Im „Löwen“ jazzt es wieder

Der „Goldener Löwe“ platzte fast schon aus den Nähten, so gut gefüllt präsentierte sich das ehrwürdige Etablissement angesichts der Wiederauflage der Jazzreihe. Bis in den hinteren Raum saßen die Gäste, um zu schauen, was bei der Premiere anno 2017 zu hören sein würde.
Nicht nur Dixieland
„Ich bin echt überrascht. Viele haben gesagt, sie sind froh wieder hier zu sein“, freute sich Inhaberin Irmgard Baers nach der längeren Ruhepause angesichts der Resonanz. „Es hat schon gekribbelt. Wir hatten einen Anruf von der „Boogie Connection“, die ihre Tour planen und hier spielen wollten“, erklärte sie, weshalb sie schließlich dem Impuls nachgegeben und die „Jazz im Löwen“-Reihe wieder angestoßen hatte.
Zum Auftakt hatte sie sich kompetente Musiker aus den Niederlanden eingeladen. Gerard Tavenier (Banjo/Gitarre), Cees Hegstra (Schlagzeug), Theo Reitsma (Bass), Michiel Pos (Gesang/Saxofon/Klarinette/Gitarre), Michael Muller (Trompete) und Hans Wermeskerken (Gesang/Posaune) formten das sechsköpfige Klanggebilde der „Farmhouse Jazzband“.
Ihnen war es vorbehalten, in den folgenden knapp drei Stunden für einen sehr unterhaltsamen Abend mit viel Swing, Spielfreude und einem wirklich abwechslungsreichen Repertoire zu sorgen – und den Beweis anzutreten, dass auch Musiker über 60 noch richtig Power und Kreativität in sich tragen.
Den Anfang machte die Combo mit einem schwungvollen „Isle of Capri“, gefolgt von einem harmonisch-fetzigen „Riverside Blues“ mit Mississippi-Delta-Touch.
Schön sentimental-wehmütig geriet der „Groove Call“ mit quäkender Klarinette, ehe die Band sich an Duke Ellingtons „Queen Bess“ mit rhythmischem Zu- und Augenzwinkern heranwagte: „Wir spielen nicht nur die klassischen Dixieland-Songs“, war es Hans Wermeskerken in der Pause wichtig, zu betonen.
Dementsprechend fiel der Sound auch sehr vielfältig aus, ohne den „klassisch“-handgemachten Charakter zu verlieren. Diexiemäßig fiel Joe King Olivers „Chimes Blues“ mit hörbarem Glockenspiel aus, anrührend der von Michiel Pos gesungene Gospel „Precious Lord“, der Irmgard Baers „fast zum Weinen“ brachte.
Verkappten Rock‘n‘Roll gab es bei „Things ain‘t what they used to be“. Ein Höhepunkt war das fetzige „Stormy Monday“ mit schönen Bläsern und starkem Gesang. „Warum nach Düsseldorf fahren? Das Gute liegt doch so nah“, fasste Dietmar Verheyden stellvertretend das Gefühl vieler Gäste in Worte.
Gelungener Auftakt
Posaunist Wermeskerken brillierte im dritten Set bei Woody Carmichaels Komposition „Stardust“ mit großer Feinfühligkeit, der fast schon circensich anmutende „Panama Rag“ und der „How long Blues“ leiteten den Schlussspurt mit dem rockigen „Goin‘ up“ ein.
Zu „Sail along“ verteilte das „Löwen“-Team Wunderkerzen und gaben dem Ganzen noch mal eine ganz eigene Stimmung mit. Und der schleppende Rocker „C.C. Rider“ mit fettem Bläsersatz war der ideale „Rausschmeißer“ für ein schönes Auftaktkonzert.