„Ich habe einen himmlischen Arbeitsplatz“

Adam Fitza ist seit vier Jahren Hauptküster an St. Marien. Das KB sprach mit dem 1965 im oberschlesischen Ratibor geboren Mann über Kirche, Kinder und den Küsterberuf.

Wie kamen Sie zum Küsterberuf?

Fitza: Ich habe schon als Kind ministriert und war so von Anfang an oft in Kirche und Sakristei. Nachdem wir aus Oberschlesien nach Deutschland kamen, habe ich 1992 als Küster begonnen und gleichzeitig die Ausbildung dazu gemacht. 2017 konnte ich mein Silberjubiläum als Küster feiern und bekam eine Urkunde aus Münster. Ich habe also mein ganzes Arbeitsleben als Küster verbracht und mir macht es große Freude.

Ist Küster Ihr Traumberuf?

Fitza: Ich habe auf jeden Fall einen himmlischen Arbeitsplatz, habe viel Kontakt mit Gläubigen, Priestern, Bischöfen und Kardinälen. 2014 etwa kamen in der Wallfahrtszeit 40 Bischöfe und vier Kardinäle nach Kevelaer. Ich habe einen Beruf, der nie ruhig und langweilig ist, sondern vielseitig und schön. Ich liebe es auch, die Technik zu bedienen. Hier in der Sakristei etwa sehe ich über einen Touchscreen-Bildschirm direkt in die Beichtkapelle und Basilika. Das Programm habe ich selbst entwickelt. Von hier aus kann ich, auch per Handy, etwa das Licht in den Kirchen an- oder ausschalten.

Was sind Ihre Aufgaben als Küster in Kevelaer?

Fitza: Wir sind sechs hauptamtlich arbeitende Küster. Meine Hauptarbeit ist das Organisieren der Dienste von uns Küstern und die Einteilung von Ehrenamtlichen zum Ministrantendienst, Kreuzweg, Stunden- oder Rosenkranzgebet. Einmal pro Woche besorge ich frische Blumen, die durch die ehrenamtliche Helferin Elisabeth Wackes in den verschiedenen Kirchen kunstvoll gesteckt werden. Es gibt für die Kirchen Putzfrauen, aber die Grundreinigung und die Pflege der Kerzenständer und sonstigen liturgischen Geräte übernehmen wir.

Die Marienbasilika ist im Moment außen und innen eingerüstet. Welche Arbeiten werden dort gerade verrichtet?

Fitza: Im Moment werden in der Basilika einige undichte Fenster restauriert und repariert. Außerdem wird die Lautsprecheranlage erneuert.

Bei den vielen kunstvoll ausgemalten Kirchen ist wahrscheinlich oft etwas zu reparieren?

Fitza: Es gibt in Kevelaer eigentlich nur zwei Zeiten: Die Wallfahrtszeit und die Bauzeit. Von 1. November bis Ende April werden gewöhnlich Reparatur- und Bauarbeiten vorgenommen. Wir schauen natürlich darauf, dass pünktlich zur Wallfahrtseröffnung am 1. Mai alle Baustellen wieder beseitigt worden sind.

Für wie viele Kirchen und Kapellen rund um den Kapellenplatz tragen Sie denn die Hauptverantwortung?

Fitza: Für sechs einzelne Kirchenräume: Die Gnadenkapelle, die Kerzenkapelle, die Beichtkapelle, die Marienbasilika, die Sakramentskapelle und das Forum Christi.
Einmal haben wir berechnet, wie viele Gottesdienste, auch von externen Gruppen, hier an allen Kirchen und Kapellen im Jahr so stattfinden. Dabei kamen wir auf die beachtliche Anzahl von 4.500 Gottesdiensten im Jahr.

Können Sie auch eigene Ideen einbringen?

Fitza: Ja, das geht. Ich habe etwa vor drei Jahren einen Brauch eingeführt, den ich aus Oberschlesien kenne. An den Kartagen wird es zu sehen sein: Das heilige Grab Jesu.

Sie haben eine Frau und drei Kinder. Ist es schwer, fast jeden Sonn- und Feiertag arbeiten zu müssen und an diesen Tagen wenig Zeit für die Familie zu haben?

Fitza: Wir sind das schon lange so gewohnt. Zum Ausgleich habe ich dafür während der Woche einen freien Tag. Als unsere Älteste, Agnes, noch klein war, hatte sie zunächst keinen Kindergartenplatz und so nahm ich sie zur Arbeit mit, wo sie schon als Kleinkind mit mir putzte. Auch meine Frau hat mir in Düsseldorf geholfen, die Kirche zu putzen. Meine Familie unterstützt mich in meinem Dienst und steht voll hinter mir.

Sie haben schon viele besondere Wallfahrtsjahre erlebt. 2014 wurde das 150-jährige Jubiläum der Basilika gefeiert, zu Weihnachten 2014 wurde das Weihnachtskonzert der Landesregierung aus der Basilika übertragen, 2015 gab es die Barmherzigkeitspforte an der Marienbasilika, letztes Jahr war die Marientracht und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war hier. Was waren Höhepunkte in Ihrem Arbeitsleben?

Fitza: In Kevelaer ist jedes Jahr ein Ausnahmejahr. Aber dass der Bundespräsident letzten Dezember hier war, das war schon etwas ganz Besonderes. Ich hatte dabei im Vorfeld viel Kontakt mit dem ZDF. Schon sechs Monate vorher begannen wir mit den Planungen. Wir mussten für die Veranstaltung einmal die Kirche „auf links stellen“. Eine besondere Herausforderung war es, dass schon am nächsten Tag wieder alles für den Gottesdienst wie zuvor sein musste.

Leider wurde letztes Jahr am hellichten Tag eine wertvolle Reliquie des hl. Petrus Canisius aus der Sakramentskapelle gestohlen. Ändert dieser Diebstahl etwas an der Offenheit der Kirchen?

Fitza: Wir sind Kirche und kein Museum. Wenn wir die Kirchen oder Kapellen zumachen, dann wird nicht mehr geklaut, aber dann kommt auch keiner und das ist sicher auch nicht gewollt.