In zehn Minuten Gutes tun

„Ein bisschen nervös sind Sie“, lächelte der Arzt mit Blick auf meinen Blutdruck. Das Team des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) war diese Woche am Dienstag, 25. Juni 2019, in der St.-Antonius-Grundschule in Kevelaer und bot den Bürgern die Möglichkeit, Blut zu spenden. Um meinen Beitrag dazu zu leisten, bin auch ich diese Woche zum ersten Mal zur Blutspende gegangen.

Laut Angaben des DRK werden weltweit pro Jahr circa 112 Millionen Blutspenden benötigt, in Deutschland täglich 15.000. Dazu gibt es deutschlandweit vom Deutschen Roten Kreuz über 40.000 Termine zur Blutspende. Auch in Kevelaer haben die Bürger regelmäßig die Möglichkeit zur Spende.

Ärzte vor Ort

Ein Blick auf die Voraussetzungen, die ein Spender mitbringen sollte, bestärkte mich in meinem Vorhaben: Man sollte sich gesund fühlen und als Erstspender zwischen 18 und 65 Jahren alt sein. Vor Ort einen Fragebogen zu Krankheiten und Gesundheitsfragen ausgefüllt, wurde es ernst. Zunächst folgte ein kurzer Check, bei dem unter anderem die Körpertemperatur gemessen wurde. Alles halb so wild. Der nächste Weg ging zum Arzt. Die Ärzte waren in den einzelnen Klassenräumen der Schule untergebracht.

Die Frage, ob es mir gut gehe, beantwortete ich mit einem klaren „Ja“. In Gedanken fügte ich ein „noch“ hinzu. Meine Angst vor Nadeln behielt ich für mich. Irgendwann muss man ja mal erwachsen werden. Dass ich schon bei einer harmlosen Blutabnahme beim Arzt oder einer Impfung angestrengt in die andere Richtung schaue, schob ich gedanklich zur Seite. „Wie viel haben Sie heute getrunken?“, fragte mich der Arzt. „Schon ganz gut“, war meine Antwort, mit der ich eine Konkretisierung umgehen wollte. „Wie viel genau? Eine Flasche?“, fragte der Arzt. „Ja, eine große Flasche“, hoffte ich, dass sich meine Anstrengungen, viel zu trinken, gelohnt hatten. „Dann können Sie jetzt zur Spende gehen und vorher machen Sie halt am Getränketisch und trinken noch einen Becher“, wurde ich verabschiedet.

Noch schnell einen Becher Apfelschorle getrunken, ging es in den Spenderraum. „Die Spender sehen alle ganz munter aus, dann kann es so schlimm ja nicht werden“, waren meine Gedanken beim Betreten des Raumes. Anschließend legte ich mich auf eine der Liegen. Der Blutdruckmesser wurde angelegt und die Nadel eingeführt. Zuerst wurden ein paar Röhrchen Blut separat entnommen und anschließend wurde der große Beutel angehängt. „Bewegen Sie ruhig zwischendurch die Finger und wenn etwas ist, sagen Sie Bescheid, okay?“, kümmerte sich eine Schwester – ihr Spitzname ist „Dolly-Trolly“, wurde mir verraten – des DRK-Teams.

Etwas Gutes tun

Nachdem ich ein Foto von mir habe machen lassen, lag ich circa zehn Minuten auf der Liege, bis ingesamt 500 Milliliter Blut im Beutel waren. Mir ging es gut. Kein Schwindel, keine Schmerzen und das Wissen, etwas Gutes getan zu haben.

Da ich Erstspenderin war, bat mich die Schwester des DRK, noch ein paar Minuten im Raum liegen zu bleiben und zunächst nicht in den extra vorgesehenen Ruheraum zu wechseln. Man wolle mich noch etwas im Auge behalten. Hat sie vielleicht geahnt, dass es mir kurz später auf einmal gar nicht mehr gut gehen wird?

Cola wirkt Wunder

Immer wieder hörte ich von vorne: „Elena, geht‘s Ihnen gut?“ Die Frage konnte ich einige Minuten lang mit einem „Ja“ beantworten. Bis ich förmlich spüren konnte, wie die Farbe aus meinem Gesicht schwand und sich Übelkeit breitmachte. „Kreislauf, lass mich nicht im Stich“, dachte ich. Sofort war Schwester „Dolly-Trolly“ mit einem Becher Cola zur Stelle.

Dann brachte sie meine Liege in die Waagerechte und legte mir ein nasses Handtuch auf die Stirn. Ich spürte, wie mein Kreislauf langsam wieder zurückkehrte. „Elena, sollen wir in der Position nochmal ein Foto machen?“, rief ein Mitarbeiter des DRK lachend. Diese Frage wurde mir, bis ich wieder in der Senkrechten saß, noch ein paar Mal gestellt. Eines bleibt mir auf jeden Fall in Erinnerung: die gute Versorgung durch die Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes. Dafür sorgte ich mit meiner großen Kamera im Gepäck und meinem noch größeren Kreislaufproblem an diesem Nachmittag für allgemeine Belustigung im Team.

Für mich steht nach diesem Tag fest: Die erste wird nicht meine letzte Blutspende gewesen sein. Über ein paar Kreislaufprobleme kann ich getrost hinwegsehen, wenn ich mit einer einzigen Blutspende bis zu drei schwerkranken oder verletzten Menschen helfen kann.