Hier könnte ein Verwaltungsgebäude entstehen
Am Ende blieben nur die Standorte B und C übrig, an denen künftig ein zweites Gebäude der Stadtverwaltung in unmittelbarer Nähe zum Peter-Plümpe-Platz entstehen könnte (das KB berichtete). Das mit der Bewertung der Standorte beauftragte Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner hatte dazu jedoch acht Standorte analysiert und vier davon schließlich ausgeschlossen. Das Kevelaerer Blatt stellt die Argumente für und gegen die acht Standorte vor.
Standort A – wenig Platz, schwierige Quartiersnutzung
Auf der Marktstraße, gegenüber der einmündenden Busmannstraße, gehört der Stadt Kevelaer bereits ein Gebäude. Der Erwerb benachbarter Immobilien wäre möglich. Früher einmal dachte man hier über einen Durchstich nach, um die Flächen rund um Begegnungsstätte und Bühnenhaus attraktiver anzubinden. Dieser Plan gilt heute wegen verkehrsplanerischer Bedenken als unwahrscheinlich. Doch auch ein Verwaltungsgebäude dürfte hier nicht realistisch sein: Die Gestaltungssatzung erlaubt an der Marktstraße nur zwei Vollgeschosse. Um die erforderliche Anzahl Büros unterzubringen, wäre eine große Gebäudetiefe notwendig. Für ankommende Buspilger befindet sich das Gebäude auf der falschen Seite der Marktstraße, um ihnen eine öffentliche Toilette anzubieten, und auch gastronomische Angebote scheitern am fehlenden Platz für eine Außenbestuhlung. Um Fördergelder erhalten zu können, muss der geplante Neubau jedoch im Erdgeschoss eine sogenannte Quartiersnutzung vorsehen, eben die vorgenannten zwei Optionen, eine Touristeninformation oder ähnliches.
Fazit: 20 von 60 Punkten, K.O. durch nicht umzusetzende Flächenanforderungen.
Standort B – gute Lage, viele Möglichkeiten
Ein Neubau an der Busmannstraße gegenüber der Volksbank würde dazu beitragen, einen Platz vor dem Alten Rathaus einzufassen – wenn die Verkehrsführung entsprechend geändert wird. Zu diesem Zweck würde das Gebäude auch mit der kurzen Seiten zur Busmannstraße ausgerichtet werden. Ein Anbau an die vorhandene Bebauung ist aufgrund der fehlenden Brandwand nicht möglich. Die Lage wäre optimal für eine auch den Außenraum einbeziehende Quartiersnutzung und kurze Wege zum Alten Rathaus, das auch künftig Teile der Verwaltung beherbergen wird. Um die Flächenanforderungen zu erfüllen, müsste der Neubau vier Vollgeschosse haben – was die Architekten an diesem Standort für unproblematisch halten.
Fazit: 50 von 60 Punkten, städtebauliche Impulse und funktionale Vorteile.
Standort C – Anbau ans Rathaus und Teilung des Platzes
Schon das integrierte städtebauliche Handlungskonzept schlägt eine optische Teilung des wenig strukturierten Peter-Plümple-Platzes durch einen Neubau vor, der senkrecht zum Rathaus verliefe. Diese Idee greift der Standort C auf. Im Bereich der Wochenmarktfläche entstünde ein kleinerer Platz für Quartiersnutzungen, der Bereich der Parkflächen bliebe in seinen großen Dimensionen auf der anderen Seite erhalten. Der Vorschlag sieht eine L-förmige Lösung vor, die aus einem Anbau an das Rathaus und eine abgewinkelte Fortsetzung Richtung Platzmitte besteht. Das schafft eine direkte Verbindung beider Verwaltungsgebäude. Es erhält aber auch die Verbindung der beiden Plätze, weil das neue Gebäude so weniger weit in den Platz hinein ragt. Ein Durchgang im Erdgeschoss soll diese Verbindung verstärken. Der Raumbedarf könnte in drei Geschossen untergebracht werden, die Lage ist für eine Quartiersnutzung optimal.
Fazit: 52,5 von 60 Punkten, positive Umfeldeffekte, große Synergien.
Standort D – Anbau ans Rathaus, zusammenhängende Plätze
Auch Standort D sieht einen Anbau ans bestehende Rathaus vor, diesmal allerdings in Verlängerung bis zur Annastraße. Die Grünfläche müsste weichen, der Raumbedarf macht vier Vollgeschosse erforderlich. Gut denkbar wäre auch ein Durchgang zwischen beiden Gebäuden, die schon durch die Höhe sehr massiv wirkten. An Standort D wäre eine Quartiersnutzung ebenfalls gut möglich, wenngleich die Lage für öffentliche Toiletten etwas abseits wäre. Zudem müsste die Neugestaltung des Peter-Plümpe-Platzes Strukturen schaffen, die an dieser Stelle die Quartiersnutzung unterstützen. Dafür sorgt auch hier die unmittelbare Verbindung beider Verwaltungsgebäude für optimale Wege.
