Hubert Janssen wird 90 – Bordpfarrer, Autor und Hobbymaler

Pfarrer Hubert Janssen sitzt an seinem Schreibtisch. Hier in seinem Büro beantwortet er Briefe, hält Korrespondenz mit Menschen aus der ganzen Welt. Der Pfarrer aus Kevelaer pflegt Kontakte. Auch im hohen Alter noch. Am kommenden Dienstag wird der Pfarrer und Oberstudienrat 90. Jahre alt.
„Dieses gesegnete Alter habe ich der guten Pflege meiner Schwestern Marianne und Elisabeth zu verdanken. Ohne sie wäre ich keine 90 geworden“, sagt Hubert Janssen mit einem dankbaren Lächeln. Seinen guten Gesundheitszustand, körperlich wie geistig, führt er aber auch auf die guten Gene seiner Vorfahren zurück.
Am 17. Januar 1927 erblickt Hubert Janssen in Kevelaer das Licht der Welt. Er wächst mit zwei Brüdern und drei Schwestern in der Nähe der Gnadenkapelle auf. Das Leben in der katholischen Familie und das Priesterleben in seinem näheren Umfeld prägen sein geistliches Denken. Mit 11 Jahren entdeckt Hubert die Liebe zur Seefahrt. An der Seite seines Onkels, Pfarrer Edmund Janssen, (er legte den Grundstein für die Amelandfahrten unzähliger Kinder und Jugendlicher), schippert der Junge erstmalig zur Nordseeinsel Ameland.
Während des Krieges ist er als Flakhelfer an der Möhnetalsperre im Einsatz. Von dort kehrt er mit 18 Jahren zur Familie zurück. Nach dem Abitur studiert Janssen Theologie, christliche Soziallehre und Philosophie, bevor er am 6. August 1952 in der St. Lambertikirche zu Münster die Priesterweihe empfängt. Schon als junger Kaplan in Ossenberg oder Homberg bewegen ihn die Anliegen der Kinder und Jugendlichen. Ein Jahr nach seiner Priesterweihe gründet der junge Pfarrer das inzwischen bundesweit bekannte Kinderferienwerk Ameland, übernimmt deren seelsorgerische Betreuung.
1958 heuert Hubert Janssen erstmalig als Bordpfarrer auf der „Arosa Sun“ an. „Damals waren es noch Linienschiffe“, erklärt der weltweit gereiste Seelsorger. Die Fahrt führt ihn nach Kanada. Eine Reise, die das Denken und Leben des jungen Mannes gründlich beeinflussen wird. „Auf dem Schiff wird Kirche anders gelebt“, berichtet der Träger des Bundesverdienstkreuzes, der Caritasnadel in Gold, der Dankplakette des Malteserhilfsdienstes in Silber und Gold und der Verdienstmedaille des Malteserordens in Rom. Auf einem Schiff sind Nationalitäten nicht wichtig. Hier rücken Religionen, Konfessionen und Kulturen enger zusammen. In vielen Einzelgesprächen, Vorträgen, Begleitungen der Passagiere, ist der Bordpfarrer für die Menschen da, hört ihre Sorgen und Nöte, erfährt ihre Freuden, gibt Rat.
55 Jahre (zuletzt 2013) fährt Hubert Janssen als Bordpfarrer auf Kreuzfahrtschiffen wie der Maxim Gorky, der Arkonia, der Europa, der Astor, der Astoria, dem Traumschiff M.S. Deutschland und der Queen Mary II zur See, umfährt alle Weltmeere, bereist 120 Länder dieser Erde. Zu seinen Aufgaben gehören aber nicht nur Gottesdienste. Der weltoffene und durchaus kritische Pfarrer hält Vorträge über Weltreligionen, befasst sich mit der Sternenkunde auf hoher See, begleitet die Passagiere auf ihren Landausflügen, bietet ihnen musikalische Darbietungen am Klavier oder auf dem Akkordeon.
Auf seinen Reisen lernt er Stars, Künstler, Regierungschefs, aber auch den einfachen Menschen kennen. All ihre Geschichten nimmt Hubert Janssen auf, schreibt sie nieder. Er schreibt sein Leben mit Gott und den Menschen auf. Sechs Bücher wie „Gott ist immer auf Sendung“, „Gott wie siehst du aus“, „Das singende Kirchenschiff“, als Mitautor „Brot für den Tag“, „Hinterfragter Glaube“ und „Meine Zeitreise“, hat Hubert Janssen verfasst. Darin schlägt der Seelsorger durchaus kritische Töne an. Er ist kein Pfarrer, der zu allem „Ja“ sagt, der das Zeitgeschehen einfach so hinnimmt.
„Für die Zukunft der Kirche ist es wichtig, dass Laien mehr in die Verantwortung einbezogen werden“, sagt der hauptamtliche Religionslehrer, „auch die Rolle der Frau muss gestärkt werden, die Tür muss für die Frau geöffnet werden, nicht aus der Not heraus sondern vielmehr aus Einsicht.“ Janssen befürwortet, dass Priester ihre Lebensform frei wählen sollten: „Jesus hätte die Ehelosigkeit nicht gewollt.“
Mit Bedauern und Sorge sieht er die prekäre Weltsituation und die nicht enden wollenden Flüchtlingsströme. Diese hält er zum Teil für gesteuert. „Es sind Religionskriege“, so der Pfarrer, der dabei an die Kreuzzüge der Christen erinnert.
Seit 1994 wohnt Pfarrer Hubert Janssen wieder in Kevelaer. Er wird als „Würdenträger am Niederrhein“ in verschiedene Gemeinden eingesetzt. „Dadurch erreiche ich mehr Menschen“, sagt der Hobbymaler, der dankbar für sein reich gefülltes und vielseitiges Leben ist.
Dazu zählen auch seine sieben von ihm komponierten Messen wie „Ihr seid das Salz der Erde“, „Ave Maria“ „Die Welt braucht Frieden“ und das „Kevelaerer Marienlied.“ Und im August dieses Jahres steht sein eisernes Priesterjubiläum bevor.
Doch zunächst feiert Pfarrer Hubert Janssen seinen runden Geburtstag mit einem Tag der offenen Tür. Denn diese steht immer für jeden Menschen offen.
Stationen des Pfarrers und Oberstudienrates Hubert Janssen:
Nach seiner Priesterweihe im August 1952, Kaplan in Rheinberg Ossenberg. Von 1953-1956 Kaplan in Duisburg-Homberg. 1953 Gründung des Kinderferienwerkes Ameland/NL.1956-1959 Jugendkaplan in Ahlen. 1959 hauptamtlicher Religionslehrer an den Berufsschulen in Duisburg-Homberg und Subsidiar in Homberg-Hochheide. In den Jahren von 1963-1983 Studienrat und Oberstudienrat an den Berufsschulen und Kollegschulen Recklinghausen und als Subsidiar in der dortigen Gemeinde St. Petrus-Canisius. Von 1982-1994 versah er pastorale Dienste in 13 Gemeinden des Dekanats Marl. Seit 1990 ist Hubert Janssen Geistlicher Beirat des Berufsverbandes katholischer Arbeitnehmerinnen in der Hauswirtschaft in Deutschland und Nordrhein-Westfalen. Viele Jahre als Vorstandsmitglied der Pax-Vereinigung in Deutschland. Seit 1994 ist Pfarrer Hubert Janssen Seelsorger in acht Gemeinden des Pfarrverbandes Kevelaer und im Dekanat Goch.