Hier steckt kein Kopf im Sand

Als ursprünglich konventionell betriebenen landwirtschaftlichen Hof (Kuhhaltung), bewirtschaftet Clemens Jeuken in Wetten seit 1993 eine Straußenfarm. „Als Kind hatte ich immer schon Vögel, Hühner und Enten. Ein Nachbar hatte Strauße und ich war sofort von diesen Vögeln so beeindruckt, dass von da an der Gedanke geboren war, eine eigene Straußenzucht aufzubauen“, erzählt der Besitzer, der diese Arbeit im Vollerwerb durchführt. Clemens Jeuken gibt den Lesern des Kevelaerer Blattes die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen des Straußenhofs zu werfen.

Jeuken ist Mitglied im Bundesverband Deutscher Straußenzüchter e.V., hält um die 100 Exemplare des auf der Roten Liste der bedrohten Tiere geführten Laufvogels (die Zahl variiert je nach Küken und Schlachtungen) und kümmert sich im Haupterwerb um den Hof, nachdem er am Anfang zusammen mit seinem Bruder den Start nur im Nebenerwerb bewältigt hatte.
Wie bei jedem gewerblichen Umgang mit Tieren gibt es Halterichtlinien, die durch das Kreis-Veterinäramt überwacht werden. Hierbei ist ein genügender Auslauf zu gewährleisten.

Auf dem Hof in Wetten gibt es große Wiesen mit viel Platz für die Tiere. Zwar gibt es auch großzügige Offenställe, wo die Strauße jederzeit hinaus und hinein können, aber oft gehen sie nur zum Fressen dort hinein. Auf eine ausgewogene Mineralstoffversorgung, die ausreichend Kalzium, Phosphorverbindungen und Rohfaseranteil enthält, sowie Spurenelement- und Vitaminversorgung ist zu achten. Neben dem Weidegang bekommen die Strauße je nach Jahreszeit Muschelkalk, Weide- und Maissilage sowie Kraftfutter und die Küken neben Aufzuchtfutter Haferflocken und kleingeschnittenes Gras.

Strauße leben im Bereich der Savannen und auf offenem Grasland. Hierbei kommt ihnen ihre Größe von bis zu 2,50 Meter zugute, da sie so ihre Fressfeinde frühzeitig erkennen können.
Eine alte Redensart besagt, dass der Strauß bei Bedrohung durch Feinde „den Kopf in den Sand steckt“. Tatsächlich rettet sich der Strauß, der bis zu einer halben Stunde lang 70 Kilometer pro Stunde schnell laufen kann, aber durch Davonlaufen. Er ist außerdem in der Lage, sich mit einem gezielten Tritt zu verteidigen, der einen Löwen oder einen Menschen zu töten vermag.

Bis zu 150 Kilo schwer

Vor allem brütende Strauße legen sich jedoch bei nahender Gefahr oft auf den Boden und halten Hals und Kopf dabei gerade ausgestreckt. Da aus der Ferne der flach am Boden liegende Hals nicht mehr zu sehen ist, könnte dieses Verhalten zu der Legende geführt haben. Denkbar wäre auch, dass man bei der Beobachtung von Straußen auf größere Distanz durch flirrende Luft über heißem Steppenboden einer optischen Täuschung erlegen ist. Bei diesem Effekt „verschwindet“ der Kopf grasender Strauße optisch für den entfernten Betrachter.

Zuchthennen legen im Jahr zwischen Februar und September rund 30 Eier mit einem Gewicht von jeweils etwa einem Kilogramm. Hennen und Hähne werden bis zu 150 Kilogramm schwer und bis zu 70 Jahren alt. Für die Fleischproduktion werden die Strauße nach einem Jahr und einem Gewicht von etwa 100 Kilogramm in einem anerkannten Schlachthaus geschlachtet und ihr Fleisch vakuumiert. Hierbei ergibt sich rund ein Drittel des Schlachtgewichts an Fleischprodukten.

Straußenfleisch verbindet die Eigenschaften von rotem und weißem Fleisch, denn es ist fett- und cholesterinarm. 100 Gramm Fleisch ergeben 92 Kalorien bei 26 Prozent Protein, ein bis zwei Prozent Fett und 58 Milligramm Cholesterin. Gewonnen wird das Fleisch vom Hals, Rücken sowie Ober- und Unterschenkel. Ebenfalls essbar sind Leber, Herz, Magen und Mark aus den Unterschenkelknochen.

Hofführungen

Um die Begeisterung für den afrikanischen Strauß weitergeben zu können, bietet Jeuken die Möglichkeit, auf dem Hof sich in Form einer Führung (nach Voranmeldung) ausführlich und spannend über Haltung und Aufzucht der Strausse informieren zu lassen und diesem Vogel ganz nah zu sein.