Hoher Arbeitsaufwand für Bio-Qualität

Winnekendonk. 1998 stellte Miriam Etzold ihren landwirtschaftlichen Betrieb zu einem Bio-Hof um und erhielt 2001 die Anerkennung als EU-Bio-Betrieb, in dem zusätzlich noch die strengeren Kriterien des Naturlandverbandes eingehalten werden. Heute wirtschaftet sie gemeinsam mit ihrem Sohn Jonas.
Miriam Etzold: „Wir wollten eine Landwirtschaft, die im Einklang mit der Natur steht und nur noch so arbeiten, dass das Wohlergehen von Tier, Pflanze und Mensch im Vordergrund steht. Dabei ist es wichtig, dass wir trotzdem die wirtschaftlichen Gesichtspunkte nicht aus den Augen verlieren dürfen, um die Zukunft des Hofes zu sichern und um davon leben zu können.“ Ihr Sohn fügt hinzu: „Die biologische Wirtschaftsweise verursacht oft einen deutlich höheren Arbeitsaufwand. Dort wo konventionell Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, fällt bei uns nicht selten Handarbeit an. In heute üblichen Ställen leben zum Beispiel die Schweine auf Vollspaltenböden. Wir hingegen müssen mit Mistgabel und Besen die Einstreu der sehr reinlichen Tiere erneuern.“
Wichtig für den wirtschaftlichen Faktor ist unter anderem auch die breite Aufstellung des Betriebes. Hier werden Schweine, Hühner, Kaninchen, Schafe, Laufenten und seit einem Jahr Honigbienen gehalten. Eigenes Getreide wird angebaut (50 % des Futters muss bei Biohöfen selbst produziert werden) und auch unterschiedlichste Gemüsesorten werden produziert (Erbsen, Möhren, Tomaten, Paprika, Kürbisse, Zuckermais, Kohlarten. Hinzu kommen einige Apfel- und Birnenbäume auf der Streuobstwiese).
Als Bio-Hof-Betreiber streben Etzolds eine artenvielfältige Kreislaufwirtschaft an. Die anfallenden Ausscheidungen der Tiere werden als Düngemittel für die Felder genutzt, synthetischer Dünger darf nicht verwendet werden.
Limitierte Tierhaltung
Die Tierhaltung ist streng limitiert, um eine Überdüngung der Böden zu verhindern.
Neben der Düngung kommt der Vorbereitung des Bodens sowie des Saat- und Pflanzgutes eine entscheidende Bedeutung zu. Um zum Beispiel der Kartoffel einen guten Start zu ermöglichen, „werden die Knollen vor der Pflanzung in hellen, warmen Räumen vorgekeimt“, beschreibt Jonas Etzold. „Hierdurch wird eine frühe Ertragsbildung ermöglicht und sie werden vor Krankheiten geschützt, deshalb brauchen wir auch keine Mittel gegen Erkrankungen zu spritzen, wie es in den konventionellen Landwirtschaft üblich ist.“
Ein Bioladen am Hof gewährleistet neben den Verkaufsständen auf Wochenmärkten den direkten und feldfrischen Vertrieb und hat bisher nur positive Resonanz bekommen. Über 1200 Produkte, die auf dem Hof oder von anderen Erzeugern biologisch hergestellt werden, können die Kunden einkaufen. Dass der Laden so angenommen wird und weiteren Zulauf bekommt, freut Miriam Etzold besonders. „Den Menschen kann durch die Art der Arbeit ein zunehmend vergangenes und ein wieder neu zu lernendes Bewusstsein für die Natur und die Tiere nahegebracht werden. Die Kunden sehen die Abläufe auf unserem Hof, sehen wo ihr Stück Fleisch herkommt, die Eier gelegt wurden und Obst und Gemüse angebaut wurden. Die Menschen haben Spaß daran, wenn sie sehen, wenn wir die Gemüse frisch vom Feld ins Geschäft tragen. Das schafft Vertrauen und die Kunden kommen immer wieder, weil eben auch eine hervorragende Qualität geboten wird.“
Der weiterhin einzige Bio-Naturladen in Kevelaer hält in einer Käsetheke über 50 verschiedene Sorten bereit. Das vielfältige Trockensortiment umfasst Aufstriche, Flocken, Tee, Kaffee, Nudeln, Reis, Gewürze, Öle, Nüsse und vieles mehr: Eingekochtes, Linsen, Reis und Nudeln, Milchprodukte und Aufschnitt. Eine kleine Auswahl an Naturkosmetik und Hygieneartikeln rundet das Angebot ab. Außerdem bietet Familie Etzold frisches, auf dem eigenen Hof erzeugtes Bio-Fleisch an, dazu gibt es in regelmäßigen Abständen Bio-Fisch. Auch das Bio-Brot der Biobäckerei Schomaker garantiert beste Qualität. Obst, Kartoffeln und Eier und vieles mehr kann der Kunde hier einkaufen. Miriam Etzold weist besonders auf das Gemüse hin, welches teilweise in Folientunneln gezogen wird: „Ich möchte die Kunden motivieren, regional und zeitgerechte Gemüse zu kaufen und zu verarbeiten. Pflücksalate, unterschiedlichste Möhrensorten, Postelein (saftiges Tellerkraut), Stielmus/Rübstiel, Steckrüben oder Topinambur (Wurzelgemüse) sind gesund und es gibt zahlreiche köstliche Rezepte hierzu.“