Ich bin dann mal weg

Angenehm überrascht registrierte der Vorsitzende des Reeser Geschichtsvereins „REESA“, Heinz Wellmann, wie viele Menschen ein Interesse an der Vorführung des Films an diesem Abend im Bürgerhaus besaßen. Über 60 Gäste konnte Wellmann „als Vorbereitung auf 375 Jahre Wallfahrt“ vor der großen Leinwand begrüßen, auf der in der folgenden Stunde die Aufnahmen von Hubert Kiewitz über die Wallfahrt von 1989 zu sehen waren.
Eine derjenigen, die sich dafür interessierten, war Katharina Jansen, die bereits „über 55 mal hin und zurück“ gewandert war. Was ihr dieser Weg persönlich bedeutet? „Die Wallfahrt veranschaulicht für mich das ganze Leben: Unterwegs sein zu einem Ziel“, sagte die 88-Jährige, die erstmals 1943 mit dem Rad zur Wallfahrt nach Kevelaer gefahren war.
Klaus Kuhlen und Dirk Kleinwegen hatten den im Original eineinhalbstündigen Film redaktionell bearbeitet, mit Farbe versehen und auf eine Stunde zusammengeschnitten. „Seine Schwester hat den Film dem Kevelaer-Komittee gegeben“, erläuterte Kuhlen den „Weg“ des Films ans Licht der Welt.
„Und da ich da auch Mitglied bin, aber gleichzeitig auch zweiter Vorsitzender von REESA, haben wir gedacht, das über diesen Weg öffentlich zu machen“, unterstrich er die Besonderheit der 89er-Pilgerreise mit am Ende 105 Personen. „Das war damals das erste Mal, dass sich mit Reinhard Lettmann ein Bischof mit uns auf den Weg gemacht hat.“
Im Anschluss daran flimmerte der 62-minütige Film über die Leinwand – mit den einzelnen Wegstationen wie Niedermörmter, Uedem oder Marienbaum und dem Einzug nach Kevelaer, dem sonntäglichen Gottesdienst und der Rückkehr nach Rees.
Begleitet wurde das Ganze mit filmischen Untertiteln, den Kommentaren von Kuhlen, vielstimmigem Gemurmel und einigen Lachern beim Wiedererkennen der eigenen Person oder anderer Bekannter. Auch die Tochter von Kiewitz, Daniela Kamps, erkannte sich wieder: „Ich war damals vierzehn Jahre alt, ein Erlebnis, das man mal mitgemacht haben muss“, fand sie.
Für Hermann Voß war es etwas Besonderes, den Film zu sehen: „Das weckt viele Erinnerungen. Ich bin 90 Jahre alt und habe die 300-jährige Wallfahrt noch mitgemacht – in der Nazizeit.“ Das sei damals „ganz still über die Bühne gegangen. Da waren viele Reeser da, die einzeln angekommen sind, obwohl das nicht erlaubt war.“
Nach dem Film lud Claudia Scholten zu der Teilnahme an der Jubiläums-Wallfahrt am 25. und 26. August ein und gab noch Details bekannt wie den Hochamt-Sonntag in der Basilika mit dem Projektchor und der Prozession, die vor Ort teilweise in historischen Gewändern stattfinden soll. „Wir rechnen mit einigen Hundert Teilnehmern – alle sind herzlich eingeladen“, hofft Mitorganisator Stef Beumer auf eine besondere Pilgerreise.