In der Gangart mit Takt und Gefühl

Kevelaer. Am Freitag, 25. August, wäre der frühere Rektor der Theodor-Heuss-Hauptschule Albert Pannen 95 Jahre alt geworden.
Er kam in Weeze auf die Welt, wo sein Vater Chef der Gemeindeverwaltung war. Zwei Jahre später wurde Brüderchen Laurenz geboren, der spätere Bürgermeister von Weeze. Im selben Jahr starb der Vater. Albert ging in Weeze zur Schule und wechselte 1933 zum Hindenburg-Gymnasium in Geldern.
Albert musste 1941 für sein Abitur in die schriftliche Prüfung, weil er sich nicht freiwillig zum Kriegsdienst melden wollte. Noch im selben Jahr zog ihn die Wehrmacht ein und schickte ihn an die russische Front.
Die Einberufung machte einen Strich durch seine Studienpläne. Albert wollte Arzt werden. In Flensburg erlebte der junge Mann das Kriegsende. Er kam mit einem Beinschuss davon und sagte später: „Ich habe Glück gehabt.“ Von seinen 22 Mitabiturienten war über ein Drittel gefallen.
Als Albert Pannen 1949 endlich daran denken konnte, sich zu immatrikulieren, war er für das Medizinstudium zu alt.
Er studierte Pädagogik in Essen und war einer von 90 Studenten. Unter ihnen traf er Cilli aus Billerbeck. Sie hatten dieselben Wahlpflichtfächer. Beiden stand von 1949 bis 1951 ein ausgesprochen intensives Studium an der Pädagogischen Akademie in Essen-Kupferdreh bevor. Einer ihrer Professoren war der Philosoph Josef Pieper, ein schon damals einflussreicher Träger der katholischen Kulturarbeit und Autor bedeutender Fachbücher.
Cilli und Albert wussten am Ende des Studiums, dass sie für immer zusammenbleiben wollten.
Als Cilli bis 1955 als Lehrerin im Münsterland eingesetzt wurde, mussten sich die Freunde mit seltenen Begegnungen begnügen, denn die Zugfahrt dauerte fünf Stunden. Cilli und Albert, der inzwischen als junger Lehrer in Kevelaer an der Antoniusschule für Mädchen arbeitete, sahen sich nur in den Ferien, zu Weihnachten und zu Ostern. 1955 heirateten sie und bezogen in Kevelaer an der Römerstraße eine Wohnung. Cilli hatte ihre Stelle aufgegeben.
Albert stand zu diesem Zeitpunkt in Kevelaer längst „im Geschirr“: Neben seinem Beruf als Lehrer engagierte sich Pannen, der in Weeze zusammen mit Willi Kotters bereits Erfahrungen in der Jungen Union gesammelt hatte und 1950 der CDU beigetreten war, in der Kevelaerer Kommunalpolitik und war ab 1957 Mitglied des Stadtrats.
In jenem Jahr wurde unter dem Vorsitz von Bürgermeister Peter Plümpe die Patenschaft für die südafrikanische Missionsstation „Kevelaer“ übernommen und vom Stadtrat feierlich bezeugt. Als Josef Heckens 1957 den Jugendkulturring in Kevelaer gründete, war Albert Pannen ein begeisterter Mitstreiter.
Seinen neuen Rufnamen „C & A“ erwarb das Ehepaar Pannen 1960 bei seinem ersten Ameland-Einsatz. Drei Jahre blieben Cilli und Albert zuverlässige Betreuer des Ferienhilfswerks. Bis heute schwärmen die Kinder von damals von der starken, liebevollen und klaren Begleitung durch „C & A“.
1963 kam Sohn Stefan zur Welt. Später zog die Familie von der Römerstraße in ihr Eigenheim an der Brucknerstraße 4.
Bis 1968 arbeitete Pannen engagiert im Stadtrat und im Jugend- und Kulturring mit. Das Theaterangebot für Kevelaer war ihm ein besonderes Anliegen. Es war ein Freudentag für ihn, als 1966 der erste Spatenstich für das Bühnenhaus getan wurde. Bis dahin musste das Heidelberger Fass (im Saal hinter der Gaststätte; heute Petrus-Canisius-Haus), manchmal auch der Don-Bosco-Saal, für Theateraufführungen genügen.
1968 war zudem das Jahr der Studentenunruhen. Auch in Kevelaer begehrten junge Leute gegen die Altvorderen auf, zu denen der 46-jährige Albert Pannen längst gezählt wurde. Die als „Jungtürken“ bekannt gewordenen „Revolutionäre“ in der CDU kegelten in Parteiveranstaltungen Fraktionschef Willy Dierkes und Ratsmitglied Albert Pannen aus dem Stadtrat heraus: Dierkes und Pannen wurden nicht mehr nominiert.
Doch ohne Pannen ging es nicht: 1975 war klar, dass „Jungtürken“ die Erfahrung, Übersicht, Ruhe und sachliche Verbindlichkeit des „Altvorderen“ nicht ersetzen konnten. Pannen kehrte in den Rat zurück. Er blieb Mitglied bis 1980. Da zog er sich wegen seiner angegriffenen Gesundheit zurück.
Er hatte längst als Pädagoge „Karriere“ gemacht. 1968 hatte er seine Ernennung zum kommissarischen Rektor der Theodor-Heuss-Hauptschule erhalten; 1970 folgte die offizielle Bestätigung. In dieser Funktion wurde Albert Pannen 1984 pensioniert. Bei seiner Verabschiedung sagte Theo Bogers als Vertreter der Stadt über Pannen: „Er ist in der Sache hart, aber in der Gangart mit Takt und Gefühl.“
Kaplan Wolf lobte, Pannen besitze die Fähigkeit zu loben und zu korrigieren. Für das Kollegium meinte Peter Maus, Handeln und Entscheidungen von Albert Pannen seien geprägt durch ein christliches Weltbild.
Pannen selbst erklärte: „Die Schüler waren es, die mir immer am meisten Freude bereitet haben.“ So bat er seine Kollegen: „Bewahren Sie sich ein Herz für die Kinder und besonders ein Herz für jeden einzelnen Schüler.“
Albert Pannen, der in die Bruderschaft Consolatrix Afflictorum berufen wurde und zwölf Jahre dem Kirchenvorstand von St. Antonius angehörte, nahm auch im hohen Alter aufmerksam Anteil an der Entwicklung Kevelaers. Als im April 2002 sein Tod bekannt wurde, erhoben sich bei einer CDU-Versammlung die Mitglieder zu seinen Ehren. Sie wussten, was die Stadt und ihre Kinder diesem Mann zu verdanken haben.