Das Bistum Münster, der Diözesancaritasverband Münster und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Münster haben am 15. Januar in Münster eine Kampagne gestartet, mit der die Demokratie in Deutschland gestärkt werden soll.

Bis zu den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen am 14. September soll, wie es Münsters Bischof Dr. Felix Genn beim Kampagnenauftakt vor Journalisten in Münster betonte, das Bewusstsein dafür gestärkt werden, „dass wir alle gefordert sind, uns für den Fortbestand unserer Demokratie einzusetzen.“

Zu den Beteiligten an der Kampagne gehören nicht nur Kirchengemeinden, katholische Verbände und Einrichtungen im Bistum Münster sowie die DKM Darlehenskasse Münster, sondern darüber hinaus auch alle Diözesancaritasverbände in Nordrhein-Westfalen. Auch der Diözesancaritasverband Osnabrück sowie das Erzbistum Freiburg machen bei der Kampagne mit.

Die Kampagne ist zudem offen für Akteure anderer Kirchen und aus dem nichtkirchlichen Bereich. In Münster sind etwa bereits der Bürgerausschuss Münsterscher Karneval sowie Händlerinnen und Händler bei der Kampagne dabei.

Beim Kampagnenauftakt sagte Bischof Genn, dass die Demokraten zwar in Deutschland noch immer mehr seien als diejenigen, die den demokratischen Rechtsstaat in extremistischen Parteien oder Bewegungen in Frage stellen und abschaffen möchten.

„Aber: Wir müssen auf der Hut sein! Es ist nicht selbstverständlich, in einem demokratischen Rechtsstaat zu leben“, warnte der Bischof. Demokratie, so unterstrich er, sei nicht nur die beste aller Staatsformen, sondern „eine Lebensauffassung“.

Wehrhafte Demokratie

Bischof Genn: „Wir müssen wieder lernen, dass wir eine wehrhafte Demokratie benötigen mit Demokratinnen und Demokraten, die den Feinden unserer Demokratie sagen: Unser Land bekommt ihr nicht! Wir brauchen – wie wir es insbesondere bei der Friedensbewegung in den 1980er Jahren hatten – eine Demokratiebewegung in unserem Land.“

Für den Bischof propagieren die Feinde der Demokratie einen völkischen Nationalismus, der Menschen ausgrenzt, weil sie eine andere Herkunft, Religion, Hautfarbe oder geschlechtliche Orientierung haben.

„Das ist mit uns nicht zu machen! Als Christinnen und Christen stehen wir auf, wenn Ausgrenzung, Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Homophobie und ein Autoritarismus propagiert werden, die unsere freiheitlich demokratische Grundordnung gefährden. Die Würde des Menschen ist und bleibt unantastbar – das kann nur in einer Demokratie garantiert werden“, sagte Bischof Genn.

Sicher gäbe es bei diesem Thema auch „sehr dunkle Seiten“ in der Geschichte der katholischen Kirche. Umso wichtiger sei es aber für Christinnen und Christen, sich heute den Demokratiefeinden entschieden zu widersetzen. Auch in der Kirche selbst brauche es mehr Mitbestimmung und Beteiligung aller, verwies Bischof Genn auf die Reformbewegungen in der Kirche.

Auch der Niederrhein beteiligt sich an der Kampagne zur Stärkung der Demokratie in Deutschland. Bis zu den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen am 14. September soll das Bewusstsein dafür gestärkt werden, „dass wir alle gefordert sind, uns für den Fortbestand unserer Demokratie einzusetzen“, wie es Weihbischof Rolf Lohmann zum Start der Kampagne in Voerde sagte.

Gemeinsam mit den Leitern der Caritasverbände Geldern-Kevelaer, Moers-Xanten und Dinslaken-Wesel sowie Kreisdechant Stefan Sühling lud Lohmann Verbände, Gruppierungen und Gemeinden dazu ein, sich an der Kampagne zu beteiligen.

„Diese Initiative kommt zum richtigen Zeitpunkt. Wir müssen als Christen zeigen, wie wertvoll uns die Demokratie ist“, betonte er. Es sei wichtig, dass sich die Kirche und die ihr angeschlossenen Verbände in aktuelle Diskussionen einbringen und diese fördern. „Wir dürfen uns nicht in eine Ecke zurückziehen und schweigen oder nur innerkirchlich diskutieren, sondern müssen bereit sein, auf ganzer Ebene mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und andere Perspektiven kennenzulernen“, sagte der Weihbischof.

