Im Schatten der Burg wurde wieder gefeiert
Zum Auftakt des Kervenheimer Maifestes gab es skeptische Blicke Richtung Himmel. Heftige Sturmböen und die kühle Witterung sorgten für einen bescheidenen Auftakt, der auch seine Auswirkungen auf den Rahmen der Feierlichkeiten hatte.
Der Trödelmarkt verzeichnete einen extremen Aderlass, von den zehn angemeldeten Ständen blieben ganze drei übrig. „Jeder Trödler schaut sich die Wetter-App an“, zeigte sich Wifried Schiller zwar enttäuscht. Der Organisator, verstand aber, warum sich das Ganze so verhielt.
Dennoch ließen sich Schnäppchen machen. So erstand Gabi Seerden für das Kind ihrer Nichte ein Kinder-Xylophon. „Die freut sich“, war sich die 64-Jährige sicher. Derweil kaufte Claudia Theißen für ihren Sohn Dekosteine. „Da hält er die Taschenlampe dran und dann bricht sich das Licht“, erklärte die 52-Jährige.
Horst Neisius nahm die Situation gelassen: „Es ist halt alles wetterabhängig. Schauen wir mal, dass uns die Zelte nicht wegfliegen.“ Beim Anblick der rund 50 Kuchen, die die Frauen des Ortes in Eigenregie für den Veranstaltung gebacken hatten, erhellte sich jedoch die Miene des Heimatvereins-Vorsitzenden gleich wieder ein wenig.
Ziemlich kalt fand es dagegen Theo Bergers, der mit einem „Lanz“-Trecker die Ausstellung mit 15 alten landwirtschaftlichen Zugmaschinen rund um die Burg bereicherte. „Der ist Baujahr 57“, plauderte er mit der Kervenheimerin Gisela Baumann, die mit ihrem Husky-Mischling zur Burg gekommen war. „Ist zwar usselig heute, aber wir sind trotzdem da“, meinte sie trocken.
Und nicht nur sie war eine der „Hartgesotttenen“, die schon früh auf das Burggelände kamen. „Mein Sohn hat gesagt, hier wäre was los“, hatte sich Trudi Gall bereits mit Leckereien für die eigene Kaffeetafel eingedeckt. „Echt ein schnuckeliges Örtchen“, fand die 72-Jährige.
An einem Stehtisch hatten es sich Johannes Franken und seine Freunde bequem gemacht. Normalerweise würden sie wonaders zum Frühschoppen gehen, „aber das hier mit dem Maifest ist Tradition.“
Nach und nach füllte sich das Gelände, auch der Tatsache geschuldet, dass der Wind nachließ und die Sonne immer stärker hervortrat. „Zwei Kaffee und Erdbeerkuchen“, holte Ilona Hagenbruch für sich und ihren Mann Heinz zum Genießen. „Wir kommen von Kevelaer hierher“, fand die 55-Jährige vor allem an dem Fest schön, „dass alles so zwanglos und einfach ist.“ Und ihr Mann ergänzte: „Bei Sonnenschein ist das angenehm hier. Ich genieße es grade.“
Am Nachmittag war dann der Burghof reichlich bevölkert. Viele Kervenheimer nutzten die Gelegenheit zum Klönen, Trinken und genossen den Tag. „Unsere Tochter ist ein Schmetterling“, verwies die Kervenheimerin Sarah Hauschild auf ihre vierjährige Tochter Hannah, die sich bei den Pfadfindern hatte schminken lassen. Später kam noch Bruder Mathias dazu. „Wenn die Vereine so viel machen, müssen wir das unterstützen.“
Pfarrer Johannes Fries zeigte sich ob des schönen Nachmittags erleichtert: „Das ist ein Tag, an dem die Kervenheimer ihre Burg als Dorfzentrum erleben. Und daran arbeiten wir ja.“ Ortsvorsteher Martin Brandts stand mit am Grill und fand „die Atmosphäre und Stimmung sind großartig.“
Für die musikalische Unterhaltung sorgte die „Joekskapel-Kleug Zatt“ aus dem niederländischen Lottum mit rhythmischen Klängen. Und die Mitglieder des Dorfes trugen zusamen mit Pfadfinder den Maikranz zum Marktplatz.
Dort wurde „Der Mai ist gekommen“ angestimmt und der Kranz mit vereinten Kräften nach oben gezogen. Was wäre das Kervenheimer Maifest ohne den traditionellen Abschluss mit dem „Kervenheim-Lied“ gewesen, das vom Kervenheimer Urgestein Hans Tervooren angestimmt und von allen Anwesenden kräftig mitgesungen wurde?