In Zeiten knappen Personals

Beerdigungen sind selten Anlass, um freudig darüber zu berichten, schließlich ist der Tag geprägt von Traurigkeit, wenn man jemanden auf seinem letzten Weg begleitet. So war es auch an diesem Tag, als ich zur Messfeier in der Kapelle des Katharinenhauses in Winnekendonk war. Die Trauergemeinde füllte die kleine Kapelle gänzlich aus und es war wie so oft eine schwere Stimmung. Der anwesende Pastor hielt eine ergreifende und sehr schöne Ansprache, schilderte er doch das Leben einer Dame, die 95 Jahre unter uns weilte, mit seinen freundlichen Worten, die auch zum Schmunzeln anregten – ganz so, wie es dem Leben der Verstorbenen einfach angemessen war. Und dann gab es da auch noch die beiden Messdiener in ihren beige-schwarzen Gewändern, mit ehrfurchtsvollen Mienen, von denen der eine später auch die Fürbitten verlas. Beide gaben der Messfeier einen, wie ich finde, besonderen und würdevollen Hauch.
Doch irgendetwas stimmte hier nicht. Messdiener waren zumindest in meiner Zeit immer Jungs, meistens so zwischen 10 und 18 Jahre jung. Doch hier war es anders. Mädchen? Nein, die waren es nicht. Es waren schon Jungs, nur eben nicht mehr taufrisch. Die waren schon eher etwas betagter, also im fortgeschrittenen Alter, so ziemlich jenseits der 65 Jahre.
Auf spätere Nachfrage sagte mir einer der beiden Kirchenknaben voller Begeisterung, dass man in den Pfarren im Stadtgebiet mittlerweile mit einigen Seniorenmessdienern unterwegs sei, da es kaum noch Jungs gebe, die das machen wollten. Komisch eigentlich, wenn man sich zurück erinnert, dann war das mit dem Messdienen doch auch immer ein Riesenspaß, den man mit seinen Freunden und Klassenkameraden hatte. Das sollte man den Kindern wirklich wieder näherbringen, die verpassen nämlich was.
Die Mechel, meine liebe Frau, sagt: „Sach ma, Hendrick, ob die ollen Jungs dann auch so wat wie ein Zeltlager auf Ameland machen? Oder buchen die lieber gleich ein Wellnesshotel, um ihr Zipperlein zu kurieren? Und wer fährt dann als Betreuer mit? Zum Aufpassen brauchen die doch eigentlich keinen mehr – oder gerade doch schon wieder?“
Euer Hendrick