Schüler*innen des KVGG nehmen an einem Gespräch mit einer Holocaust-Überlebenden teil

Ihr macht euch schuldig, wenn es euch nicht interessiert

Schüler*innen des KvGG nahmen online an einem Gespräch mit der Zeitzeugin Esther Bejarano teil. Symbolfoto: Pixabay

Am 20. April 2021 fand ein Online-Zeitzeugengespräch mit Esther Bejarano statt. Der Tag hatte für die Holocaust-Überlebende eine besondere Bedeutung, da sie genau vor 78 Jahren im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau angekommen war. Knapp 200 Menschen, darunter viele interessierte Schüler*innen der Jahrgangsstufen 9 bis Q2 des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums Kevelaer, nahmen über das Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung e.V. (ISFBB) an einem digitalen Zeitzeug*innengespräch mit Esther Bejarano, einer der letzten Überlebenden des Holocaust, teil. Die heute 96-Jährige ist Mitglied einer Band gegen rechts, die sich „Microphone Mafia“ nennt, und sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihre Geschichte zu erzählen, damit die Geschehnisse des Weltkrieges niemals in Vergessenheit geraten.

Nachdem sich Bejarano im Krieg von ihrer Familie trennen musste, brachte man sie in ein Sammellager in Berlin, aus dem sie dann 1943 nach Auschwitz deportiert wurde. Bevor sie in das Mädchenorchester aufgenommen wurde, verrichtete sie im Konzentrationslager schwere Feldarbeit. Aufgrund ihrer „arischen“ Großmutter überführte man sie aus dem Vernichtungslager in das Arbeitslager Ravensbrück. Dort arbeitete sie bei Siemens, bis das Lager 1945 evakuiert werden musste. Sie entkam mit sechs Freund*innen auf dem Todesmarsch. Im August 1945 wanderte Bejarano nach Palästina aus, wo sie ihren Mann kennenlernte. 1960 kehrte sie mit ihrem Mann und den Kindern zurück nach Deutschland. Sie ließen sich in Hamburg nieder. 

Die Teilnehmenden des Gesprächs zeigten sich zutiefst beeindruckt, mit welch großem persönlichen Einsatz Esther Bejarano bis heute ihr Anliegen vertritt, an die furchtbaren NS-Verbrechen, vor allem aber an die Menschen, die ihnen zum Opfer gefallen sind, zu erinnern und, in die Zukunft gerichtet, Antisemitismus und Rassismus zu bekämpfen.

Im direkten Gespräch mit Bejarano

Durch die Veranstaltung führte Birgit Mair vom Nürnberger Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) e.V. (https://www.die-letzten-zeugen.de), das seit seinem Bestehen 2004 mehr als 300 Zeitzeug*innengespräche mit Holocaust-Überlebenden organisiert hat. Sie präsentierte im ersten Teil der Veranstaltung Fotos und Dokumente aus dem Leben der 96-jährigen Zeitzeugin. Im Anschluss daran wurde Esther Bejarano über Telefon zugeschaltet und beantwortete die zahlreichen Fragen aus dem Publikum.

Als Schule mit dem Zertifikat „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist es dem Kardinal-von-Galen-Gymnasium, vor allem vor dem Hintergrund des wieder neu aufkommenden Antisemitismus bzw. der stärker werdenden Fremdenfeindlichkeit, ein  Anliegen, Schüler*innen das Angebot machen können, Geschichte hautnah zu erleben. So bleibt die Erinnerung an die Schrecken des Nationalsozialismus sowie die Aufgabe, Lehren für die heutige Zeit zu ziehen.

Finanzielle Unterstützung

Aus diesem Grund hat sich die Schule entschlossen, die Arbeit von Birgit Mair und dem ISFBB finanziell zu unterstützen und im Anschluss an die Veranstaltung 150 Euro für das Projekt „Die letzten Zeugen“ gespendet.

„Ich muss jetzt was machen und meine Geschichte erzählen“, so kämpfen die letzten Überlebenden des Holocaust gegen Antisemitismus, Rassismus, Gewalt und Krieg. „Das Ziel des IFSBB, in den kommenden Jahren noch möglichst vielen Jugendlichen und Erwachsenen die Möglichkeit zu geben, mit Holocaust-Überlebenden ins Gespräch zu kommen, verdient Anerkennung und Respekt sowie jede Unterstützung“, heißt es seitens des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums.