Dankbares Aufatmen beim ehrenamtlichen Team der Kevelaerer Aktion pro Humanität (APH): Endlich, nach langen Wochen der Vorbereitung und des Wartens, ist nun ein erster, kleiner Teil der auf dem Kapellenplatz gesammelten Hilfsgüter (das KB berichtete) in Syrien angekommen. Der Weg führte über die Türkei und endete an grenzpolitischen Auflagen – nur neue, ungebrauchte Decken, Kleidungsstücke, Isomatten, etc. durften die Grenze passieren.

Als bewährter Partner der APH hat das ebenfalls ehrenamtlich arbeitende Team von „human plus e.V.“ (Nettetal) den Transport übernommen. „Wir alle haben uns riesig gefreut, als diese erlösende Meldung kam, dass unsere Hilfsgüter vor Ort angekommen sind, auch, wenn nicht alle Kartons den Weg nach Syrien gefunden haben“, berichtet APH-Vorsitzende Dr. Elke Kleuren-Schryvers. „Fünf Wochen der intensivsten Vorbereitung hat das mit unseren Partnern in Syrien gebraucht. Jetzt scheint der Weg für weitere Transporte gebahnt,“ berichtet Anestis Ionanids von human plus.

In einer ländlichen Region nahe Aleppo und sogar weiter noch bis in die Region Idlib hinein, konnten die Hilfsgüter bereits – auf kleine Pritschenwagen verteilt – zu den Menschen gebracht werden, unter anderem in Zeltlager und Kinderheime. „Eine syrische Partnerorganisation von human plus e.V. arbeitet – so hat es den Eindruck – sehr zügig und effektiv bei der Verteilung, kennt die Gegebenheiten vor Ort gut, was sehr wichtig ist“, betont Kleuren-Schryvers.

Hilsgüter kommen an

Immer wieder höre man in offiziellen Interviews, auch von politischer Seite, dass 90 Prozent der Hilfsgüter verloren gingen – als eine Art „Wegezoll“ an das amtierende, politische Regime in Syrien. „Anestis Ioanidis hat klar und eindeutig versichert, dass human plus mit einer kleinen, aber sehr versierten syrischen Hilfsorganisation zusammenarbeitet. Bislang klappt das reibungslos, die Hilfsgüter kommen bislang bei den Menschen an“, erklärt APH. Probleme haben wohl eher die großen, internationalen Organisationen, die Hilfe bringen möchten und Verträge dafür schließen müssen mit der amtierenden syrischen Regierung. Deswegen, so Ioanidis, sei die Hilfe in großem Stil für die Menschen in Syrien auch so schwer.

Nach Einschätzung der syrienerfahrenen Organisation human plus gebe es für den Großteil der auf dem Kapellenplatz gesammelten second hand Hilfsgüter (Kleidung, Decken) derzeit keine Möglichkeit, die Sachen direkt nach Syrien zu bringen. Und so musste APH einmal mehr schnell reagieren und neue Wege annehmen: Ein Teil der Hilfsgüter wurde zu den Menschen in die Erdbebenregionen der Türkei gebracht. Am 4. April wurde ein weiterer Teil dann auf den Weg zu den notleidenden Menschen in der Ukraine aufgegeben.

„Wir können damit gut leben, auch wenn es anders geplant war“, sagt Dr. Rüdiger Kerner aus dem APH-Stiftungsvorstand. „Denn auch in der Türkei und in der Ukraine leiden die Menschen unermesslich. Und humanitäre Hilfe funktioniert eben nicht immer so, wie wir uns das hier wünschen und denken. Sie erfordert viel Flexibilität und Geduld, um das Bestmögliche für viele Menschen zu erwirken.“

Die Aktion pro Humanität hat nun weitere 5.000 Euro aus den Geldspenden für die Syrien-Hilfe an human plus e.V. überwiesen, damit noch einmal neue Waren eingekauft und weiter transportiert werden können. „Für genau den Bedarf, der uns von den Partnern aus Syrien zurückgemeldet wird“, so Kerner.

APH konnte bislang aus den Spenden vom Niederrhein 75.000 Euro als Soforthilfe an Pater Firas Lutfi und Erzbischof Jacques Mourad für die Menschen in den Erdbeben-Regionen – vornehmlich in und um Aleppo, Idlib und Homs – bereit stellen.

„Das mit den Brutstätten der Menschenliebe und der Barmherzigkeit gegen die Nester des Hasses und der Menschenverachtung – in Anlehnung an einen Gedanken von Papst Franziskus – funktioniert hier am Niederrhein noch in beeindruckender Weise. Das macht mich sehr froh und dankbar,“ sagt APH-Kuratoriumsmitglied Weihbischof Rolf Lohmann zu den Entwicklungen der Syrienhilfe. „Es gilt, unermüdlich Wege zu suchen und zu bahnen, um den notleidenden Menschen in unserer Welt Mitmenschlichkeit und konkrete Hilfe zu bringen. Unser Helfen hat christlich inspirierte Wurzeln, ja. Wirksam jedoch soll es werden für alle Menschen. Gleich welcher Herkunft, Nationalität, Religion.“

Die Erfordernisse, die APH jetzt konkret gemeldet werden, sind: neue Kinderkleidung, Kinderschuhe, Kindernahrung, Baby-Milchpulver, Einmalwindeln, Medikamente, Heizmaterialien. Über Firas Lutfi, den Franziskaner-Oberen unter anderem auch für Syrien, wird nun wohl auch eine direkte Brücke der Hilfe in die ländliche Erdbebenregionen von Idlib möglich, die immer noch weitgehend von Rebellen dominiert wird und zu einem Teil auch noch unter IS-Regime steht.

Dankbarkeit für Hilfsangebote

APH steht nun auch in Kontakt mit zwei Franziskaner-Patres, Fra Hanah und Padre Louai, die in einer solchen Region leben und arbeiten. „Alle Menschen hier, die so unter den Folgen des Krieges und dieser zusätzlichen schweren Erdbeben-Katastrophe leiden, werden von eurer Hilfe profitieren. Ihr seid seit mehr als 10 Jahren die erste Hilfsorganisation, die sich konkret hier bei uns meldet und anfragt“, schrieb Padre Louai in der regen WhatsApp-Kommunikation zwischen Kevelaer und Idlib.

Das hat die Aktion pro Humanität berührt und veranlasst, weitere Hilfe besonders für die Hilfsbrücke in die Region nach Idlib zu den Franziskaner-Patres und den Menschen in der Region zu senden, kündigt Kleuren-Schryvers an.