Hoffen auf ein friedliches Jahr
Die evangelische Pfarrerin Karin Dembek konnte zum Neujahrsempfang und zum Start des neuen Kirchenjahres zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Generationenhaus begrüßen.
Zuvor hatte die Gemeinde in der Jesu-Christus-Kirche den Adventsgottesdienst mit Abendmahl gefeiert, der vom Kirchenchor unter Leitung von Tom Löwenthal stimmungsvoll begleitet wurde. Im Rahmen des Gottesdienstes wurde Dr. Reiner Thiede zum neuer Presbyter der Gemeinde ernannt. „Ich wurde angesprochen und habe sofort zugesagt“, so der Arzt nach seiner Ernennung am Rande der Neujahrsempfangs. Der 49-Jährige nannte für seine Arbeit ein erstrebenswertes Ziel: „Die Ökumene wäre ein großer Wunsch für Kevelaer.
Bei ihrer Predigt hatte Dembek mit Bezug auf die Offenbarung vom „Buch mit den sieben Siegeln“ die damalige Situation der Christen als verfolgte Minderheit beschrieben. „Johannes schrieb diese Vision für Menschen, die wissen, was Leid und Verfolgung bedeuten“, schlug die Pfarrerin den Bogen zum heutigen „Schmerz über das, was in dieser Welt ungelöst und nicht in Ordnung ist, worunter ganze Völker leiden und sich auf eine lebensgefährliche Flucht begeben: Terror, Gewalt, Unrecht, Hunger.“
Sie erinnerte an die persönlichen ungelösten und versiegelten Situationen: „Wenn es beruflich nicht gut läuft, wenn wir den Boden unter den Füßen verlieren, weil wir eine schlimme ärzliche Diagnose erfahren, wenn die Kinder sich abwenden, die Trennung von dem Partner oder der Partnerin droht oder ein Familienmitglied oder aus dem Freundeskreis im Sterben liegt.“
Das Weinen, die ungestillte Sehnsucht gehöre zum Advent. Aber die „Zukunft ist nicht die Verlängerung der Gegenwart, weil das Weltgeschehen und das persönliche Schicksal in Gottes Hand und dessen Macht der Liebe liegen.“ Am Ende des Adventskalenders finde sich wie beim Öffnen der Siegel nicht ein Abgrund, „sondern Gott, stark und sanft, mächtig und liebevoll.“
Bürgermeister Dominik Pichler blickte bei seinem Grußwort nochmal auf das abgelaufene Jahr zurück. Er erinnerte an die Wahl des US-Präsidenten Trump sowie die Landtags- und Bundestagswahl. „Mal schauen, wann Rauch aufsteigt“, machte er in Bezug auf eine Regierungsbildung ganz klar. „Wegen mir muss es keine GroKo geben.“
Die Feiern zu 500 Jahre Luther seien jetzt vorbei, „aber es geht weiter“, erinnerte das Stadtoberhaupt an die „sehr ökumenische Rede“ des Weihbischofs Rolf Lohmann in Kevelaer. „Ich fand‘s gut“, stecke darin auch eine versteckte Hoffnung auf weitere Annäherung der Konfessionen. Pichler drückte die Hoffnung aus, dass es 2018 friedlicher werde als in den vergangenen Jahren und sprach im dem Kontext auch die „gesellschaftlichen Zerwürfnisse, die gestärkten politischen Ränder, den Konflikt zwischen Arm und Reich und die Benachteiligung kinderrreicher Familien“ an.
Nach weiteren Grußworten nutzten die Gäste bei Suppe und Kaffee die Gelegenheit zum intensiven Austausch und sprachen über ihre Erwartungen an das kommenden Jahr. „Ich hoffe, dass wir eineinhalb Jahre noch so harmonisch wie bisher die Kinder auf den Weg bringen und 2018 viele positive Erlebnisse haben“, hatte die Leiterin der Gemeinschaftshauptschule, Renate Timmermann, bereits das sich langsam nähernden Aus ihrer Einrichtung im Auge. „Wir werden das 50-jährige Jubiläum bewusst feiern.“
Der Leiter der Kevelaerer Tafel, Wilfried Binn, mahnte beim Empfang die Lebensmittelverschwendung an: „Sie ist christlich, moralisch und volkswirtschaftlich eine Katastrofe angesichts der Menschen, die in Afrika verhungern und verdursten.“ Seine Einrichtung mit den 52 Mtarbeitern sah er aktuell gut aufgestellt. „Aber natürlich ist bei uns jede helfende Hand herzlich willkommen.“
Der Kinderarzt Abiodun Ogundare drückte sein Hoffnung aus, dass sich sein Augenklinik-Projekt in Nigeria weiter so gut entwickelt: „Im kommenden Jahr kommt dort der Erweiterungsbau. Dann ist für die Patienten noch mehr Platz .“