Jetzt gibt es eine neue Anlaufstelle

Viele der ehrenamtlichen Helfer der ambulanten Hospizgruppe, Mitbegründer, Politiker und Freunde waren zur Eröffnung der Räumlichkeiten in die Luxemburger Galerie gekommen. „Die Arbeit der Hospizgruppe ist sehr wichtig. Es gibt viele, die dieser Hilfe bedürfen. Denn es kommen nicht alle in das Wettener Hospiz, dort gibt es nur zehn Plätze“, drückte der Seniorenbeiratsvorsitzende Karl Bay aus, was viele dachten.
Mitbegründerin und Helferin Maria Seegers zeigte sich optimistisch, dass man mit diesem festen Standort die Menschen besser erreichen kann: „So ist die Hemmschwelle niedriger, wenn das hier offiziellen Charakter hat und die Leute wissen, wohin sie sich konkret wenden können und Mitarbeiter für sie da sind.“
Bürgermeister Dominik Pichler sprach von einer „wertvollen Aufgabe“, die die Ambulante Hospizgruppe seit 20 Jahren leiste. „Wenn Sie noch expandieren wollen – Platz ist da“, sprach er angesichts des „kleinen Sorgenkindes“ LuGA von einem „guten Anfang“ und einem möglichen „Schritt in die richtige Richtung.“
Auch der Weezer Bürgermeister Ulrich Francken war als Zeichen der Solidarität zur Eröffnung gekommen:  „Es ist gut, wenn Menschen da sind, die sich um Menschen  kümmern, die einsam sind und mit schwerern Krankheitsverläufen zu kämpfen haben. Da braucht man ehrenamtliche Hilfe, und die erhalten sie hier. Sterben war lange Zeit als Thema verpönt, das hat sich geändert.“
Die Idee, die Geschäftsstelle hier einzurichten, sei vor knapp einem halben Jahr entstanden. Im Dezember sei der Mietvertrag mit dem Eigentümer unterschrieben worden. „Jetzt können wir hier Vorträge zu allen rechtlichen und medizinischen Fragen, das Trauercafé und Beratungen machen“, beschrieb der Vorsitzende der Gruppe, Hans-Wilhelm de Haan, die Vorteile des Angebots aus einer Hand.
Sterben gehöre zum Leben wie das Leben an sich , unterstrich auch die Uedemer CDU-Ratsfrau Maria Ingenerf, die Grüße der Landtagsabgeordneten Bergmann und Voßeler überbrachte. „Es ist gut, dass es sie gibt, um Angehörige zu entlasten“, unterstrich auch sie die Bedeutung der Arbeit, die vom Verein geleistet wird.
Es habe lange früher Ignoranz gegenüber der Hospiz-Idee auch in Kevelaer gegeben, reflektierte Johannes Horlemann die Geschichte der Bewegung seit der Gründung des Wettener Hospizes 1997 und der ambulanten Hospizgruppe zwei Jahre später. Die „Lücke für die Sterbenden zuhause“ sei damals deutlich spürbar gewesen und die damit verbundene Notwendigkeit der Zuwendung. Heute gebe es eine ambulante hospizliche Versorgung durch Hausärzte, spezialisierte ambulante Versorgung als Ersatz für stationäre Therapie und Angebote wie ein Trauercafé . Da habe man „Widerstände durchbrochen“, lobte Horlemann insbesondere den guten Geist, Rudi Melzig.

Zur Eröffnung gab es auch schottische Klänge.


Der langjährige Vorsitzende und Mitbegründer erhielt von seinem Nachfolger de Haan ie Urkunde als Ehrenvorsitzender der Hospizgruppe. Anschließend segnete Pastor Andreas Poorten die Räumlichkeiten ein. Danach gab es viel Zeit zum Austausch und ein kleines Rahmenprogramm unter anderem mit dem Aufmarsch der „Pipes and Drums“ und echter Dudelsackmusik.
31 Aktive gebe es momentan bei der Hospizgruppe, so Vorstandsmitglied Günter Ernst. 2016 habe es 54 abgeschlossene Begleitfälle von Kevelaer über Weeze, Straelen bis Walbeck gegeben.
Der Zugang zu den Betroffenen sei dabei ganz unterschiedlich, beschrieb Koordinatorin Mareike Ohse den Prozess: „Die Patienten oder Angehörige rufen uns an, die Hausärzte melden sich oder die SAPV (spezialisierte ambulante Palliativversorgung) mit Ärzten und Pflegern sagt uns, dass  da jemand ist.“
Sie oder ihre Kollegin Anne Borkowski fahren dann zu den Betroffenen hin, fragen, was benötigt wird. „Sie können sich uns gegenüber leichter öffnen als bei ihren Verwandten und Kindern, denen man das nicht in den Rucksack packen will.“ Anschließend gebe es viele Einzelgespräche und die ehrenamtliche Betreuerin kämen dazu. „Wir bleiben nahe dran und schauen, wie geht es der Ehrenamtlichen und der zu betreuenden Person?“ Zu einem Austausch der Betreuer komme es selten.
Die neuen Räumlichkeiten böten der Ambulanten Hospizgruppe neue Möglichkeiten, ist Ohse fest überzeugt. „Denn wir sind jetzt sichtbar auch für viele, die sich vorher nicht getraut haben. Es ist leichter, durch eine offene Tür zu gehen. Und bei einer Tasse Kaffee redet es sich leichter.“
Die Hoffnung aller ist, dass sich nicht nur Betroffene, sondern auch noch mehr Menschen für die Sterben- und Trauerbegleitung engagieren. „Denn je mehr wir haben, desto weniger müssen wir einzelne mit mehr Fällen belasten“, unterstrich Vereins-Schatzmeister Georg Tomasik.