Heribert Hölz hilft im Homeoffice

Abenteuerlich sind seine Fahrten nach Bosnien allemal immer gewesen. Doch diesmal hätte die Dienstreise des Helfers vom Niederrhein auch schief gehen können. „Wir waren schon fast auf dem Weg“, erzählt Heribert Hölz beim Besuch des Kevelaerer Blattes, „da kam der Anruf aus Bosnien.“ Dringend riet man ihm in letzter Sekunde von der für den 11. bis 18. März geplanten Reise ab. „Herr Hölz, die stecken Sie hier sofort in Quarantäne“, hieß es und so fuhren seine Frau, drei Mitreisende und er nicht zum Flughafen, sondern mit dem Taxi wieder nach Hause. Es wäre die 92. Fahrt gewesen, sagt Hölz. „Und ich hatte 80.000 Euro in der Tasche.“

Heribert Hölz wäre Jahre nach seiner Pensionierung und im Alter von inzwischen 77 Jahren nicht dieser unermüdliche Motor der Bosnien-Hilfe der Duisburger Caritas, wenn ihm da in der Corona-Krise keine Lösung eingefallen wäre, wie die Spendengelder vom Niederrhein doch noch ihr Ziel erreichen würden. Über das „Außenwirtschaftsamt der Bundesbank“ fand er eine Möglichkeit, Geld auf Banken in Bosnien einzuzahlen. „Das ist sicher und kommt an“, sagt er. 40.000 Euro habe er so beispielsweise nach Banja Luka geschickt. „Es hat etwas gedauert, aber es ist alles angekommen“, versichert er. „Wer kann schon sagen, wann wir da wieder hinfahren können“, freut er sich darüber, dass die Spenden, die er mittlerweile in ganz Deutschland sammelt, ihr Ziel auch ohne seinen Besuch erreichen.

Schnelle Hilfe

Hilferufe erreichen ihn auch über Umwege, etwa über Freunde, Verwandte oder Bekannte, die in Deutschland leben. Wie der einer Dame, die einer Frau in Bosnien helfen wollte, die zuvor in Deutschland als Pflegerin gearbeitet hatte, zurückgekehrt war und sich nun dringend benötigte Medikamente nicht leisten konnte. Hölz aktivierte seine Kontakte und noch am gleichen Abend hielt die Frau das Geld in den Händen.

Unzählige Beispiele fallen ihm spontan ein. Ein Arzt aus Rheinberg habe 2.700 Euro gespendet, da war er natürlich begeistert. Aber auch noch die kleinste Spende rührt ihn an. Eine 79-jährige Witwe aus Kleve las in der Zeitung von der Bosnienhilfe, rief ihn an und erklärte, sie wolle ihr gesamtes Erspartes spenden. 28,27 Euro waren in der Spardose hinter dem Stickbild der Muttergottes. „Die Zahl werde ich nie vergessen“, sagt Heribert Hölz über „die Frau, die nix hat und davon noch was abgibt.“

Bei Besuchen in Bosnien wird Heribert Hölz auch von den Ärmsten immer herzlich empfangen. Foto: privat

Einerseits sind es die vielen Spender, auch in Kevelaer, „das ist eine Hochburg“, denen er sich verpflichtet fühlt. Andererseits weiß er seit Jahrzehnten um die Not in Bosnien. „Den Menschen kann ich dort vorübergehend etwas helfen“, bleibt er trotz der hohen Summen, die er Jahr für Jahr sammelt, bescheiden, „in dem Land ändere ich nix“, weiß er aber auch. Und hält es dennoch mit dem Ausspruch von Mutter Theresa, den er so verinnerlicht hat und der auch auf ihn zutrifft wie kein zweiter: „Ich weiß, dass das, was ich tue, nur ein Tropfen im Ozean ist. Aber gäbe es ihn nicht, er würde fehlen.“

Und so macht er weiter, sammelt, entwickelt kreative Ideen, um den Menschen in Bosnien zu helfen. Patenschaften, Hilfe zur Selbsthilfe, Schulen, eine Suppenküche – es gibt genug zu tun. „Da kann ich doch gar nicht die Finger von lassen“, sagt der unermüdliche Helfer, der noch „jede Woche einmal zum Dienst“ von seinem Wohnort Neukirchen-Vluyn nach Duisburg fährt, ansonsten aber viel im „Homeoffice“ regelt. Wie etwa die Marmeladenaktion, die er gemeinsam mit seiner Frau – „ohne deren Hilfe wäre ich aufgeschmissen“ – jedes Jahr durchführt. Tausende Gläser Marmelade kocht seine Frau ein, „es sind etwas weniger als in den vergangenen Jahren“, sagt Hölz, „aber auch mit diesem Geld kann man den Menschen in Bosnien helfen. Sie dürfen nicht in Vergessenheit geraten.“