„Immer authentisch bleiben“

Das Gespür für Musik bekam der am 21. Januar 1952 in Mörmter geborene Sohn eines Landwirts schon von Kind an. „Die Mutter spielte Klavier, der Vater Geige – und Heiligabend, wo der Vater Geburtstag hatte, war immer mit einer großen Feier verbunden.“ Als Geschenk erhielt der kleine Karl dann „einen Fußball oder eine Mundharmonika für 2 Mark 50.“
Man müsste Klavierspielen können…

Klavierspielen, so wie einige seiner Geschwister, lernte er nicht, Noten lesen kann er bis heute nicht. „Ich bin ein Autodidakt – wie Peter Maffay“, sagt er. „Ich hab meinen Brüdern über die Schulter geschaut und versuchte dann, mich selbst zu begleiten.“ Mit 13 Jahren – es ist die große Zeit der Beatles – bekam er von der Tante zur Konfirmation eine Gitarre geschenkt. „Da bin ich in den Gewölbekeller gegangen und habe auf den tiefen Seiten „Keep on running“ gespielt“, erinnert er sich.
Als er mit 14 seinen Cousin in Marienbaum besuchte, „waren ein Bruder und sein Freund mit da“. Sie gingen dort auf den Söller, wo ein Verstärker, ein Akkordeon und eine E-Gitarre standen. „Die haben dann Musik gemacht – und ich hab gesagt: Ich will dabei sein.“
Er sparte sich das Geld für eine Bassgitarre („Ein Stück Treibholz mit Saiten“). 1966 hatte er dann mit den „Dragons“ im Marienbaumer Jugendheim seinen ersten Auftritt. „Was ich nicht wusste, war, dass auch Saiten kaputtgehen können – ich hab auf drei Saiten zu Ende gespielt damals. Und vom Pastor gab´s fünf Mark Gage.“
Eigentlich war er damals noch „ein Schüchterner“, gibt er zu. Die Musik und das Theaterspielen am Stiftsgymnasium ließen aber sein Selbstbewusstsein wachsen – was erklärt, warum er als Lehrer an der Kevelaerer Hauptschule später viele Theatergruppen hatte und viele Schüler zu seinen Benefizkonzerten holte, „um diese Erfahrung zu ermöglichen.“
Der Duettgesang mit Karl Timmermann und Karl-Heinz Krus machte die Band in Xanten, Marienbaum und Sonsbeck bekannt. 1968 gewinnen sie bei einem Musikwettbewerb den ersten Platz – und eine Plattenaufnahme in einem Studio in der Nähe von Köln. „Die Bedingung war aber die Abnahme von 1000 Schallplatten.“ Die Scheibe mit „Hello I love Maria“ und „Heart Transplantation“ wurde ein Hit, die Platten verkauften sich „ruckzuck“. Und selbst bei Radio Luxemburg wurde die Band erwähnt. „Was ich erst vor Kurzem herausfand: Die B-Seite ist ein Kulthilt weltweit, wurde viel in Discos gespielt.“
Den ersten TV-Auftritt hat er 1969 auf der „Gorch Fock“ im belgischen Ostende. Neben Größen wie Marsha Hunt oder Gene Pitney zu sitzen, ist für den jungen Timmermann ein großes Ding.
Das erste Musikvideo überhaupt

„In einer Brüsseler Discothek wurde dann mit „Hello I love Maria“ vielleicht das erste Musik-Video überhaupt gedreht“, erzählt er. 1972 sang er im „Talentschuppen“ in Baden-Baden mit Peter Maffay zwei Lieder: „Ich hab ihm neue Griffe gezeigt, war die erste Stimme.“ Er bekommt Kontakt mit dem bekannten Komponisten Michael Kunze.
Aber nicht nur die Musik zählte – nach dem Abi am Xantener Stiftsgymnasium ging´s für Karl zum Biologie- und Erdkunde-Studium auf Lehramt nach Münster. „Meine Schwester war Lehrerin, die war mein Vorbild.“ Dort lernte er auch seine Frau Renate kennen. „Wir wollten in der Kneipe mittags essen gehen, setzten uns zu ein paar Damen, die zufällig alle aus Kevelaer kamen. Da musste ich lachen, weil ich da an dem Samstag einen Auftritt auf der Hubertuskirmes hatte. Da trat ich als Vorprogramm von Jürgen Marcus auf – und meine Frau stand in der ersten Reihe.“
1973 arbeitete er für ein halbes Jahr in Sevelen, ging dann nach Kevelaer zum Broekhof. „Zu der Zeit war die Edith-Stein-Schule frisch im Bau“, erinnerte er sich. Danach ging es für ihn ins Schulzentrum und in die Hauptschule. Langfristig hat sich diese Zweigleisigkeit für ihn ausgezahlt, sagt Karl Timmermann heute. „Denn ich musste nicht ausschließlich von der Musik leben. „Und angesichts der vielen Superstars, die abgestürzt sind“, ist er froh, für sich „bodenständig geblieben zu sein.“
Dann folgte die Band „Universum“ und die „Tanzmucken“-Zeit „von einem Schützenfest zum anderen“. Die Bee-Gees sind sein Steckenpferd, was dazu führte, „dass mich 1989 Rudi Carrell anrief“, der Imitatoren für ein Casting in Köln suchte. Das Ergebnis war eine dreiwöchige Tour mit dem Entertainer.
Heimatklänge

Er schrieb Songs für Sendungen wie „Lieder so schön wie der Norden“, trat beim „Grand Prix der Volksmusik“ 1991 mit Liedern wie „Niederhein“ und „Zauber Deiner Heimat“ auf, das über eine Million Mal verkauft wurde und in Deutschland und der Schweiz Gold-, in Österreich sogar Platinstatus erreichte.
Von 1998 an moderierte er vier Jahre lang die WDR-Sendung „Heimatklänge“, holte da auch Markus Birkhoff oder das Niederrheinorchester ins Fernsehen.
Damit ist 2002 erstmal Schluss – der Tod seines Sohnes Mark setzte eine Zäsur. „Da hatte ich erstmal keinen Bock mehr.“ Aus der Situation heraus entstand ein Buch, das er sich von der Seele schreibt und den Weg mit seinem Kind aufarbeitet. „Das hat so was Innerliches ausgelöst.“ Und es erklärt ein Stück auch sein soziales Engagement.
Als der Tsunami 2004 über Südostasien fegte, organisierte er binnen einer Woche die Künstler für eine Benefizgala im Bühnenhaus. „Damals kamen ohne Eintritt 16.000 Euro zusammen.“ Daraus entwickelte sich eine Tradition, die bis ins letzte Jahr reichte – damit unterstützt er Initiativen wie „Aktion pro Humanität“, die Hermann-van-Veen-Stiftung oder eine Kölner Krebsklinik. „Aber jetzt bin ich Pensionär, dann wird man auch etwas ruhiger“, will er sich diese „wahnsinnig viele Arbeit“, die ihm viel Spaß gemacht hat, jetzt nicht mehr aufbürden.
Den Krippenmarkt musikalisch gestalten, das möchte Timmermann weiter machen. „Die Idee ist, da sogar das Programm zu erweitern und mit der Lebenshilfe eine Aufführung zu machen, damit diese Menschen eine Plattform haben.“ Der Komponist arbeitet auch an einem Musical, wo es „um den Menschen“ geht. Und er will weiter seiner Maxime folgen: „Authentisch bleiben und mein Ding machen.“