Jungunternehmer in Kevelaer

Unternehmergene, Verkauftstalent, eine Nase für das Geschäft und noch viel mehr sollte haben, wer den Weg in die Selbs­t­ständigkeit wagt. Zum Glück gibt es auch in Kevelaer immer wieder Männer und Frauen, die den nötigen Mut für diesen Schritt aufbringen. In den nächsten Wochen wollen wir vier heimische Unternehmen vorstellen, die im Bereich der kleinen und mittelständischen Unternehmen unterschiedlicher kaum sein könnten. Eines ist ihnen jedoch allen gemeinsam: Junge Menschen übernehmen unternehmerische Verantwortung.

Dabei reicht die Spannweite vom „Ein-Frau-Betrieb“ bis zur Unternehmung mit 40 Festangestellten, zu denen sich in den Produktionsspitzen noch einmal halb so viele Saisonkräfte gesellen.

Den Auftakt macht Angela Fisicaro mit ihrem erst im September eröffneten Haaratelier. Sie hat sich dazu entschieden, als Einzelkämpferin anzutreten und die Selbstständigkeit ist für sie eine Premiere, war sie doch bisher als Angestellte tätig.

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ und genau diese magische Energie strahlt Angela Fisicaro aus, wenn sie einen in ihrem jüngst eröffneten „Haaratelier“ empfängt. Mehr oder minder ist der Gang zum Friseur für uns eine Selbstverständlichkeit – die eine tut es häufiger, der andere seltener, aber nur wenige ‚Handwerker‘ lassen wir so dicht an uns heran wie den ‚Barbier‘ oder die ‚Coiffeuse‘. Und am Ende ist es denn für viele tatsächlich mehr als „nur Haare schneiden“, sind doch nicht selten „nebenher“-Fähigkeiten in Psychologie gefragt – dieses muss auch lächelnd Angela Fisicaro zugeben.

Betritt man das kleine Geschäft an der Marktstraße, hat man beinahe das Gefühl, in Angela Fisicaros Wohnzimmer zu stehen. Die hochwertige und in der Wahl von Farben und Materialien gut aufeinander abgestimmte Ausstattung war ihr wichtig. Überhaupt ist es für sie von Bedeutung, den Kunden ganzheitlich im Mittelpunkt zu sehen und das heißt zu allererst, dass eben auch immer nur ein solcher anwesend ist – ein Termin ist zwingende Voraussetzung und so sucht man die klassische Wartezone vergebens.

Unterschiedlichste Erfahrungen

Befragt man die 34-Jährige nach ihrer Motivation in die Selbstständigkeit zu gehen, so wird schnell klar, dass sie diese Entscheidung lange vorbereitet hat. In den 18 Jahren ihrer beruflichen Tätigkeit hat sie in verschiedenen Salons in Krefeld, Düsseldorf und Neuss gearbeitet und dabei die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht – gute wie schlechte. Aber wie sie selbst sagt, hat sie von jeder ihrer beruflichen Stationen einen Baustein gedanklich mitgenommen, der ihr nun zum Vorteil gereicht.

Jeder Businessplan im Vorfeld einer Unternehmensgründung sollte auch Alleinstellungsmerkmale benennen, die einen als Gründer von bereits bestehenden Firmen abgrenzen. Eine eigene Haarpflegeserie einzusetzen und zu vertreiben, zählt ohne jeden Zweifel dazu.

Auf dem Schaufenster prangt es in großen Lettern: „Cahuchu“. Zusammen mit ihrem Kollegen und Freund Denis Busch hat sie die vegane Haarpflege entwickelt, die auch in ihrem Atelier zum Einsatz kommt. Die hohe Qualität der pflanzlichen Inhaltsstoffe und der konsequente Verzicht auf tierische Grundstoffe zweifelhafter Herkunft sind ihr wichtig, genauso wie der Verzicht auf die Erprobung an Tieren.

Die gediegene Ausstattung und der Einsatz hochwertiger Produkte sind gewiss wichtig, doch ersetzt all das nicht den Faktor Zeit in ausreichender Menge, der eine gelungene Beziehung zwischen Menschen erst möglich macht. Die Notwendigkeit in Ruhe und ohne Hast zu arbeiten, betont Angela Fisicaro dann auch noch einmal ganz besonders. Individualität heißt für sie das Schlüsselwort. Das manifestiert sich nicht nur darin, dass es absichtlich nur einen Frisierplatz gibt, sondern vor allem in einem „Rundum-Wohlfühlprogramm“ – der Besuch beim Friseur als kleine „Wellness-Auszeit“.

Kein Selbstläufer

Auch wenn Haare bei nahezu jedem beständig wachsen und daher geschnitten werden müssen, ist dennoch das Leben als Friseur kein Selbstläufer. Angela Fisicaro betont, dass sie sich mit ihrem auf Individualität zugeschnittenen Geschäftskonzept in Verbindung mit bester Qualität zur Konkurrenz absetzen möchte – auch das ist eine Voraussetzung für jeden Starter. Qualität hat auch einen Preis, dessen ist sich die junge Gründerin bewusst. Sie sucht logischerweise aber auch nicht die Konkurrenz zu Friseurketten und deren Unterbietungswettkämpfen bei Preisen und Löhnen. Darauf angesprochen, ihre Geschäftsphilosophie auf einen Satz zu bringen, antwortet sie: „Aus Kunden sollen Freunde werden.“ – Das ist mit Geld ohnehin nicht zu bezahlen.