Ich. Du. Inklusion in Kevelaer

Auch drei Wochen nach der Erstausstrahlung von „Ich. Du. Inklusion-Wenn Anspruch auf Wirklichkeit trifft“, lockte der Dokumentarfilm von Thomas Binn  rund 200 Besucher ins Bühnenhaus.
„Ein sehr berührender Film“, beschrieb Bürgermeister Dr. Dominik Pichler den Dokumentarfilm und stimmte damit Eltern, Lehrer und andere Besucher auf 90 Minuten Inklusionsalltag an der Geschwister Devries-Grundschule in Uedem ein. An dieser ländlich gelegenen und „Bullerbü“-ähnlichen Grundschule, drehte Thomas Binn den aufrüttelnden Dokumetarfim „Ich. Du. Inklusion“. (Das KB berichtete). Idealbedingungen habe er dort schon vorgefunden: „Und trotzdem gelingt auch da die Inklusion nicht“, so der Filmemacher in der anschließenden Podiumsdiskussion mit Michael Cuypers, Leiter der Gesamtschule Kevelaer-Weeze, Andras Berndt, Schulleiter der St. Antonius-Grundschule, Marc Buchholz, Sozialdezernent und Bernd Lindenau, Verband Bildung und Erziehung des Landes NRW.
Was aber nicht heißen solle, dass Binn gegen Inklusion sei. Im Gegenteil: „Jeder halbwegs klar denkende Mensch sollte für Inklusion sein“, erklärte Binn, „dafür aber müssen optimale Rahmenbedingungen geschaffen werden.“ Dass die Rahmenbedingungen alles andere als optimal sind, wird im 90-minütigen Dokumentarfilm ganz deutlich. Zweieinhalb Jahre begleitet Thomas Binn Grundschulkinder mit und ohne Förderbedarf an der Geschwister Devries-Grundschule mit seiner Kamera.
Er lässt Kinder, Eltern, Lehrer, Schulleiter und Sozialpädagogen zu Wort kommen. „Alle 16 Bundesländer haben Zeit verstreichen lassen. Sparen wird zum obersten Gebot“ erklärt der Schulleiter der Geschwister Devries-Grundschule, Johannes Nolte, im Film. Und das auf Kosten der Kinder. Eine ständige Doppelbesetzung mit Lehrer und Sonderpädagogen sei dringend erforderlich. Im Film wird deutlich wie sehr Mut, Verzweiflung und Hoffnung beieinander liegen, wie oft die Beteiligten an ihre persönlichen Grenzen stoßen. Ohne das private Engagement der Pädagogen, Zusatzkräfte und Eltern, wäre Inklusion erst gar nicht möglich.
Als Kampf gegen Windmühlen, beschrieb Michael Cuypers die derzeitige Situation während der Diskussionsrunde. „Dennoch sollten wir den Kopf nicht hängen lassen, wir sollten den Kindern deutlich machen, dass wir das schaffen“, betonte der Gesamtschulleiter. Dazu aber müsse man die Einstellung und Haltung den Kindern gegenüber ändern. „Wir müssen eine Willkommenskultur an den Schulen schaffen“, so Cuypers. Andreas Berndt ergänzte: „Mit Schließung zahlreicher Förderschulen profitieren natürlich die Dorfschulen vom Know-how der fahrenden Pädagogen.“
Beeindruckt vom Film zeigte sich Marc Buchholz. Er hofft, dass gerade in Kevelaer sächlichen Materialien nicht fehlen. „Es ist nicht so als ob wir nichts tun. Wir stellen Räume und diese sollten auch geschaffen werden“ so der Schuldezernent. Ob man aber in Zukunft Schritt halten könne, bleibe fraglich. Dass Inklusion nicht nur eine Sache der Schulen sei, betonte Bernd Lindenau: „Um Kinder und Lehrer zu schützen, müssen wir endlich Geld in die Hand nehmen.“
Seit Sommer 2014 haben Kinder mit Unterstützungsbedarf einen Rechtsanspruch auf gemeinsamen Unterricht in Regelschulen. Zahlreiche Förderschulen wurden daraufhin geschlossen. „Es ist aber nicht so, dass es keine Förderschulen mehr gibt“, stellte Michael Cuypers klar. Es sollen auch künftig keine mehr geschlossen werden. Inklusion ist ein Menschenrecht. „Aber wir müssen uns weit mehr anstrengen und alles daran setzen, unsere Kinder nicht kaputt zu machen“, betonte Thomas Binn. „Wenn wir alle zusammenhalten schaffen wir das“, erklären die 22 Kinder der Geschwister Devries-Grundschule in Uedem am Ende des Films. Das sollte zumindest ein Ansporn für uns Erwachsene sein.