Im Mittelpunkt standen stets die Kinder

Für Marlies Hansen hieß es kurz vor dem Ferienstart Abschied nehmen vom geliebten Schulleben. „Das mache ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, versichert sie. Die Rektorin der Städtischen Katholischen Grundschule wurde mit einem feierlichen Programm verabschiedet.
Im Mittelpunkt standen, wie schon so oft im Leben der Schulleiterin, die Kinder. „Man kann für jedes einzelne Kind etwas bewegen. Man muss nur richtig hinhören“, versichert Hansen. Den Anspruch, immer alles richtig gemacht zu haben, weißt sie aber von sich. „Ich habe immer versucht Entscheidungen im Sinne des Kindes zu treffen“, erklärt die pensionierte Lehrerin mit bewegter Stimme.
Auf den neuen Lebensabschnitt als Ruheständlerin freut sich die 63-Jährige. „Mein Mann dient da als Vorbild“, hat sich die Pädagogin gut vorbereitet. Schließlich habe der ehemalige Rektor der St. Antonius-Grundschule, Horst Hansen, schon seit über drei Jahren Erfahrung mit dem Pensionsleben. Auch nach einem erfüllten Berufsleben gibt es Pläne, die in die Tat umgesetzt werden wollen. „Ich werde bestimmt nicht in das so berühmte Loch fallen“, versichert Marlies Hansen, die bis zum letzten Tag ihre Aufgaben mit Freude erfüllte.
Den Entschluss Lehrerin zu werden, reifte in Marlies Hansen als 16-jähriges Mädchen. Fasziniert von der Antiautoritären Erziehung, träumte sie von einer entsprechenden Schule. Die Empfehlung ihres damaligen Lehrers, doch mal über Erziehung nachzudenken und den Lehrerberuf anzustreben, nahm sie ernst. Gleich nach dem Abitur fing Marlies Hansen ihr Studium in Duisburg an. Nach dem zweiten Examen nahm die Lehramtsanwärterin an einem Projekt am Klausenhof in Dingden bei Hamminkeln teil. Hier arbeitete sie mit jugendlichen Straftätern, half ihnen in der Sprachentwicklung und einen Weg zurück in die Gesellschaft zu finden. „Diese Zeit möchte ich auf gar keinen Fall missen“, gesteht Hansen. Damals wurde ihr klar, wie wichtig Erziehung ist. „Jedes Kind hat Fähigkeiten. Man muss diese nur unterstützen“, so die Pädagogin, die nach dem Projektjahr ihre Lehrertätigkeit an der Bonhoeffer-Grundschule in Hamminkeln-Mehrhoog aufnahm.
Mit der Geburt ihrer drei Kinder, Robert, Lisa und Laura, fing für Marlies Hansen die Elternzeit an. „Auch diese Zeit habe ich genossen“, so die dreifache Mutter. In dieser Zeit eignete sie sich das Nähen an. Gerade als die Nähnadel auf dem Höhepunkt eines Kleidungsstückes tanzte, erhielt sie das Angebot an der Gemeinschaftsgrundschule in Flüren bei Wesel anzufangen. „Ich habe sofort alles stehen und liegenlassen und bin losmarschiert“, gibt Marlies Hansen zu. 2002 absolvieret sie die Prüfung zur Konrektorin, bewarb sich an der Grundschule in Winnekendonk. In dieser Zeit entschloss sich das Ehepaar Hansen nach Kevelaer zu ziehen und fand in der Marienstadt eine neue Heimat. Nur ein Jahr später erfolgte der Wechsel an die Grundschule in Wetten, wo sie in einem liebevollen Kollegium aufgenommen wurde.
Der Abschied fällt der scheidenden Rektorin 14 Jahre später nicht ganz leicht: „Ich bin jedoch sehr glücklich darüber, dass die Schule mit guten Händen weitergeführt wird.“ Ihre Nachfolge tritt voraussichtlich Anna Molderings an. Sie wird mit Beginn des neuen Schuljahres die Geschicke der Schule leiten. Dann wird Marlies Hansen schon längst den neuen Lebensabschnitt im großen Garten, auf Reisen, während des Wanderns oder aber an der Nähmaschine genießen. „Darauf freue ich mich“, sagt die Rektorin mit einem herzlichen Lachen.