Im Glauben vereint

Wenn Thomas Held über seinen Glauben spricht, dann wird er schnell grundsätzlich. „Wenn wir alle an Christus glauben, dann führt er uns zusammen“, bezieht das der 53-jährige Hostienbäcker auch auf das Kennenlernen seiner heutigen Frau Sabine. „Dann können wir voneinaner lernen und miteinander beten. Das ist mir und meiner Frau wichtig.“
Der in Stuttgart geborene Held wuchs in einem katholischen Haus als Sohn eines Rechtsanwalts und einer Außenhandelssekretärin auf. Schon nach dem Abitur habe er „die Berufung in der Kirche gespürt.“
Er lernt seine erste Frau kennen, studiert ein Semester Theologie. Beide gehen für vier Jahre nach Frankreich in eine katholische Lebensgemeinschaft, die mit Armen zusammenlebt, und heiraten dort.
Später absolviert er eine Tischlerlehre, geht mit seiner Frau und zwei Kindern in ein Kloster bei Warendorf, wo sie diese Lebensgemeinschaft mit psychisch Kranken, Obdachlosen und Drogenabhängigen weiterführen. „Christliches Engagement war uns wichtig.“ Fünfzehn Jahre lang bleibt das Paar dort, zwei weitere Kinder kommen dazu. Als diese Gemeinschaft auf internationaler Ebene von den Gründern „gegen die Wand gefahren“ wird, orientiert sich das Ehepaar neu.
2007 nimmt Held an Exerzitien in Kevelaer teil, der damalige Wallfahrtsrektor Stefan Zekorn ist ein alter Freund. „Er fragte, ob wir mit unserem Projekt der Gläsernen Hostienbäckerei nach Kevelaer kommen wollen.“ Ein Jahr später schauen sie sich das Objekt in der Neustraße 28 an.
Das gute Verhältnis zur Bistumsleitung ermutigt die beiden, vom Land gibt es eine Bürgschaft – da stirbt seine Frau unvermittelt. „Da hab ich mich natürlich gefragt: Gehst Du durch die sich dir öffnende Tür als Selbstständiger und Witwer mit vier Kindern?“ Menschen um ihn herum bestärken ihn.
Trotz des Verlustes packt er die Aufgabe an, baut das Gebäude entsprechend um. „Die Hilfe der Nachbarschaft hier hat mich sehr gerührt und gestärkt“, sagt er heute. Er merkt, dass er sich am Niederrhein wohlfühlt, weil er wie die Menschen hier diese Offenheit hat.
Trotzdem spürt er, dass er so ein großes Projekt wie die Hostienbäckerei nicht alleine schaffen kann – und meldet sich auf einem katholischen Heiratsportal an, um eine Partnerin zu finden, die wie er im katholischen Glauben verankert ist. „Ich war keine gute Partie, hab‘ bescheiden gelebt mit Schulden an der Backe.“ Doch er findet mit Sabine Rollmann eine Frau, die er liebt und die zu ihm passt.
Die heute 51-jährige frühere Arzthelferin und Hauswirtschaftlerin aus der Nähe von Aschaffenburg war traditionell katholisch erzogen worden, als Tochter eines Schneiders und einer Hausfrau ein karges Leben gewohnt und hatte in diversen katholischen Gemeinschaften „lebendigen Glauben kennengelernt“ .
Als junges Mädchen wurde sie von Benedektinerinnen zur Hauswirtschafterin ausgebildet und ging in dieser Zeit zur Katholischen Hochschulgemeinde in Würzburg, erinnert sie sich lebhaft. Mit ihrem damaligen Mann – einem Zerspanungsmechaniker – hat sie vier Kinder. Doch die Ehe hält nicht. Da für Sabine Rollmann die Ehe nicht so einfach geschieden werden konnte, wendet sie sich an einen älteren Priester, der den kirchenrechtlichen Annulierungsprozess in der Diözese Würzburg einleiten lässt, noch bevor die Ehe zivilrechtlich geschieden worden ist. Normalerweise geht das umgekehrt. „Jesus ist gekommen, dass wir frei werden – auch von Bitterkeit und Verletzungen“, sagt die zierliche Frau heute dazu.
Als sie von Thomas auf dem Onlineportal liest, beeindruckt sie erstmal „die Art, wie er geschrieben hat, dass er mit Jesus durch das Leben geht.“ Da sie nicht den ersten Schritt machen möchte, vertraut sie ihr Anliegen Gott im Gebet an. „Und er hat sich gemeldet.“
Sie treffen sich mehrfach in Kevelaer und bei Aschaffenburg. Sie spürt sofort „eine Verbindung“ zu ihm und „dass er ein weites Herz hat.“ Dazu kommt, dass zwei der jeweils vier Kinder mit Benedikt und Johannes denselben Vornamen haben. Thomas Held war eigentlich gegen Patchwork. „Das kam für mich früher nach Häuser anzünden“, gibt er freimütig zu. „Gott hat halt auch Humor. Alles, was ich abgelehnt habe, ist mir zuteil geworden.“
Beide sind spirituell, aber unterschiedlich. „Sie ist eher marianisch, ich bin eher Christus-zentriert.“ Und beide betrachten den anderen in seiner Verschiedenheit als ein Geschenk und eine „positive Herausforderung“.
Am 29. Mai 2010 heiratet das Paar kirchlich, springt nach nur fünf Monaten des Kennens ins „kalte Wasser“ der Ehe. „Für uns beide war wichtig, dass Gott mit uns den Weg geht“, betont Thomas Held.Aber da seine Witwerrente für das neue, gemeinsame Leben notwendig war, musste es eine Lösung geben kirchlich heiraten zu können, ohne standesamtlich geheiratet zu haben.
„Dazu wird man von der Kirche von der Vorgabe dispensiert, zuerst standesamtlich heiraten zu müssen, bevor man kirchlich heiraten kann“, erläutert Held. Das ist seit 2009 in der katholischen Kirche für verwitwete Personen möglich. Dieser Schritt schließt ein, dass die standesamtliche Heirat nachgeholt wird, wenn sich die finanzielle Situation bessert.
In den vergangenen Jahren hat sich das Paar – obwohl zeitweise sechs Kinder mit ihnen zusammen­­gewohnt haben und so manche Krise zu überstehen war – trotz der Unterschiede gut aufeinander eingespielt. „Es ist außergewöhnlich, jemanden zu finden, mit dem man das Leben so teilt“, findet der 53-Jährige, dass beide in der Zeit „aneinander gewachsen“ seien.
Mittlerweile verdient das Paar über die Hostienbäckerei genug, um den standesamtlichen Schritt gehen zu können. „Das hat einen finanziellen Vorteil, ist zwar etwas unromantisch, aber hat Humor“, findet er. Die gegenseitige Absicherung und die Ordnung, die das Ganze mit sich bringe, seien auch wichtige Aspekte für das gemeinsame Leben.
Am 27. Dezember werden die beiden standesamtlich in Kevelaer heiraten. Sabine Rollmann freut sich, dass sieben der acht Kinder im Zuge der Weihnachtsfeierlichkeiten auch bei der Hochzeit dabei sein werden. „Das ist ein großes Geschenk, das rührt mich richtig“, ist sie sich mit ihrem Mann sicher, „dass es die Gemeinschaft in der Familie nochmal stärkt.“