Im Jubiläumsjahr half er Pastor Schulte Staade
Am 1. Mai ist Dr. Rainer Killich, der Generalsekretär der Kevelaerer Wallfahrt, 25 Jahre im Dienst von St. Marien. Seine Verbindung zur Gemeinde ist viel älter. Das KB sprach mit dem 53-Jährigen über veränderte Ansprüche der Pilger und die intensivierte Zusammenarbeit mit Politik und Stadtverwaltung.
KB: Herr Dr. Killich, seit Dienstag ist bekannt, dass Pastor Rolf Lohmann Weihbischof werden wird. Was bedeutet ein Wechsel im Amt des Wallfahrtsrektors für Sie?
Dr. Rainer Killich: Ich bin ja eingebettet in ein Team – das wirkt sich auf die ganze Gemeinde und die Ehrenamtlichen aus. Konkret bedeutet es, zwei bis drei festliche Anlässe mehr zu organisieren: die Verabschiedung von Pastor Lohmann und die Einführung eines neuen Pastors. Das sind große Feste mit viel Aufwand, im Jubiläumsjahr on top. Aber es ist ja nicht das erste Mal.
Wie lange dauert es, bis ein Nachfolger für Pastor Lohmann das Amt antreten wird?
Pastor Lohmann kam knapp ein halbes Jahr, nachdem Pastor Zekorn zum Bischof berufen worden ist. So eine Position wird ausgeschrieben und ich bin sicher, der Bischof wird uns den Besten geben, der im Bistum verfügbar ist. In der Übergangszeit vertritt Kaplan Schwerhoff den Pastor.
Pastor Lohmann kam vor sechs Jahren zu St. Marien. Sie sind jetzt 25 Jahre in der Gemeinde tätig.
Eigentlich viel länger. Mit fünf Jahren war ich als Sängerknabe im Kinderchor von St. Marien. Damals gab es ja nicht viele Angebot für Kinder in Kevelaer. Fußballspielen konnte ich nicht gut. Damit blieben zwei Optionen: Die musikalischen Kinder wurden Sängerknaben, die anderen Messdiener. Mit sechs Jahren habe ich bei Hochämtern auf der Basilikabühne gestanden – bis zum Stimmbruch. Als der damalige Chordirektor Lohmann merkte, dass das mit meiner Stimme nicht mehr ging, schickte er mich vor dem Hochamt nach Hause. Ich habe meine Flöte geholt und noch dasselbe Hochamt, in dem ich eigentlich singen sollte, mitgespielt.
Irgendwann gingen Sie aber für das Studium nach Münster.
Ja, aber ich war an den Wochenenden meist in Kevelaer. Ich war weiter in der Gemeinde tätig und für die Rheinische Post als freier Mitarbeiter, vor allem für kirchliche Themen. Pastor Schulte Staade kam auf dem Weg zu seiner Mutter regelmäßig an unserem Haus in der Schulstraße vorbei. An einem Wochenende grüßten wir uns dort und er sprach mich an, weil im Jubiläumsjahr 1992 noch Leute gebraucht wurden, die helfen. Ob ich mit meiner Erfahrung nicht bei der Öffentlichkeitsarbeit helfen möchte. Ich sagte zu. Der Unterschied zum diesjährigen Jubiläum war allerdings, dass damals die Planungen schon fertig waren, als ich anfing (lacht).
Danach wuchsen die Aufgaben?
Ich wollte eigentlich zur Presse, hatte schon die Zusage für ein Volontariat. Früher habe ich auch über ein Musikstudium bei der Bundewehr nachgedacht. Das Jahr bei St. Marien hat mir aber so viel Freude gemacht, dass ich die anderen Pläne ad acta gelegt habe.
Hat sich in den 25 Jahren viel an Ihrer Arbeit verändert?
Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Das liegt an zwei Bereichen: Kommunikation und Dokumentation. Als ich anfing, war das Fax noch hochmodern. Für die Pilgerleiter war es normal, dass vom Absenden eines Briefes bis zum Eintreffen der Antwort eine Woche verging. Heute rufen mich Leute an und beschweren sich, sie hätten vor einer Stunde eine E-Mail geschrieben und noch immer keine Antwort erhalten. Ein Wallfahrtsprogramm zusammenzustellen dauert nun einmal länger als ein Zimmer zu reservieren. Oft wird auch erwartet, dass bei uns 365 Tage im Jahr rund um die Uhr Service abrufbar ist. Wir bemühen uns – aber es gibt Grenzen.
Haben sich die Pilger in ihren Ansprüchen verändert?
Damals war die erste Frage, wenn jemand im Priesterhaus ankam: Wo sind die Toiletten? Heute ist die erste Frage: Wie komme ich ins WLAN? Die EDV-Versorgung überall in diesem großen Gebäude bereitzustellen, ist übrigens gar nicht so einfach. Neben dem Brandschutz ist das eines der großen Themen.
Was ist denn das Schönste an Ihrer Arbeit, an was erinnern Sie sich besonders gerne?
Am liebsten ist mir der Kontakt zu den Menschen, die Begegnungen hier im Haus. Manche Pilgerleiter sind supernette Menschen, mit denen ich seit 25 Jahren Hand in Hand durchs Jahre gehe und auf deren Besuch ich mich immer freue. Insbesondere die Pilgerleitertagung macht viel Spaß – ein großes Treffen unter Freunden.
Eindruck hinterlassen haben die beiden großen Ministrantenwallfahrten. Das waren logistische Herausforderungen und viele Kevelaerer haben an einem Strang gezogen.Es war toll zu sehen, wie viel Spaß die Kiddies hier hatten. Zu sehen, wie gut Kevelaer den Menschen tut, ist grundsätzlich eine tolle Motivation für die Arbeit.
Die Kehrseite ist dann wohl der vorhin angesprochene hohe Dokumentationsaufwand?
Einladungen, Tagesordnungen und Protokolle von Sitzungen – von denen es heute viel mehr gibt als früher. Ich verbringe viel mehr Zeit in Gremien und Arbeitskreisen – in denen auch wirklich Wichtiges besprochen wird. Wir haben den von Pastor Lohmann initiierten Wallfahrtsausschuss gemeinsam mit der Politik, wir haben den Zukunftsausschuss und beim Integrierten Handlungskonzept das Thema „Wallfahrt 2050“. Aber dadurch bin ich zurzeit zu wenig am Schreibtisch.
Auch die Abläufe am Kapellenplatz zu organisieren, bedeutet jede Menge Listen, Pläne und Informationsflüsse. Ein Tagesplan ist heute deutlich umfangreicher als damals ein Monatsplan.
Bleibt überhaupt noch Zeit für Hobbys?
Musik ist immer noch mein großes Hobby, für das aber so gut wie nie Zeit bleibt. Selbst mein Engagement bei der Gruppe Horizonte musste ich auf ein Mindestmaß reduzieren. Ich würde auch gerne mal wieder in einem Chorprojekt mitmachen, aber das geht nicht.
Mein zweites Hobby ist Handball. Meine Truppe spielt in der 1. Kreisklasse, da könnte ich noch mittun. Aber nur zu einem Turnier oder Konzert kommen und sich beim Training oder den Proben nicht sehen lassen, das geht nicht.
Mit der Übernahme der Geschäftsführung des Verkehrsvereins haben Sie sich den Kalender aber auch selbst gefüllt.
Es gibt Synergieeffekte bei der Betreuung der Pilgergruppen, wir hatten immer schon eine Standleitung zum Kevelaer Marketing. Alles andere ist außerhalb der Arbeitszeit. Zu bestimmten Jahreszeiten, zum Beispiel beim Krippenmarkt, wird das schon mal etwas eng. Aber da wollen wir uns mit einem Team stärker aufstellen. Für mehr Hilfen in der Breite wäre ich aber durchaus dankbar – und ansprechbar.
Dankbar bin ich auch meiner Frau und meinen beiden Kindern. Das alles kann man nur machen, wenn die Familie es mitträgt. Trotz langer und oft außergewöhnlicher Arbeitszeiten ist das immer der Fall gewesen.