Junge Detektive, wachsende Korallenriffe und ein Dorf am Fluss

Die „SPIEL“ in Essen ist der alljährliche Höhepunkt für Gesellschaftsspieler rund um die Welt. Auch in diesem Jahr gab es dort weit mehr überzeugende Neuerscheinungen zu entdecken, als die meisten Menschen in ihrer Freizeit unterbringen können. Wir haben deshalb drei Tipps für unterschiedliche Zielgruppen herausgegriffen und getestet.

EXIT Kids – Code Breaker

EXIT Kids - Code Breaker (Grafik: Verlag)

EXIT Kids – Code Breaker (Grafik: Verlag)

Escape Rooms erfreuen sich ähnlicher Beliebtheit wie deren Gesellschaftsspielumsetzung, der „Exit“-Reihe des Kosmos-Verlags, die im vergangenen Jahr mit dem „Kennerspiel des Jahres“ ausgezeichnet wurde. In diesem Jahr erweitert der Verlag die Palette um ein Spiel für Kinder. Ziel des Spieles ist es, Rätsel zu lösen, an deren Ende immer ein vierstelliger Zahlencode steht, mit dem ein überdimensioniertes Vorhängeschloss aus Kunststoff entsperrt werden soll. In vier Schwierigkeitsgraden gibt jede der enthaltenen Rätselkarten Hinweise auf vier Lösungsberiffe. Diese Begriffe finden sich auf 20 offen ausgelegten Karten wieder, die dann ihrerseits eine der Ziffern und deren Position für das Zahlenschloss verraten. Der Clou – und in unseren Testrunden ein noch größerer Spaßfaktor für die Kinder als die eigentlichen Rätsel – besteht darin, dass die Begriffe auf den Hinweiskarten verschlüsselt sind: Einige lassen sich nur im Spiegel lesen, andere nur durch einen Rotfilter und wieder andere nur unter UV-Licht. Die nötigen Hilfsmittel liegen dem Spiel natürlich bei. Weil das alles gegen die Zeit gespielt wird, entbrennt stets erst eine heiße Debatte darum, welche Begriffe für das aktuelle Rätsel benötigt werden, und dann eine wilde Suche in den ausliegenden Karten.

Auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad sind die Rätsel so leicht, dass auch jüngere Kinder dabei erfolgreich sind. Die einzige Voraussetzung besteht darin, dass die teilnehmenden Kinder bereits lesen können müssen. Mindestens durch die Grundschule hindurch bleibt das Spiel spannend. Und während die Erwachsenen zunächst Sorge hatten, die gegenüber der „echten“ Exit-Reihe geringe Komplizität könnte das Interesse schnell abflauen lassen, bereitet das Durchsuchen der Karten den Kindern so viel Vergnügen, dass sie selbst bereits gelöste Rätsel noch einmal spielen. Dabei zeigte sich dann jedoch auch der einzige Haken, der vermutlich doch dazu führen könnte, dass spätestens nach den 60 enthaltenen Rätsel die Luft raus ist: Kinder merken sich einfach ruckzuck, ob ein bestimmter Begriff nun auf einer Karte für Spielgel, UV-Licht oder Rotfilter zu suchen ist – was die Suchdauer erheblich verkürzt.

Exit Kids – Code Breaker
1-4 Spieler, ab 7 Jahre, 15 Min.
Kosmos, ca. 25 Euro

Reef

Reef (Grafik: Verlag)

Reef (Grafik: Verlag)

Ein Spiel, dessen Regelwerk auf eine Doppelseite passt, verspricht einen schnellen Einstieg, kann aber dennoch Spieltiefe aufweisen. „Reef“ von Emerson Matsuuchi ist daher ein ideales Spiel für Familien und Gelegenheitsspieler, aber auch für Vielspieler eine reizvolle Abwechslung.

