Helau – Hellblau?

Als selbstständiger Kleinunternehmer kann ich mir eigentlich meine Arbeitszeit einrichten, wie ich es möchte. Wenn da nicht leider der tägliche Zwang des Broterwerbs dahinter stünde. Das Geld, um dem Karnevalstrubel in die Eifel oder an die See zu entfliehen, habe ich bei meinem schmalen Einkommen natürlich nicht. Die Gelegenheit dazu ist jetzt nach den tollen Tagen sowieso vorbei, der Alltag hat uns wieder. Wirklich? Nö!

Ich gönne mir einfach einen freien Tag und schlendere mit meiner Mechel durch die Stadt, fein warm eingepackt und untergehakt (Ärm in Ärm, dat hält wärm!). Und so tun wir beide mal so, als seien wir zwei von vielen Besuchern Kevelaers.

Am ersten Tag nach Karneval erwarten wir eigentlich, dass es in der Stadt noch „ziemlich rummelig“ aussieht, von wegen Papierresten, Glasmüll, Bierdosen und so… Aber nur vereinzelt erblicken wir auf einem Mauervorsprung oder hinter einer niedrigen Vorgartenumzäunung die eine oder andere Bierdose ihr vergessenes Dasein fristen oder ein paar leere Fläschchen Marke „kleiner Feigling“.

Und beim Anblick dieser Reste alkoholischen Genusses sehen wir uns beide bezeichnend an und nicken wissend mit dem Kopf. Wer mag sie geleert und weggeworfen haben? Ich frage Mechel: „Wer hat die wohl ausgetrunken? Erwachsene oder Jugendliche?“

Mechel schüttelt den Kopf und fragt zurück: „Frogt es liever, wän hät die gekoch?“ Sie deutet damit an, was in diesen Tagen leider wieder einmal zuhauf beobachtet werden konnte: Dass Jugendliche ohne große Probleme Bier und sogar Spirituosen kaufen können. Ist es Geldgier der Verkäufer, Gleichgültigkeit oder Überforderung wegen großen Andrangs an der Kasse?

Der „Erfolg“ ist in diesen Fällen überall derselbe: zwölf- bis 17-jährige Alkoholleichen, die von Rettungsdiensten eingesammelt und nach der Erstversorgung zum KH gefahren werden. Von komasaufenden Halbstarken will ich hier gar nicht sprechen: Bei manchem Kind der erwähnten Altersklasse, das zum ersten oder zweiten Male seine Grenzen ausprobieren will, genügen zwei bis drei besagte „Feiglinge“, runtergespült mit einer Dose Bier, bis die Malteser oder das DRK kommen müssen.

Mechel zuckt nur die Achseln und meint ganz pragmatisch: „Die domme Blaage kann ek blos beduure, äwel die Suppläpp – die sin ni wiss! Die sin dags drop all wehr nöchter, äwel met völ Koppinn, so hoop ek!“

Euer Hendrick