern zur Neugestaltung des Kapellenplatzes. „Und schönen Gruß an all die, die nicht gekommen sind“, konnte sich Pichler angesichts von gerade mal knapp über 30 Anwesenden – darunter mit ihm exakt zwei (!) Ratsmitglieder – seinen Unmut nicht verkneifen. Dennoch lautete sein Appell: „Aber bitte bringen Sie sich weiter ein.“
Der Frust über das geringe Interesse war durchaus verständlich, ging es doch um ein Kernprojekt der Innenstadtgestaltung: Die Frage nämlich, welche Gestalt der Kapellenplatz und die darum liegenden Plätze künftig haben sollen. Statt diskussionsfreudiger Bürgermassen trafen nur nach und nach die Interessierten zum Frühstückskaffee im Foyer des Petrus-Canisius-Hauses ein, darunter der neue Wallfahrtsrektor Gregor Kauling. „Das ist hier ja als Brainstorming gedacht. Das ist gut, bevor man plant“, sah dieser den Austausch als sinnvoll an, „um Informationen zu kriegen, Ideen und ein Gefühl dafür.“ Er lobte die städtebauliche, mittelalterliche Situation mit den vier Zuwegen am Kapellenplatz.
Stephanie Janning stellte als Projektleiterin der IPW Wallenhorst zuächst die Grundzüge der Debatte vor, wie sie an dem Tag laufen sollte, die Planungshistorie mit dem integrierten Handlungskonzept, Fragen wie Barrierefreiheit oder der Einheitlichkeit der Plätze. Den Kapellenplatz gelte es für die Wallfahrer als zentralen Platz des Glaubens zu erhalten. Und sie machte deutlich: „Wir haben keine Vorstellung, wie sich das entwickeln wird, wir wollen dem offen entgegentreten.“
Sie gab aber schon Hinweise, beispielsweise hinichtlich der Rollatoren- und Rollstuhlfrage am Kapellenplatz, der suboptimalen Eingangssituation am Johannes-Stalenus-Platz und zeigte sich gespannt, wie man mit den Fragen Außengastronomie, Bänke und Brunnen am Luxemburger Platz arbeiten werde.
Ursprünglich war geplant, die Diskussion auf drei Arbeitsgruppen aufzuteilen. Angesichts der Teilnehmerzahl wurden jedoch alle Themen im gesamten Plennum ausdiskutiert. Im ersten Block durften die Anwesenden anhand von auf den Boden gelegten Zahlen von 1 bis 10 ihr jeweiliges Votum zu den einzelnen Plätzen abgeben und sich dort hinstellen.
Die Stille des Kapellenplatzes sei das Besondere, der Platz eine Katastrophe“, so ein klares Statement. „Zu sehr möbliert mit Stankett und Blümchen, sonst gut“, urteilte Dr. Gerhard Kühnen auf der Sechs. „Gefällig in der Gesamtheit, die Ornamente sind nicht nötig, die Möblierung etwas zurückfahren“, stellte FDP-Mann Willi Gerats auf der Sieben die Frage, „ob man Kopfsteinpflaster glätten kann“. Über das Kopfsteinpflaster als „Liebgewonnenes“ müsse man sicher reden, antwortete Pichler.
Beim Luxemburger Platz wurde schnell deutlich, dass der Platz viel besser durch die Gastronomie genutzt werden könnte. Der Platz an sich sei gut mit seiner Anbindung an den Mechelner Platz und den Bäumen. Von „wenig Aufenthaltsqualität“ und der Notwendigkeit der „Optimierung“ – inklusive Toilettenhäuschen“ – war dann beim Johannes-Stalenus-Platz die Rede.
Im zweiten Block ging es um den Baumbestand. Eine Teilnehmerin plädierte für die „Rückbesinnung auf die Heide“ in Sachen Luxemburger Platz, ein anderer fand den Baumbestand dort zu viel: „Da laufe ich im Sommer immer in ein „schwarzes Loch“, fand Matthias Werth.
„Das ist ein emotionales Thema“, fand Astrid Vieth, bevor sie bei einer Außenbesichtigung nahe des Eingangs am Brunnen die konkreten Probleme verdeutlichte, die es bei der Frage zu lösen gebe, „wenn man dann das Pflaster anfasst“. Sie machte klar, dass die Unebenheiten des Bodens daher rührten, dass sich das Wurzelwerk mit seinen Verzweigungen einfach seinen Weg suche, weil es dafür nicht weiter nach unten gehe aufgrund der verdichteten Böden. Deswegen sei die Frage des Erhaltes des gesamten Baumbestandes an den drei Plätzen so schwierig zu beantworten. Dazu wird wohl noch ein unterstützendes Baumgutachten eingeholt. „Weniger Bäume und für die mehr Platz“ lautete vorerst die nüchterne Einschätzung des IWP.
Die Bürger konnten anschließend darüber abstimmen, wie viele Bäume sie dem jeweiligen Platz zubilligen wollten und ob es Alt- oder lieber Neubestand sein sollte.
Danach widmeten sich die Anwesenden den Nutzungen der Plätze, und da schien es so, als bräuchte die IPW an der Stelle konkreten Input, weil ihr beispielsweise die Radverkehrsströme in der City und am Kapellenplatz nicht geläufig waren. Das lieferten die Anwesenden.
Spannend geriet die Debatte zur Außengastrononie, wo vereinzelt sogar der Außenbereich der Eisdiele als „störend“ für den Einkehr- und Betprozess der Pilger gesehen wurde. Die meisten sahen das aber nicht als „Problem“ an: 45 Jahre lang habe sich keiner darüber beschwert, war es nie unzivilisiert laut, so der Tenor.
Anschließend wurden noch viele Einzelpunkte andiskutiert – über mehr mögliche Außengastronomie am Luxemburger Platz gegenüber, Defibrillatoren am Kapellenplatz oder ein mögliches Glasdach an der Gnadenkapelle.
Am Ende dankten Janning und Pichler der Gruppe für die engagierte Diskussion. Man werde jetzt mit der Kirche reden, die Ergebnisse erörtern und Vorentwurfskonzepte erstellen, die dann in die Politik gehen. Auch eine Bürgerinformation sicherte Janning abschließend zu.