Caritas-Beratungsstelle im Kreis Kleve startet

Hilfe für junge Opfer sexualisierter Gewalt

Alexandra Ludzinski berät Opfer von sexualisierter Gewalt im Kreis Kleve. Foto: Caritasverband Geldern-Kevelaer

Sexuelle Gewalt kann jede Person treffen. Wenngleich die Betroffenen häufig über ihr Erlebtes schweigen, weiß auch der Caritasverband Geldern-Kevelaer, wie gravierend die Ausmaße der Taten sind: „Alleine für den Kinder- und Jugendbereich gehen Schätzungen inzwischen davon aus, dass in Deutschland pro Schulklasse ein bis zwei Schüler:innen von sexueller Gewalt in unterschiedlichsten Lebensbereichen betroffen sind. Hierunter fallen Anspielungen, obszöne Worte oder Gesten, unerwünschtes Zeigen von Bildern und Videos bis hin zu sexualisierten Berührungen und massiven Missbrauchsfällen“, teilen die Verantwortlichen mit. Sexualisierte Gewalt ist so nicht nur „weit entfernt“ in den Medien präsent, sondern für jeden Menschen auch im engeren Lebensumfeld erfahrbar.Der Caritasverband Geldern-Kevelaer hat daher zum 1. Juni eine Beratungsstelle für Opfer sexualisierter Gewalt eingerichtet. 

Niedrigschwelliges Angebot

„Hilfe zu suchen, kann für Betroffene und für Menschen, die helfen wollen, sehr herausfordernd sein. Deshalb ist es so wichtig, schnell und niedrigschwellig eine Anlaufstelle zu finden. Genau dafür ist unsere Beratung da. Damit alle, die Hilfe suchen, auch Hilfe erhalten“, erläutert Alexandra Ludzinski. Die Erzieherin und Sozialpädagogin steht künftig betroffenen Kindern, Jugendlichen und Familien beratend zur Seite. 

Viele Jahre hat Ludzinski in der stationären Kinder- und Jugendhilfe in einem Kinderheim gearbeitet, bis sie vor zehn Jahren zum Jugendamt der Stadt Krefeld gewechselt ist. Dort war die Sozialpädagogin in der Fachstelle Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt tätig. „Das Wissen und meine Erfahrungen aus den bisherigen Tätigkeiten bringe ich nun gerne mit, um den Aufbau der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt des Caritasverband Geldern-Kevelaer zu unterstützen“, so Ludzinski.

Das Angebot richtet sich an Betroffene und deren Familien im Südkreis Kleve, in denen es zu sexuellen Übergriffen an Kindern und Jugendlichen gekommen ist oder der Verdacht darauf besteht. „Wenn sich jemand einem Kind in sexuell übergriffiger Weise nähert, zum Beispiel durch Berührungen unangenehme Äußerungen, sind Kinder häufig mit der Situation überfordert. Im besten Fall erzählen sie einer vertrauten Person davon und erfahren die nötige Unterstützung. Oder sie kommen, gerne auch in Begleitung, zu uns in die Beratungsstelle. Das gilt auch für Menschen, die ein solches Verhalten in ihrem Umfeld beobachten“, empfiehlt die Sozialpädagogin. 

Diagnostik, Beratung und Vernetzung

In den Beratungsgesprächen werden der individuelle Bedarf und ein darauf angepasstes Angebot ermittelt. Dies kann innerhalb des multidisziplinären Teams der Erziehungs- und Familienberatungsstelle in Form von psychosozialer Diagnostik und Beratung erfolgen, aber auch durch die strukturierte Vernetzung ins örtliche Hilfesystem wie z.B. Polizei oder Jugendämter. In Fällen von Anzeigenerstattungen können Begleitung und Unterstützung im Zusammenhang mit den Ermittlungsbehörden Teil des Angebots sein.

Neben den von sexueller Gewalt betroffenen Kindern und Jugendlichen sind auch deren Eltern und Bezugspersonen Zielgruppe des Beratungsangebots. „Die Aufdeckung von sexueller Gewalt bedeutet auch für betroffene Eltern eine extreme emotionale Belastung“, betont Ludzinski. Auch hier bietet die Beratungsstelle Unterstützung an. Eine solche professionelle Begleitung ist vielfach unverzichtbar, um das Geschehene verarbeiten zu können.“

Fachkräfte in der Kinder- und Jugendarbeit können sich ebenfalls bei Verdacht oder in konkreten Fällen an die Beratungsstelle wenden und eine Fachberatung oder die Einschätzung einer möglichen Kindeswohlgefährdung erhalten. In Planung sind zudem themenspezifische Veranstaltungen für Kindergärten und Schulen zur Aufklärung und Prävention.

Kontakt

Alexandra Ludzinski ist erreichbar unter Tel. 02831-9102300 oder per E-Mail unter alexandra.ludzinski@caritas-geldern.de.