Der Busman
Hoch
So hoch erfreut, Mechel, habe ich dich schon lange nicht mehr erlebt. Hattest du noch vor Kurzem gejammert, der Winter sei so lang und dunkel und grau, so musst selbst du jetzt zugeben, dass die Sonne uns schon seit geraumer Zeit nicht im Stich gelassen hat.
Woran das liegt? Ein Wetterfrosch hat das im Fernsehen mal so erklärt: Früher wechselten sich zu dieser Jahreszeit die Regen- und die Sonnentage in schneller Folge ab. Kaum hatte mal die Sonne für ein paar Tage geschienen, schon kam von Westen, von Holland her, der nächste Regen übers Land.
Heutzutage laufen die Winde wegen der Erderwärmung anders um die Welt.
Liegt über uns ein Tief, dann kann es anhaltend und ausgiebig regnen.
Gibt es ein Hoch, so bleibt es auch für längere Zeit an Ort und Stelle und rührt sich nicht vom Fleck, so wie jetzt eben.
So ein Hoch erfreut mit seinem Sonnenschein natürlich die Gemüter. Die Natur erwacht und lässt die Magnolien in voller Pracht aufgehen. Schon von Weitem leuchten die rosaroten Kirschblüten am Straßenrand.
Da ist es kein Wunder, wenn es die Menschen nicht mehr in den Häusern hält.
So war es auch vorigen Sonntag. Nein, Mechel, ich weiß ja, dass du von Natur aus kein neugieriger Mensch bist, aber du wolltest doch sehen, was in unserer Stadt los war.
Und was soll ich sagen? Hoch her ist es da gegangen.
Brocante-Markt und verkaufsoffener Sonntag. Da war was los!
Nicht nur viele Niederländer waren mit ihren Ständen vertreten, überall hörtest du auch Besucher auf Holländisch reden. Mechel, da fühlen wir uns doch auch zu Hause, wie schön, dass die Landesgrenze für uns praktisch keine Bedeutung mehr hat. Schade nur, dass wir jetzt nichts mehr zu schmuggeln haben, daran erinnert ja nur noch die Stelle im Wald, wo Jan den Düwel seine Spelunke hatte.
Auf ein abgeschottetes Deutschland können wir aber gerne verzichten. Hoch her geht es ja in dieser Woche, wo die Politiker von CDU und SPD unter Hochdruck daran arbeiten, endlich zu Potte zu kommen. Das wird aber auch Zeit.
Hoffentlich kommt was Vernünftiges dabei heraus, sonst kommen die anderen in Hochstimmung. Ob sie es bis Ostern schaffen? Hoffentlich legt uns der Osterhase da kein Windei ins Nest.
Übernächsten Sonntag feiern wir schon wieder das Hochfest von der Auferstehung Jesu.
Freust du dich auch schon darauf, Mechel, zuzusehen, wie die Enkelkinder die Eier suchen, die der Osterhase versteckt hat?
Mechel sagt:
„Joa, dat sünn ek gärn, äwwer ek hoop, dat vor mej ok wat dorbej es! Dat hät den mej hoch on heilig versproke!“
Euer Hendrick