Himmelsgeläut

Unlängst hatte ich Gelegenheit, einigen unserer Stadtführer*innen ein paar bescheidene Tipps und Ratschläge anzubieten. Nun bin ich beinahe auf den Geschmack gekommen – nein, nicht selbst Stadtführer zu werden. Das können andere viel besser. Aber diese kleine Story kann vielleicht noch einmal nützlich sein: Es gehörte einmal zu meinem täglichen Geschäft, das Stehenbleiben zwecks Artikelverkauf. Auch ein gelegentliches „Pläuschchen“ mit einem Mitbewohner, manchmal auch Kevelaer-Besucher (damals ohne, heute natürlich mit Maske) gehörte selbstverständlich dazu. 

Nun ergab sich in diesen Tagen eine besondere Variante: Ich stellte im Laufe der Unterhaltung meinem auswärtigen Gesprächspartner eine Frage und erwartete natürlich eine Antwort. Die kam auch, denn  seine Maske bewegte sich vor und zurück und so „sah“ ich seine Antwort, ohne sie allerdings hören zu können. Der Grund dafür kam wortwörtlich „von oben“:

Die Basilika legte los mit ihren Glocken und da war für einige Minuten eine Gesprächspause angesagt. Das brachte mich auf die Idee, mich einmal genauer nach diesen Glocken zu erkundigen und so erfuhr ich viele interessante Dinge. Es hängen acht Glocken im Turm; eine neunte – es ist die  kleinste aus Bronze mit dem Namen „St. Ludgerus“ – hängt in dem Vierungsturm Richtung Johannes-Stalenus-Platz, oberhalb des ehemaligen Mühlenportals. Sie wiegt gerade mal um die 150 Kilo. Darum hört sie sich auch so hell an.

Ihre dickeren und schwereren Geschwister bringen ein Gesamtgewicht von gut neun Tonnen (180 Zentner!) auf die Waage. Drei davon wurden aus Bronze gemacht, fünf aus Stahl. Diese fünf haben durch ihre Namensgebung einen Bezug zur Gottesmutter: Die größte Stahlglocke z.B. wurde 1954 auf den Namen „Consolatrix Afflictorum“ getauft und hat ein Gewicht von fast 2,8 Tonnen. Die zweitgrößte mit ihrem Gewicht von 1,7 Tonnen ist auch so eine Stahlglocke und trägt den Namen „Virgo Immaculata“. Die drei Bronzeglocken im Turm tragen die Namen von Heiligen: St. Michael-St. Raphael-St. Gabriel.

Zurück zu unserem unterbrochenen Gespräch. Als das Geläut verklungen war, fragte der Mann: „Haben Sie das gehört? Die Glocken haben ja sogar ein Lied gespielt!“ Und auch das konnte ich ihm erklären: Die moderne Technik macht es möglich, dass unsere Basilikaglocken alle Lieder des aktuellen Gebet- und Gesangbuches „Gotteslob“ spielen können, dazu auch noch einige weltliche Lieder. Bei mir zu Hause stemmte eine erstaunte Mechel die Hände in die Hüften und meinte: „Podomme! Wat hebbe wej en musikalische Kerk!“

Euer Hendrick