In den Stürmen des Lebens

Wie soll man die Kirche für die Menschen attraktiver und zugänglicher machen? Vor dieser Aufgabe steht auch die evangelische Gemeinde mit ihrer Pfarrerin Karin Dembek. Dazu möglicherweise beitragen soll ein neues Element, das die Gemeinde am 9. Septenber umsetzen möchte: ein sogenanntes Tauffest.

Die Inspiration zu diesem Fest bekam Dembek schon vor zwei Jahren, als sie auf einer Fortbildung mit Kollegen der westfälischen Kirche ins Gespräch kam: „Ein Kollege aus dem Ruhrgebiet berichtete da von einem Tauffest.“

Bislang sei die Taufe ja in dem klassischen Gottesdienst eingebettet. „Dort hat man mal in die Mitgliederkarten geschaut, um zu sehen, wer im Alter zwischen drei und zehn Jahren noch ungetauft ist.“ Sie nutzten dann ein Industriedenkmal, um dort „Gottesdienst zu feiern und die Kinder dann „an verschiendenen Stationen im Rahmen eines Tauffestes zu taufen.“

Nach zwei Jahren hätten die Kollegen das Fest „erfolgreich wiederholt“ – für Dembek der Anstoß, selbst mal die Karteien zu wälzen. Von den gut 3.100 Gemeindemitgliedern fanden sich zunächst „unglaubliche 120“, die in der Altersspanne nicht getauft sind. „Da waren auch Kinder bei, wo die Geschwister katholisch getauft sind“, erzählt die Pfarrerin Bei der verfeinerten Suche blieben immer noch über 70 übrig. „Da steht dann: ohne Angabe“, teilte sie den Befund dem Presbyterium mit.

Über die Gründe für eien Nicht-Taufe konnte sie nur mutmaßen. Manche verpassten die erste Chance zur Taufe, „weil dann so viel los ist“, so die Pfarrerin. „Oder es sind vielleicht Alleinstehende, die sich nicht trauen“, um Fragen wie „Wo ist der Vater?“ aus dem Weg zu gehen. „Oder es gibt ein gemeinsames Sorgerecht, wo da nicht entscheiden wird. Oder das Kind soll eben grundsätzlich später allein entscheiden.“

Das vierköpfige Familiengottesdienst-Team signalisierte, „dass sie darauf Lust haben“. Die Idee, das Ganze am Zeltplatz an der Fleuth zu machen, wurde wegen des parallel laufenden „Qbase“ in Weeze verworfen, weil die Zeltplatz-Plätze mit Fans wohl belegt sind. Jetzt soll das Tauffest im Gemeindegarten am Sonntag, 9. September, ab 15 Uhr „familiengerecht mit dem Chor und Tom Löwenthal“ sowie anschließendem Kaffeetrinken stattfinden.

Dazu habe man Familien mit Kindern im Alten von drei bis zehn Jahren angeschrieben. „Wir haben neun verbindliche Zusagen, vier sind noch offen“, ist Dembek erstaunt über die Resonanz und das nur aufgrund eines Briefes, „der nett geschrieben wurde Anfang der Sommerferien.“

Anmeldung bis Ende August

Die Taufe soll unter dem Motto „In den Stürmen des Lebens“ stehen, die Taufen an zwei Stationen mit Unterstützung ihres Mannes Jürgen vor sich gehen. „Wer Interesse an der Taufe hat, kann sich noch gerne bis Ende August melden“, versichert die Pfarrerin. Natürlich werde jeder Täufling wie sonst auch seinem persönlichen Namens-Holzfisch erhalten.

„Für ganz viele Menschen ist der Weg in die Kirche ein unbekannter Weg und viele habem Hemmungen, sich da normal zu bewegen“, soll so auch eine Schranke abgebaut werden. Schließlich bestehe zu Gottesdienst und Taufe kein Zwang. Trotzdem wolle sie „eine lebendige Gemeinde“ haben, so Dembek. „Wenn das gut klappt, werden wir das 2019 an dem Zeltplatz Fleuth wiederholen.“

Aus der Pfarrei

Positiv erwähnte Dembek auch, dass es demnächst wieder für Jugendliche eine Tischtennisplatte geben wird. Die an der Kirche plazierte Telefonzelle soll in eine „Bücherzelle“ umgewandelt werden – eine Initiative des Kevelaerer Mediziners Rainer Hiede und der Stadtwerke.

Negativ ist die Nachricht, dass der geplante Gemeindebrief am 1. September nicht erscheint, weil der Verantwortliche aus der Redaktion „aus persönlichen Gründen ausgeschieden ist.“ Deswegen soll es diesmal nur einen Newsletter geben, den die Pfarrerin im Rahmen ihrer Arbeit verteilen will oder den man unter „kevelaer@ekir.de“ bestellen kann. Für die redaktionelle Arbeit werde für Dezember und darüber hinaus „händeringend“ jemand gesucht.