Forschungsprojekt zum „Atelier für Malerei und Kunststickerei Leo Peters“

Himmlische Mode

Dennis Hartjes und Pia Wontorra forschen aktuell zur Geschichte des Ateliers Leo Peters. Foto: Jana Haack

Dennis Hartjes und Pia Wontorra forschen aktuell zur Geschichte des Ateliers Leo Peters. Foto: Jana Haack

Wie die weltliche ist auch die kirchliche Mode dem Zeitgeschmack unterworfen. Wurden im Barock überwiegend prunkvolle, mit Gold und Edelsteinen besetzte Gewänder aus schweren Brokatstoffen bevorzugt, so zeichnete sich im Biedermeier eine gewisse Leichtigkeit nicht nur in der Art der verwendeten Stoffe, sondern auch in der Gestaltung der Paramente ab. Heute sind es in der Regel schlichte und einfache Stoffe, die seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Eingang in die Paramentenwerkstätten gefunden haben und dort zu Messgewändern verarbeitet werden. Die Forschungsstelle für die Geschichte des Bistums an der Universität Münster arbeitet aktuell zur Paramentenwerkstatt des Niederländers Jacob Leonard Lambert Peters – und bittet in diesem Zusammenhang vor allem Pfarreien im Bistum um Mithilfe.

Geometrischer Jugendstil

Das von Peters (1870–1936) im niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer gegründete „Atelier für Malerei und Kunststickerei“ war eine bedeutende Paramentenwerkstatt. Wie für die damalige Zeit typisch, wurden in der Werkstatt zunächst detailliert bestickte Paramente und Vereinsfahnen im neogotischen Kunststil gefertigt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verlagerte der Firmeninhaber jedoch den Schwerpunkt seiner künstlerischen Gestaltung auf den gerade neu aufkommenden Jugendstil. In einer eigenen Interpretation dieses Kunststils entstanden zahlreiche Messgewänder und Fahnen im sogenannten geometrischen Jugendstil, der sich bei Peters vor allem durch aufwendige Bildstickereien in Kombination mit Schnörkeln und Spiralornamenten auszeichnet.

Gerade die exponierte Lage des Ateliers im Herzen des Wallfahrtsortes sorgte früh dafür, dass zahlreiche Würdenträger ihre Messgewänder hier in Auftrag gaben und dementsprechend viele Kirchen im Rhein-Maas-Gebiet auch heute noch Paramente aus dem Atelier Leo Peters in ihrem Bestand verzeichnen können. Hier setzt die Studie des Teams von der Universität in Münster an.

Auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen

Ziel der Studie ist es, nicht nur die Geschichte des Ateliers aufzuarbeiten, sondern darüber hinaus auch die noch erhaltenen Paramente und Fahnen aus dem Atelier zu lokalisieren und zu erfassen, um sie anschließend in verschiedenen Publikationen der Forschung zugänglich zu machen. Hierbei sind die Forschenden auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen, da es kein systematisches Verzeichnis darüber gibt, in welchen Kirchen und Kapellen noch Paramente aus dem Kevelaerer Atelier vorhanden sind. Insbesondere von Paramentengruppen sowie von den Küsterinnen und Küstern der Kirchen im Bistum Münster erhofft sich das Forschungsteam Hinweise auf bislang unbekannte Paramente. Zudem werden die Kevelaerer Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, zum Projekt beizutragen, wenn sie über Informationen und Bildmaterial zum Atelier Leo Peters verfügen.

Nachdem Peters – vermutlich aus Altersgründen – um 1920 in die Niederlande zurückgekehrt war, übernahm sein Sohn Leo Engelbert Friederich Peters (1898–1963) die Leitung des Ateliers. Zu dieser Zeit hatte sich die Produktion allerdings bereits auf künstlerisch gestaltete Wandbehänge verlagert; Messgewänder aus der Zeit nach 1920 sind nicht bekannt. Anfang des Jahres 1950 wurde das Atelier aufgelöst.

Hinweise

Informationen und weiterführende Hinweise zur Geschichte und zum Atelier für Malerei und Kunststickerei Leo Peters werden entgegengenommen unter dennis.hartjes@uni-muenster.de; Telefon: 0251/83-26905; Westfälische Wilhelms-Universität Münster – Forschungsstelle für die Geschichte des Bistums Münster, Domplatz 23, 48143 Münster.