Fazit: 37,5 von 60 Punkten, wenig städtebauliche Impulse, massive Wirkung, aber kurze Wege.
Standort E – suboptimale Lage, fremde Grundstücke
Die Häuserzeile im Rücken des Rathauses war schon häufiger für eine städtebauliche Entwicklung im Gespräch. Mit drei Geschossen könnte dort gut der Raumbedarf eines zweiten Verwaltungsgebäudes untergebracht werden. Für eine Quartiersnutzung ist die Lage allerdings trotz der Nähe der bisherigen – schlecht angenommenen – öffentlichen Toiletten an der Rathausrückseite ungünstig. Auch weitere Angebote könnten dort schlecht frequentiert werden, fürchten die Architekten. Das größte Problem ist aber, dass die Grundstücke dort nicht der Stadt gehören und teilweise zur Anlieferung genutzt werden.
Fazit: 15 von 60 Punkten, wenig Chancen auf Realisierung.
Standort F – Öffentliche Begegnungsstätte
Auch die öffentliche Begegnungsstätte wurde als Standort für ein Verwaltungsgebäude geprüft. Es zeigte sich schnell, dass der Grundriss der einstigen Schule nicht zu den Anforderungen eines Bürogebäudes passt: Der Flur verläuft nicht mittig, die Raumgrößen sind ungeeignet, etc.. Außerdem müssten Ersatzräume für die zahlreichen derzeitigen Nutzungen der Begegnungsstätte gefunden werden – zum Beispiel in einem Neubau am Peter-Plümpe-Platz. Flächen für eine Quartiersnutzung fehlen, wenn das Gebäude in der heutigen Form erhalten werden soll. Das Ziel, alle Verwaltungsmitarbeiter räumlich näher zusammenzubringen, kann dort zudem nur ansatzweise erreicht werden.
Fazit: 32,5 von 60 Punkten, falsche Lage, falscher Zuschnitt, keine sinnvolle Option.
Standort G – Lage mit zu viel Potenzial für Anderes
Wenn die Verwaltung nicht in die Begegnungsstätte ziehen kann, dann eben in einen Neubau davor? Auf den Parkflächen zwischen Begegnungsstätte und Stadthotel skizziert die Machbarkeitsstudie den Standort F. Heute hat der Bereich nur wenig Aufenthaltsqualität, was einer Quartiersnutzung widerspräche. Allerdings ließe sich nach Ansicht der Architekten eben diese Qualität durch einen entsprechenden dreigeschossigen Neubau dort sehr gut schaffen. In Verbindung mit Bühnenhaus und Begegnungsstätte könnte der kulturelle Schwerpunkt an diesem Ort gestärkt werden. Alle drei Gebäude könnten einen gemeinsamen Vorplatz haben. Damit dieses „Quartier“ nachhaltig funktieren kann, regen die Planer an, den Süden des Areals als Misch- oder sogar reine Wohnbebauung zu entwickeln. Sollte die Belebung dieses Quartiers noch weitreichender betrieben werden, empfehlen die Architekten, direkt über eine Tiefgarage nachzudenken. Allein für den Verwaltungsbau wäre diese jedoch nicht erforderlich. Wie alle Neubaulösungen ließe sich der Raumbedarf der Verwaltung auch an Standort G optimal umsetzen.
Doch es gibt auch Nachteile: Wie bei Standort F ist das vor allem die Entfernung zum Rathaus. Nicht zuletzt stellen die Architekten die Frage, ob man einen Standort mit so viel Potenzial nicht besser als mit einem Verwaltungsgebäude nutzen könne.
Fazit: 42,5 von 60 Punkten, fast schon zu viel Potenzial und weite Wege.
Standort H – wie G, nur mit Einzelhandel
Standort H entspricht Standort G wie einer größeren Grundfläche – denn anstelle einer Quartiersnutzung wäre in dieser Variante das Erdgeschoss für Einzelhandel vorgesehen. Etwa 1100 Quadratmeter wären dort verfügbar, was grob dem Rewe im Kaufcenter entspräche. Der kulturelle Bereich würde in dieser Variante nicht gestärkt, wohl aber würden die vorhandenen Gebäude von einer höheren Frequentierung profitieren. Aber auch die Frequenz der Anlieferungen durch Lkw würde steigen.
Aufgrund der fehlenden Quartiersnutzung ist es gut möglich, dass eine Förderung des Neubaus nicht zulässig ist und dieser Standort allein deshalb aus der Betrachtung herausfallen würde.
Dennoch halten die Architekten diese Variante für nicht uninteressant, weil so neue Nutzungsmöglichkeiten für das alte Kaufcenter entstehen könnten.
Fazit: 30 von 60 Punkten, machbar, aber wohl nur ohne Förderung.
In die engere Auswahl empfiehlt die Machbarkeitsstudie die Standorte B, C, D und G, spricht sich aber klar für B oder C als Favoriten aus. Ob die Kevelaerer Politik dem folgt, bleibt abzuwarten. Kritik fand diese zu allen Standorten. (loh)