Eine Aufforderung, der sich der Weseler Kreisdechant Stefan Sühling anschloss: „Wir haben Demokratie als selbstverständlich übernommen und zu wenig dafür getan, sie zu wahren. Daher ist die Kampagne ungemein wichtig, weil sie die Notwendigkeit in den Mittelpunkt rückt, sich für die Vielfalt der Demokratie einzusetzen.“ Gleichzeitig rief er dazu auf, Politikerinnen und Politiker nicht nur zu unterstützen, sondern sie auch dazu zu ermutigen, „den Menschen die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie unbequem ist.“ Sühling: „Sagt uns, wo die Probleme sind, dann können wir auch darüber diskutieren, wie wir sie gemeinsam lösen können.“

Stephan von Salm-Hoogstraeten, Vorstand des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer, betonte, dass der Einsatz für die Demokratie unabhängig von Wahlen wichtig ist. „Sie ist die Grundlage unseres Zusammenlebens und unseres Wohlstandes. Das Wesen unserer Demokratie ist, dass man sich vernünftig und sachlich mit Meinungen auseinandersetzt“, sagte er. Die Caritas sei gerade für die Sorge um vulnerable Gruppen verantwortlich und sei daher dazu aufgerufen, energisch aufzutreten und Werte einzufordern.

„Die Demokratie ist unser Wertegerüst, das festlegt, wie wir miteinander umgehen. Die Menschen neigen immer mehr zur Spaltung und Polarisierung, aber wir lassen uns nicht spalten, sondern ringen um die beste Lösung“, erklärte von Salm-Hoogstraeten.

Marc Inderfurth, Vorstand des Caritasverbandes Moers-Xanten, erklärte, dass die Caritas auf Vielfalt ausgerichtet sei: „Wir brauchen Menschen, die mitmachen“, rief er zur Teilnahme an der Demokratie-Kampagne auf. Vielfalt sei, erklärte er, mit Arbeit verbunden, „aber das Miteinander ist diesen Einsatz wert.“ Dabei sei es manchmal schwierig zu vermitteln, dass nicht alle Fragen und Probleme, die sich ergeben, einfach zu beantworten sind. Oft sei eine Differenzierung notwendig, dazu brauche es offene Gespräche und Diskussionen.

Michael van Meerbeck, Direktor des Caritasverbandes Dinslaken-Wesel, rief zum Miteinander auf: „Wir müssen herausgehen und Demokratie leben“, sagte er. An vielen Stellen sei der Kontakt zueinander verloren gegangen, so dass die Kommunikation im Alltag schwieriger geworden sei. Während in früheren Jahren etwa viele Politiker auch Mitglieder in Vereinen und Verbänden und so in Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern waren, seien viele inzwischen so durch ihr Amt gebunden, dass sie nur noch in der Politik beheimatet sind. Daher sei es wichtig, wieder miteinander ins Gespräch, auch über kontroverse Themen, zu kommen.

In der Öffentlichkeit wird die Kampagne in den Kreisen Kleve und Wesel insbesondere durch das bunte Logo sichtbar werden. Auf verschiedenfarbigen Herzen steht der Slogan der Kampagne: „Mensch Niederrhein! Lebe Freiheit!“.

Dabei ist „Niederrhein“ nur ein Platzhalter und im Logo von allen Mitmachenden individuell veränderbar. So wird es dann etwa im Erzbistum Freiburg heißen: „Mensch Südwesten! Lebe Freiheit!“ oder bei den Caritasverbänden „Mensch Caritas! Lebe Freiheit!“. Und gerade im Blick auf die Zielgruppe junger Menschen darf „Mensch Digga! Lebe Freiheit!“ nicht fehlen.

Weitere Informationen und auch den Link zum Lebe-Freiheit-Shop, in dem das Material für den eigenen Ort oder die eigene Einrichtung angepasst und individualisiert werden kann, gibt es auf www.lebefreiheit.de im Internet.