Jeder Spieler hat einen vier mal viel Felder großen Abschnitt des Meeresbodens vor sich und soll darauf das prächtigste Korallenriff errichten. Dazu gibt es Korallen in vier Farben, die auf jedem der 16 Felder in bis zu vier Lagen übereinander platziert werden. Gewählt werden die Korallen über Karten, von denen jeweils vier offen ausliegen und jeder Spieler pro Zug entweder eine neue Karte aufnimmt oder eine aus der Hand ausspielt. In letzterem Fall gibt die Karte vor, von welcher Farbe der Spieler sich zwei Korallen nehmen darf und welches Korallenmuster in seinem Riff direkt im Anschluss wie viele Siegpunkte verspricht. Die Muster können einfach nur alle Korallen einer Farbe sein, Winkel aus drei Korallen einer Farbe, alle Korallen in der vierten Ebene und manches mehr. Relevant ist für die Wertung jedoch nur die oberste Koralle eines jeden Korallenstapels.

Gute Planer können die Optimierung ihres Riffbaus ziemlich weit treiben, doch auch ohne Grübeln hat man viel Spaß dabei, die Korallen optimal im Riff zu platzieren und den Mitspielern das ein oder andere attraktive Muster vor der Nase wegzuschnappen.

Reef
2-4 Spieler, ab 8 Jahre, 30 Min.
Next Move Games, ca. 33 Euro

Key Flow

Key Flow (Grafik: Verlag)

Key Flow (Grafik: Verlag)

Bei dem ein oder anderen Strategiespieler wird „Key Flow“ aufhorchen lassen, gibt es doch ein beliebtes Spiel namens „Key Flower“. Tatsächlich greift der Neuling viele Themen aus dem fünf Jahre alten Vorgänger auf, ersetzt aber zentrale Mechanismen durch neue, was dem Spiel einen zügigen Ablauf ohne Wartezeiten für einzelne Spieler verleiht.

Wer das 2011 mit dem Deutschen Spielepreis ausgezeichnete „7 Wonders“ kennt, wird mit dem Spielprinzip von „Key Flow“ schnell warm: Durch vier Jahreszeiten hindurch gibt es jeweils eine Starthand voll Karten für jeden Spieler, aus der dieser eine Karte auswählt und ausspielt und die übrigen Karten im Uhrzeigersinn weiterreicht, bis irgendwann alle Karten einer Jahreszeit gespielt sind.

Zwei Sorten von Karten gibt es dabei: Zum einen solche, aus denen Schritt für Schritt vor jedem Spieler ein Dorf an einem Fluss entsteht. Diese Karten bestehen aus Gebäuden, die Aktionen ermöglichen, aus Booten, die Ressourcen bringen und aus weiteren Karten, die festlegen, wofür der jeweilige Spieler später zusätzliche Siegpunkte erhält (zum Beispiel für die Anzahl der Kühe im Dorf). Die zweite Sorte Karten zeigt ein bis drei Spielfiguren. Diese Karten werden an ein Gebäude angelegt, um dessen Aktion auszuführen – Rohstoffe erhalten, Rohstoffe transportieren, ein Gebäude aufwerten und mehr. Bis zu drei Mal in einer Jahreszeit darf jedes Gebäude so verwendet werden, allerdings muss die Anzahl der Spielfiguren auf der angelegten Karte größer sein als die Häufigkeit, mit der das Aktionsgebäude bereits genutzt worden ist. Der Clou dabei: Man darf auch bei den unmittelbaren Nachbarn die Aktionsgebäude nutzen, deren Fähigkeiten einem gerade nützlich sind, falls Pfeile auf der Karte das erlauben. Die Karten mit den Spielfiguren sackt am Ende einer Jahreszeit jedoch der Gebäudebesitzer ein – und darauf können sich so manche Siegpunkte verbergen. Will man also Aktionen nutzen, die das eigene Dorf nicht bieten kann – oder riskiert man lieber nicht, dem Gegner dadurch Punkte zu schenken?

Wie auch bei „7 Wonders“ ist der Spielmechanismus eigentlich recht einfach, doch die Vielfalt der Symbole, die die Aktionen und Siegpunkte repräsentieren, stellt anfangs eine Hürde dar. Vielspieler wird das nicht schrecken, Gelegenheitsspieler sollten sich nicht abschrecken lassen. Denn spätestens nach der ersten Partie blickt man durch und hat mit „Key Flow“ ein unterhaltsames Spiel, das unterschiedliche Wege zum Sieg bietet und das sich auch noch zu sechst in einem vertretbaren Zeitrahmen spielen lässt.

Key Flow
2-6 Spieler, ab 14 Jahre, 75 Min.
R&D Games, ca. 38 Euro