„Ich bin angekommen“
Vor einem halben Jahr wurde Gregor Kauling in sein neues Amt als Pfarrer der Kirchengemeinde St. Marien Kevelaer und Rektor der Wallfahrt eingeführt. Das KB sprach mit dem Geistlichen über seine neue Gemeinde, seinen Vorgänger und die Neugestaltung des Kapellenplatzes.
Kevelaerer Blatt: Wie haben Sie Ihre erste Eröffnung der Wallfahrtszeit erlebt?
Kauling: Der Tag war sehr schön. Das Wetter hatte erst nicht mitgespielt, darum hatte ich morgens entschieden, das Forum nicht zu nutzen. Die frühe Entscheidung gibt allen die notwendige Ruhe, und die meisten fanden das auch richtig. Der Bischof war toll, ich bin Aachen auch sehr verbunden. Er hatte einen kraftvollen Aufhänger: „Seid Ihr noch bei Trost?“ Da ist wohl noch nie einer drauf gekommen, dabei ist das hier so naheliegend in Kevelaer mit der Doppeldeutigkeit. Ich hatte an dem Tag viele schöne Begegnungen, die Leute verbinden das mit vielen Emotionen. Wenn die Pforte geöffnet wird, ist das toll, das ist ein sprechendes Symbol. Darum haben wir auch für den Bundespräsidenten keine Ausnahme gemacht und die Pforte bei seinem Besuch verschlossen gelassen. Ich habe am 1. Mai Tränen der Rührung bei einigen gesehen. Auch der Blick vom Altar durch die offene Tür, direkt auf die Gnadenkapelle, ist als Zelebrant ein schönes Bild.
In den Monaten zuvor hatten Sie vor allem mit Ihrer neuen Gemeinde zu tun. Haben Sie sich gut eingelebt?
Kauling: Ich bin angekommen, ja. Aber ich habe noch längst nicht alles gesehen und erlebt. Ich bin noch weit davon entfernt, von Heimat oder Zuhause zu sprechen, aber die Stadt hat eine Vertrautheit bekommen; das Priesterhaus sowieso.
Normalerweise lässt ein Pfarrer sich in seiner alten Pfarrei eine Weile nicht sehen, um die Arbeit seines Nachfolgers nicht zu beeinträchtigen. Ihrem Vorgänger, Weihbischof Rolf Lohmann, ist das aufgrund seines neuen Amtes als Regionalbischof für den Niederrhein nicht möglich.
Kauling: Rein menschlich ist das kein Problem. Wir gehen damit beide entspannt um. Natürlich ist es Usus, dass man seinem Nachfolger die Pastorale überlässt, aber auch, dass der Neue nicht alles von links auf rechts dreht. Dafür wurden auch die Pastoralpläne entwickelt, gemeinsam mit den Menschen vor Ort. Der Weihbischof hat immer eine besondere Heimat in Kevelaer, das gilt für Rolf Lohmann natürlich besonders. Das darf und soll auch so sein, gerade bei den privaten Dingen. Er hat viele Kontakte zu den Menschen hier, nicht nur als Pfarrer. Und die Kevelaerer haben das schon oft erlebt: Ein Pfarrer kommt, ein Pfarrer geht. Alle hoffen, dass wir jetzt länger zusammenbleiben werden, meine Person eingeschlossen.
Haben Sie bereits neue Dinge etabliert oder geplant?
Kauling: Ich möchte den Direktkontakt zu den Pilgerinnen und Pilgern verstärken. Der Bedarf nach Gesprächen ist da. Wie können wir darauf reagieren? Es gibt noch kein Projekt dazu, aber wir haben die Frage aufgenommen. Nach wie vor sind wir experimentierfreudig bei den liturgischen Formaten wie den Trostmomenten, spirituellen Gottesdiensten oder der stillen Oase, die ich selbst angeboten habe, damit Menschen einfach zur Ruhe kommen können.
Wie verfolgen Sie die Planungen zur Neugestaltung des Kapellenplatzes?
Kauling: Ich habe erfahren, dass das mit ganz hohen Emotionen verbunden ist, für die Pfarrei insbesondere. Bis auf die Straße zwischen Amsterdamer Straße und Hauptstraße ist der Platz in privater Hand, gehört der Pfarrei. Ich habe einen großen Respekt vor diesem Ort. Man kann dort schnell etwas kaputt machen, das nicht mehr aufzubauen ist. Wir müssen den Platz bewahren und trotzdem bestimmte Dinge gestalten: mehr Aufenthaltsqualität, eine Blickachse schaffen, Ruhe und Begegnung verbinden. Die Bäume sind wichtig. Natürlich gibt es immer mal einen Baum, der keine Entwicklungsfähigkeit mehr hat, aber im Moment sollten wir um jeden Baum kämpfen und dafür, dass möglichst wenig Bäume durch die Bauarbeiten beschädigt werden. Sicher ist aber auch: Je mehr Bäume dort stehen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Pflaster nach 15 Jahren durch das Wurzelwerk ähnlich aussieht wie heute. Dort wird nie eine geglättete Situation wie auf einer Straße zu schaffen sein. Wir haben eine Verbesserungspflicht für Gehbehinderte, aber der Kapellenplatz wird mit seinem Kopfsteinpflaster schwierig bleiben. Politik und Kirche möchten eine einvernehmliche Lösung finden und das mit Bürgerbeteiligung. Ob das gelingt, ist noch offen. Das ist immer bei mittelalterlichen Plätzen so. Stellen Sie sich eine vergleichbare Situation in Siena vor.
Worauf freuen Sie sich in der nächsten Zeit am meisten?
Kauling: Erstmal auf das Heimatfest. Ich habe viel darüber gehört, jetzt möchte ich gucken, wie es sein wird. Für mich sehr besonders wird auch die geplante Begegnung zwischen Kevelaer und Lourdes und die Tamilenwallfahrt. Von der Farbenfreude habe ich viel gehört.